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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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zwanzig Jahren Waldläufer sind, wissen das dann meist, ohne noch fragen zu müssen.«
    »Oh.« Will war beeindruckt.
    »In Kriegszeiten«, fuhr Walt fort, »kundschaften wir das Gelände aus, schleichen uns hinter die feindlichen Linien, um für Verwirrung zu sorgen und so weiter. Es ist etwas aufregender als die Arbeit auf einem Bauernhof.«
    Will nickte. Vielleicht hatte das Leben als Lehrjunge des Waldläufers doch seine Reize. »Welche Feinde meint Ihr?«, fragte er. Solange er denken konnte, lebte man auf Burg Redmont in Frieden.
    »Feinde von innen und von außen«, antwortete Walt, »wie zum Beispiel die nordischen Seepiraten… oder Morgarath und seine Wargals.«
    Will schauderte, als ihm einige der unheimlichen Geschichten über Morgarath einfielen, den Herrscher über die Berge von Regen und Nacht.
    Walt nickte ernst, als er Wills Reaktion sah. »Ja, Morgarath und seine Wargals muss man auf jeden Fall im Auge behalten.«
    »Aber«, warf Will ein, »bei ihrem letzten Angriff haben die Armeen des Barons sie vernichtend geschlagen.«
    »Das ist richtig«, stimmte Walt ihm zu. »Aber nur, weil sie vor dem Angriff gewarnt worden waren.« Er machte eine Pause und sah Will bedeutungsvoll an.
    »Von einem Waldläufer?«, fragte der sofort.
    »Genau. Es war ein Waldläufer, der die Mannen des Barons davor warnte, dass Morgaraths Wargals unterwegs waren, und der die Reiterei über eine geheime Furt führte, damit sie dem Feind in die Flanke fallen konnte.«
    »Es war ein großer Sieg«, stellte Will fest.
    »Das war es«, stimmte Walt ihm zu.
    »Mein Vater ist in dieser Schlacht gestorben«, sagte Will mit leiser Stimme.
    Walt warf ihm einen aufmerksamen Blick zu. »Ach ja?«
    »Er war ein Held, ein großer Ritter«, fuhr Will fort. Der Waldläufer zögerte, fast als überlegte er, ob er etwas sagen sollte oder nicht. Dann erwiderte er nur: »Das wusste ich nicht.«
    Will verspürte eine leichte Enttäuschung. Einen Augenblick lang hatte er das Gefühl gehabt, als wüsste Walt etwas über seinen Vater, als könnte er ihm vielleicht sogar die genaue Geschichte seines Heldentods erzählen. Dann zuckte er mit den Schultern. »Deshalb wollte ich auch unbedingt zur Heeresschule«, erklärte er. »Um in seine Fußstapfen zu treten.«
    »Du hast andere Talente«, sagte Walt, und Will erinnerte sich daran, dass der Baron letzte Nacht das Gleiche zu ihm gesagt hatte. »Walt …«, setzte er an. Der Waldläufer nickte ihm zu. »Ich … ich habe nur überlegt … der Baron sagte, Ihr hättet schon länger von meinen Talenten gewusst.«
    Walt nickte wieder. »Das ist richtig.«
    »Na ja, welche sind das denn?«
    Der Waldläufer lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
    »Du bist beweglich und gelenkig. Das ist sehr gut für einen Waldläufer«, begann er. »Und du kannst dich leise und unauffällig bewegen. Das ist ebenfalls sehr wichtig. Du bist schnell. Und du bist wissbegierig.«
    »Wissbegierig? Wie meint Ihr das?«, warf Will ein.
    Walt sah ihn vielsagend an. »Du stellst ständig Fragen, willst immer Antworten«, erklärte er. »Deshalb ließ ich dich auch vom Baron mit diesem besagten Papier auf die Probe stellen.«
    »Aber wann habt Ihr mich zuerst bemerkt? Ich meine, wann habt Ihr zum ersten Mal daran gedacht, mich zu wählen?«, wollte Will wissen.
    »Oh«, sagte Walt. »Ich denke, das war, als ich dich dabei beobachtete, wie du die Törtchen aus Meister Chubbs Küche stibitzt hast.«
    Will blieb der Mund vor Erstaunen offen stehen.
    »Dabei habt Ihr mich beobachtet? Aber das ist ja schon Jahre her!« Da fiel ihm etwas ein. »Wo wart Ihr denn?«
    »In der Küche«, sagte Walt. »Du warst viel zu beschäftigt, um mich zu bemerken, als du hereinkamst.«
    Will schüttelte verblüfft den Kopf. Er war überzeugt gewesen, dass niemand in der Küche war. Dann erinnerte er sich wieder daran, wie Walt in seinen Umhang gehüllt unsichtbar wurde.
    »Ich war von deinen Kletterkünsten angetan«, sagte Walt. »Aber es gab noch etwas, was mich weit mehr beeindruckte.«
    »Was war das?«, wollte Will wissen.
    »Später, als Meister Chubb dich befragte, sah ich dich zögern. Du wolltest leugnen, dass du die Törtchen genommen hattest. Doch dann hast du es zugegeben. Erinnerst du dich? Daraufhin hat er dich mit seinem Holzlöffel auf den Kopf geschlagen.«
    Will grinste und rieb sich unwillkürlich die betreffende Stelle. Fast konnte er immer noch das Knacken hören, als der Holzlöffel auf seinen Kopf

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