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Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Wer ist der Vater? Doch nicht etwa dieser Friseur, der nicht einmal eine Dauerwelle legen kann? In welchem Monat bist du? Hast du einen guten Arzt? Ich meine, einen, der keine Fehler macht. Auch nicht bei derDiagnose. Und was ist es überhaupt? Ein Junge oder ein Mädchen? Und warum erfahr ich das erst jetzt?« Dann atmete er tief und deutlich vernehmbar durch.
    Patrizia starrte ihren Vater plötzlich mit wäßrigen Augen an, während ihre Großmutter sich erhob und schweigend den Tisch abräumte.
    »War er bei dir auch so, Mamma?« Marco schien sich als einziger über die Eifersucht Laurentis zu amüsieren.
    »Ganz im Gegenteil. Damals war er ganz außer sich vor Freude, vor allem, als du kamst. Ein Junge.« Laura schüttelte den Kopf. »Proteo, das hier ist kein Verhör. Deine Tochter erwartet ein Kind, und du wirst Großvater. Das ist ein Grund zu jubeln, finde ich. Aber du führst dich auf wie ein gehörnter Ehemann.«
    »Ich und Großvater! Soweit kommt’s noch! Und warum bin ich eigentlich immer der letzte, der solche Dinge erfährt?«
    »Ich hab’s auch nicht gewußt«, protestierte Marco. »Was ist denn das für eine Familie?«
    »Klappe, du wirst Onkel und lernst besser schon einmal, wie man Babybrei zubereitet«, sagte Laura und lächelte kühl.
    »Onkel? Ich glaub, es hakt! Und Babybrei erst recht nicht. Aber meiner Schwester zuliebe kann der Junge später eine Lehre in meinem eigenen Restaurant machen. Ich weiß schon wann und wo«, protzte Marco. »Er wird fürs Leben lernen.«
    »Was denn für ein Restaurant? Schließ erst mal deine Lehre ab.« Patrizia starrte ihren Bruder zweifelnd an und erhob sich.
    »Du wirst schon sehen.« Marco ließ sich nicht unterbrechen. »Noch ein Esser mehr auf dieser Welt, und das bei den Lebensmittelpreisen! Dein Sohn schaut einer rosigen Zukunft entgegen. Wir müssen ihn von Anfang daran gewöhnen, Insekten zu verspeisen. Das ist nur eine Sache der Gewohnheit. Proteinreich sind sie und lecker auch.«
    »Marco, übertreib nicht«, sagte Laurenti ernst. »So schlimm wird es schon nicht für den Jungen.«
    »Wer sagt eigentlich, daß es ein Junge wird?« zischte Patrizia und schlug die Tür hinter sich zu.
    Proteo und Marco schauten sich erschrocken an, während Laura nur darauf wartete, daß sie endlich die Klappe hielten. Großmutter Immacolata folgte Patrizia, um sie zu trösten.
    »Ja, was wird es denn sonst?« fragte Marco.
    »So, ihr beiden Sturköpfe, jetzt habt ihr erreicht, was ihr wolltet.« Laura knallte ihr Glas auf den Tisch. »Patrizia ist im vierten Monat. Der Vater ist nicht Santo, sondern Gigi. Mit dem Friseur hat sie schon vor einem halben Jahr Schluß gemacht. Und ihr Arzt ist auch kein Idiot. Deine Tochter erwartet ein Kind, und wer rechnen kann, kommt von alleine darauf, daß es im Mai zur Welt kommen wird. Zwilling.«
    »Was?« brüllte Marco. »Zwillinge? Papà, du wirst doppelter Opa!«
    »Ein Zwilling, wie ich. Sternzeichen.« Das schiefe Lächeln seiner Mutter ließ ihn verstummen. »Ob es ein Junge wird oder ein Mädchen, wissen wir nicht. Und wir wollen es auch nicht wissen, kapiert?«
    Proteo runzelte die Stirn. »Und wer ist ›Wir‹? Also, kann ich jetzt endlich Antworten auf meine Fragen bekommen?« Laurenti schäumte, sein Zorn galt ganz allein seiner Frau.
    »Nimm es, wie es ist«, sagte Laura ruhig. »Du wirst dich daran gewöhnen.«
    »Das kommt dabei raus, wenn man sich mit den erotischen Mosaiken aus Pompeji beschäftigt.« Marco kramte in seiner Hosentasche nach dem Marihuana, besann sich aber. »Ich muß jetzt los, Livias Zug kommt bald an. Ich bin gespannt, was sie zu dieser Neuigkeit sagt.«
    »Im vierten Monat?« fragte Laurenti, als er mit Laura allein war. »Und wer ist überhaupt eigentlich dieser Gigi?«
    »An deiner Stelle würde ich mich schleunigst bei Patriziaentschuldigen. Was ist bloß in dich gefahren? Rede selbst mit ihr, wenn du’s wissen willst.«
     
    Es dauerte lange, bis Patrizia nicht mehr schmollte. Nach und nach kam dann alles raus. Zuerst aber mußte er sich mehrfach bei ihr entschuldigen und inständig beteuern, daß er sich wirklich freue, endlich Großvater zu werden. Nichts im Leben habe er sich mehr gewünscht, als daß seine Lieblingstochter endlich sein erstes Enkelkind in die Welt setzte. Patrizia bezichtigte ihn der Lüge, doch dann lachte sie plötzlich und umarmte ihren Vater, als er schwor, er sei froh, daß es nicht ihrem kleinen Bruder passiert sei, der im Restaurant eine Nachwuchsköchin nach

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