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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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macht ein Waldläufer eigentlich?«
    »Er stellt keine sinnlosen Fragen, Junge!«, antwortete Walt. »Er hält die Augen und Ohren offen, schaut sich um, hört gut zu, und wenn er nicht zu viel Stroh zwischen den Ohren hat, lernt er dabei etwas!«
    »Oh«, sagte Will. »Verstehe.« Er verstand überhaupt nichts, und obwohl er gemerkt hatte, dass er im Augenblick lieber ruhig sein und abwarten sollte, konnte er einfach nicht anders. Er wiederholte ein wenig aufsässig: »Ich habe nur überlegt, was Waldläufer überhaupt so tun.«
    Walt bemerkte den rebellischen Unterton und drehte sich zu ihm. In seinen Augen lag ein eigenartiges Glitzern. »Tja, dann sollte ich dir wohl besser erklären, was Waldläufer so tun, oder besser gesagt, was Lehrjungen von Waldläufern tun: sie erledigen die Hausarbeit.«
    Will hatte das ungute Gefühl, einen Fehler begangen zu haben. »Die Hausarbeit?«, wiederholte er.
    Walt nickte und sah sehr zufrieden mit sich aus. »Genau. Schau dich mal um.« Er machte eine ausholende Handbewegung. »Siehst du irgendwelche Dienstboten?«
    »Nein, Sir«, antwortete Will langsam.
    »Keine Dienstboten, da hast du Recht!«, bekräftigte Walt. »Denn das ist keine Burg mit einer Schar von Dienstmägden. Dies ist eine bescheidene Hütte. Hier muss das Wasser geholt und Feuerholz gehackt werden, hier müssen Böden geschrubbt und Teppiche geklopft werden. Und wer, glaubst du, könnte all diese Dinge tun, Junge?«
    Will suchte fieberhaft nach einer anderen Antwort als jener, die jetzt unvermeidbar schien. Doch ihm fiel nichts ein, also erwiderte er schließlich in resigniertem Ton: »Könnte das vielleicht ich sein, Sir?«
    »Ich glaube schon«, erwiderte der Waldläufer und ratterte die folgenden Worte nur so herunter. »Dort steht ein Eimer. Wasserfass vor der Tür. Wasser im Fluss. Axt in der Holzlege hinter der Hütte. Besen neben der Tür. Und wo der Boden ist, siehst du ja wohl selbst.«
    »Ja, Sir.« Will begann die Ärmel hochzukrempeln. Als er sich umsah, bemerkte er, dass das Wasserfass offensichtlich den Vorrat für einen Tag enthielt. Schätzungsweise zwanzig oder dreißig Eimer gingen wohl hinein. Mit einem Seufzer wurde ihm klar, dass er einen arbeitsreichen Vormittag vor sich hatte.
    Als er hinausging, den leeren Eimer in einer Hand, goss sich der Waldläufer einen Becher Kaffee ein, setzte sich wieder und sagte zufrieden: »Ich hatte ganz vergessen, wie lustig es sein kann, einen Lehrling zu haben.«

    Will konnte kaum glauben, dass eine so kleine und anscheinend ordentliche Hütte so viel Arbeit machte. Nachdem er das Wasserfass mit frischem Flusswasser aufgefüllt hatte – einunddreißig Eimer voll –, hackte er Holz hinter der Hütte und stapelte die Scheite zu einem ordentlichen Haufen. Er fegte die Stube aus, und nachdem Walt beschlossen hatte, dass der Wohnzimmerteppich ausgeklopft werden müsste, rollte er ihn zusammen, trug ihn hinaus und hängte ihn über ein Seil zwischen zwei Bäumen. Er klopfte ihn mit aller Kraft, sodass riesige Staubwolken herausflogen. Von Zeit zu Zeit beugte sich Walt aus dem Fenster, um ihn anzufeuern. Das hörte sich dann ungefähr so an: »Du hast eine Stelle auf der linken Seite vergessen« oder »Etwas kräftiger, Junge!«
    Als der Teppich wieder auf dem Boden lag, war Walt der Meinung, dass einige seiner Kochtöpfe nicht genügend glänzten.
    »Wir müssen sie noch ein wenig polieren«, sagte er mehr oder weniger zu sich selbst. Will wusste jedoch inzwischen, dass das bedeutete: »Du musst sie noch ein wenig polieren.« Also trug er sie ohne ein Wort zum Flussufer, füllte sie zur Hälfte mit Wasser und feinem Sand und polierte das Metall, bis es glänzte.
    Walt saß inzwischen auf einem mit Segeltuch bespannten Stuhl auf der Veranda, wo er einen Stoß Papiere durchblätterte. Will kam ein oder zwei Mal vorbei und bemerkte, dass einige der Papiere mit einer Krone oder einem Wappen geschmückt waren, während der größte Teil nur ein schlichtes Eichenblatt aufwies.
    Nachdem Will am Flussufer fertig war, hielt er die Töpfe hoch, damit Walt sie inspizieren konnte. Der Waldläufer schnitt eine Grimasse, als er sein verzerrtes Spiegelbild in der strahlenden Messingoberfläche sah.
    »Hmm. Gar nicht übel. Kann mein eigenes Gesicht darin sehen«, stellte er fest und fügte dann ohne ein Lächeln hinzu: »Vielleicht doch keine so gute Idee.«
    Will sagte nichts. Bei jedem anderen hätte er angenommen, es sei ein Scherz, aber bei Walt wusste man einfach

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