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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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gewesen? Genau! König Herbert war als »Vater des vereinten Araluen« bekannt. Er hatte die fünfzig Lehnsbezirke miteinander zu einer mächtigen Union verbunden, um die Eindringlinge aus dem Norden abzuwehren. Will sah jetzt einen Weg, in Walts Augen wieder etwas mehr Achtung zu gewinnen. Wenn er die Bezeichnung »Vater des vereinten Araluen« erwähnte, würde der Waldläufer vielleicht …
    »Er ist auch als Vater des vereinten Araluen bekannt«, sagte Walt jetzt, und Will begriff, dass er ausnahmsweise einmal zu lange gewartet hatte. »Er betrieb den Zusammenschluss der fünfzig Lehnsherrn, ein Bündnis, das auch heute noch gültig ist.«
    »Ich erinnere mich jetzt sozusagen daran«, warf Will ein. Walt sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und fuhr fort.
    »König Herbert war damals der Meinung, dass das Königreich einen vernünftigen Nachrichtendienst benötigt, um langfristig gesichert zu sein.«
    »Einen vernünftigen Nachrichtendiener?«, wiederholte Will.
    »Nicht Diener, Dienst! Einen vernünftigen Nachrichtendienst. Obwohl wir natürlich seine Diener sind und es auch sinnvoll ist, dass wir vernünftig sind. Nachrichtendienst heißt, dass wir über unsere Feinde Bescheid wissen. Wir müssen auf dem Laufenden sein, wir müssen wissen, was sie vorhaben. Nur so kann man sich einen Plan zurechtlegen, um Gefahren zu verhindern. Deshalb hat der König den Bund der Waldläufer gegründet. Wir dienen als Augen und Ohren des Königreichs.«
    »Und wie macht man das?« Wills Interesse war jetzt geweckt. Walt bemerkte die Veränderung im Tonfall und seine Miene hellte sich auf.
    »Wir halten unsere Augen und Ohren offen. Wir reisen durch das Königreich – und auch über die Grenzen hinaus. Wir hören gut zu und beobachten. Und dann erstatten wir Bericht.«
    Will nickte. Dann fragte er: »Ist das der Grund, weshalb Ihr euch unsichtbar machen könnt?«
    »Wir können uns nicht unsichtbar machen«, erklärte Walt. »Die Leute meinen es nur. Dabei verhalten wir uns lediglich sehr unauffällig. Es ist jahrelange Übung nötig, um das gut zu beherrschen – aber du hast bereits die nötigen Fähigkeiten dazu.«
    Will blickte überrascht auf. »Ach ja?«
    »Als du letzte Nacht den Burghof überqueren wolltest, hast du die Schatten und die Bewegungen der Äste im Wind dazu benutzt, um dich zu verstecken, nicht wahr?«
    Will nickte. »Ja.« Er hatte nie vorher jemanden getroffen, der das bemerkt hatte.
    Walt fuhr fort. »Das machen auch wir so. Es geht darum, mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Wir benutzen ihn, um uns zu verbergen, indem wir ein Teil davon werden.«
    »Ich verstehe«, sagte Will langsam.
    »Der Trick dabei ist, dafür zu sorgen, dass kein anderer es versteht«, erklärte ihm Walt. Erst dachte Will schon, der Waldläufer hätte einen Scherz gemacht. Aber als er aufsah, blickte Walt so ernst drein wie eh und je.
    »Wie viele Waldläufer gibt es denn?«, fragte er. Walt und der Baron hatten mehr als einmal den Bund der Waldläufer erwähnt, aber Will hatte immer nur einen gesehen – und das war Walt.
    »König Herbert hatte den Bund mit fünfzig Mann gegründet. Einen für jedes Lehen.«
    Er schwieg einen Moment, dann fuhr er fort: »Wir sind aber nicht nur Kundschafter, sondern auch Gesetzeshüter. Jeder Waldläufer durchstreift das Lehen, für das er zuständig ist, und sorgt dafür, dass die Gesetze eingehalten werden.«
    »Ich dachte immer, das tut Baron Arald«, warf Will ein.
    Walt schüttelte den Kopf. »Der Baron ist der Richter. Die Bürger tragen ihm ihre Beschwerden vor, damit er die Streitigkeiten beilegen kann. Er macht die Gesetze. Die Waldläufer sorgen dafür, dass die Gesetze in Kraft treten und eingehalten werden. Wir bringen das Gesetz den Menschen nahe. Wenn ein Verbrechen begangen wurde, suchen wir nach Beweisen. Dafür eignen wir uns besonders gut, da die Menschen oftmals gar nicht merken, dass wir in der Nähe sind. Wir forschen unauffällig nach, um zu sehen, wer verantwortlich ist.«
    »Und was passiert dann?«, warf Will ein.
    Walt zuckte mit den Schultern. »Wir erstatten unserem Herrn Bericht und er wird die Person gefangen nehmen und anklagen. Manchmal, wenn es eine dringliche Angelegenheit ist, regeln wir sie einfach selbst.«
    »Was tun wir denn dann?«, wollte Will sofort wissen.
    Walt warf ihm einen langen, nachdenklichen Blick zu. »Nicht allzu viel, wenn wir erst seit ein paar Stunden Lehrjungen sind«, antwortete er. »Diejenigen von uns, die seit mehr als

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