Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
gewünscht, einmal in so einem Haus zu wohnen. Wann holst du Brom und meine Mutter, Fenolf?«
Fenolf schüttelte den Kopf. »Es ist zu gefährlich, sie auch hierher zu bringen. Anjala und Brom müssen leider dort bleiben, wo sie sind. Zumindest so lange, bis Anjala das Hochzeitskleid abgeliefert hat.«
»Es wird keine Hochzeit geben.« Saskandra setzte sich auf einen Schemel. Ihre blinden Augen starrten ins Leere.
Sheila spürte wieder einen Schauder. Saskandra hatte das mit solcher Überzeugung gesagt, als stünde der Untergang von Atlantis unmittelbar bevor. Sheila wechselte mit Mario einen unsicheren Blick.
Saskandra schlug die Hände vors Gesicht, als würde sie sich für ihre Worte schämen.
»Was macht Euch so sicher, Saskandra?«, fragte Fenolf sanft.
Die Seherin antwortete nicht gleich. Ihr Oberkörper wiegte sich vor und zurück. Als sie sprach, klang es, als sei sie in Trance gefallen.
»Einer wird den Vulkangott wecken.
Dann sieht der Gott Zaidons Werk
und sein Zorn wird die ganze Stadt treffen.
Die Erde wird beben,
Feuer kommt aus der Tiefe
und die Mauern werden fallen.
Erst wenn alles eingestürzt ist,
ist der Gott zufrieden
und das Feuer erlischt.«
Saskandra stöhnte und ihre Hände klammerten sich an das Holz des Schemels.
»Wann wird das sein?«, fragte Mario aufgeregt. »Wie lange dauert es noch, bis der Vulkan ausbricht?«
Doch Saskandra reagierte nicht auf seine Frage. Sie befand sich noch immer in einem Zustand, in dem sie nicht ansprechbar war.
»Einer im Raum löst alles aus.
Der Freund ist nicht mehr der Freund.
Du lässt den Fremden ein,
der zurückholen will,
was gestohlen ist.
Der Lärm des Kampfes
weckt den Gott aus dem Schlaf
und alles nimmt seinen Lauf.«
Sheila begann zu zittern. Was war das für eine Prophezeiung? Der Fremde, der das Gestohlene zurückholen wollte … MeinteSaskandra sie oder Mario? Dann wären sie schuld, dass Atlantis unterging! Was für eine schreckliche Vorstellung!
Am liebsten wäre Sheila hinaus in den Garten gelaufen, um ihre Verzweiflung laut herauszuschreien. Sie wollte kein Spielball des Schicksals sein. Warum hatte Irden ihnen den Auftrag gegeben, Talana zu retten, wenn der Preis dafür war, dass Atlantis untergehen würde?
Der Freund ist nicht mehr der Freund, hatte Saskandra außerdem gesagt. Dieser Satz hatte Sheila einen heftigen Stich gegeben. Bedeutete das, dass Mario und sie sich zerstreiten würden? Würden sie einander vielleicht verraten? Sheila biss sich auf die Lippe. Ihre Fingernägel bohrten sich in ihre Handflächen. Sie hatte große Lust, Saskandra zu schütteln, um mehr zu erfahren. Oder um die alte Frau zu zwingen, ihre Prophezeiung zurückzunehmen. Sheila wollte Marios Freundschaft nicht verlieren. Das war das Schlimmste, was ihr passieren konnte!
Auch Mario war blass geworden. Talita lächelte ihn an, aber er lächelte nicht zurück. Seine Augen suchten Sheila und sie las in seinem Blick die gleiche Verzweiflung, die sie gerade fühlte.
Saskandra schwankte. Fenolf trat rasch hinter die alte Frau, um zu verhindern, dass sie von ihrem Schemel fiel. Er stützte ihren Rücken. Langsam kam Saskandra wieder zu sich.
»Durst«, murmelte sie schwach. »Könnte ich bitte etwas Wasser bekommen?«
»Ich hole Wasser vom Brunnen«, sagte Talita gleich. Sie schnappte sich einen der herumstehenden Krüge und eilte in den Garten. Wenig später kam sie mit dem gefüllten Krug zurück. Saskandra trank gierig.
»Jetzt geht es mir besser«, sagte sie und wischte sich die Lippen ab. »Ich danke dir, Fenolf, dass du mir Unterkunft gewährst und mich vor Zaidon versteckst.« Ihre blinden Augen richteten sich auf Mario und Sheila. »Und euch beiden danke ich dafür, dass ihr mich ins Leben zurückgeholt habt. Meine Zeit ist wohl noch nicht gekommen. Ich habe hier noch eine Aufgabe. Mögen die Meeresgötter mit mir sein und mir helfen, für alles die richtigen Worte zu finden.«
16. Kapitel
Zaidons Magie
Zaidon war außer sich vor Wut, als er erfuhr, dass zwei Gefangene verschwunden waren. Außerdem hatte sich ein Wächter krankgemeldet und war nicht zur Arbeit erschienen. Als man nachgeforscht hatte, war sein Quartier leer gewesen.
»Wie konnte das passieren?«, fuhr der Fürst den jungen Gefangenenwärter an, der ihm die Sache berichtet hatte.
»Ich weiß es nicht, Herr!«, antwortete dieser. »Bei meinem Kontrollgang gestern war noch alles in Ordnung. Und auch bei der Übergabe ist mir nichts aufgefallen. Ich habe die
Weitere Kostenlose Bücher