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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Licht von innen zu glühen schien. Dieses Leuchten hatte der Burg ihren Namen verliehen – Redmont –, was so viel hieß wie Roter Berg.
    Am Fuße des Hügels und auf der anderen Seite des Flusses Tarbus lag das Dorf Wensley, eine Ansammlung von Häusern mit einem Wirtshaus und allen Handwerkern und Händlern, die für das tägliche Leben auf dem Lande nötig waren, wie zum Beispiel ein Böttcher, ein Wagner, ein Schmied und ein Sattler. Das Land um das Dorf herum war gerodet worden, zum einen, damit die Dorfbewohner Felder zu bewirtschaften hatten, zum anderen, damit sich keine Feinde ungesehen nähern konnten. In Zeiten der Gefahr trieben die Dorfbewohner ihre Herden über die Holzbrücke, die den Tarbus überspannte, entfernten dann den mittleren Brückenpfosten und suchten Schutz hinter den Mauern der Burg, bewacht von den Soldaten des Barons und den Rittern, die in Redmonts Heeresschule ausgebildet wurden.
    Walts Hütte lag am Waldrand im Schutz der Bäume, in einiger Entfernung sowohl von der Burg als auch vom Dorf. Die Sonne ging gerade hinter den Bäumen auf, während Will sich der Hütte näherte. Ein dünner Rauchfaden stieg aus dem Schornstein, was darauf hindeutete, dass Walt bereits aufgestanden war. Will trat auf die langgezogene Veranda und zögerte einen Moment, dann holte er tief Luft und klopfte nachdrücklich an der Tür.
    »Herein«, rief eine Stimme von drinnen.
    Will öffnete die Tür und trat ein.
    Die Hütte wirkte von außen zwar klein, stellte sich aber im Inneren als erstaunlich geräumig und gemütlich heraus. Will stand jetzt im Wohnzimmer, in dem offensichtlich auch gegessen wurde. An einem Ende befand sich eine kleine Küche, die vom Wohnzimmer nur durch eine Holzbank getrennt war. Will sah bequem aussehende Stühle um einen Kamin stehen, einen gut geschrubbten Holztisch in der Mitte und Töpfe und Pfannen, die glänzten. Auf dem Kaminsims stand sogar eine Vase mit bunten Wildblumen und die frühe Morgensonne strömte durch ein großes Fenster. Vom Wohnzimmer gingen noch zwei andere Räume ab.
    Walt saß nach hinten gelehnt auf einem Stuhl, die Füße auf dem Tisch.
    »Wenigstens bist du pünktlich«, sagte er knapp. »Hast du schon gefrühstückt?«
    »Ja, Sir«, antwortete Will und starrte den Waldläufer fasziniert an. Das war das erste Mal, dass er Walt ohne seinen graugrünen Kapuzenumhang sah. Jetzt trug er lediglich einfache braune und graue Kleidung aus Baumwolle und weich aussehende Lederstiefel. Er war älter, als Will gedacht hatte, sein Haar und der Bart waren kurz geschnitten und ursprünglich wohl von dunkler Farbe, wiesen aber bereits graue Strähnen auf. Will fand, es sah aus, als ob Walt sich Haare und Bart selbst mit einem Jagdmesser gestutzt hätte.
    Der Waldläufer stand auf. Er war schlank und zierlich. Das war noch etwas, was Will nie bemerkt hatte. Der graue Umhang hatte eine ganze Menge verhüllt. Walt war eher schmächtig und überhaupt nicht groß. Um genau zu sein, war er erheblich kleiner als ein durchschnittlicher Mann. Aber er strahlte Stärke und Zähigkeit aus, die ihn trotz fehlender Körpergröße sehr beeindruckend und gefährlich wirken ließen.
    »Fertig mit der Musterung?«, fragte der Waldläufer da unvermittelt.
    Will schrak zusammen. »Ja, Sir! Entschuldigung, Sir!«
    Walt erwiderte barsch: »Du kannst Walt zu mir sagen«, und ehe Will etwas erwidern konnte, deutete er auf einen kleinen Raum. »Das ist dein Zimmer. Stell deine Sachen dort hinein.«
    Walt ging nun zum Herd und Will betrat zögernd die Kammer, die er zugewiesen bekommen hatte. Sie war klein, aber genauso sauber wie der Rest der Hütte und sah sehr einladend aus. Ein schmales Bett stand an der einen Wand, an der anderen ein Kleiderschrank und ein einfacher Tisch mit einer Waschschüssel und einem Krug darauf. Auch hier, bemerkte Will, machte eine Vase mit frisch gepflückten Wildblumen das Zimmer freundlicher. Er legte sein kleines Bündel mit Kleidung und Habseligkeiten aufs Bett und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
    Walt war am Herd beschäftigt und drehte Will den Rücken zu. Will hüstelte, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Walt fuhr ungerührt fort, Kaffee zu machen.
    Will hüstelte erneut.
    »Hast du dich erkältet, Junge?«, fragte der Waldläufer, ohne sich umzudrehen.
    »Ähm … nein, Sir … Walt … Sir.«
    »Warum hustest du dann?« Walt drehte sich jetzt zu ihm um.
    Will zögerte. »Na ja, Sir«, begann er unsicher, »ich wollte nur fragen … was genau

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