Die Ruinen von Gorlan
aufeinander gesetzt, manche wirr verstreut.
Die Szene wurde erleuchtet von den zuckenden Flammen eines Feuers etwa vierzig Meter vor ihnen. Ein Stück entfernt kauerte eine riesige Gestalt, die vor Hass und Wut schrie und sich mit letzter Kraft an die tödliche Wunde fasste.
Der Krul war mindestens acht Fuß groß. Ein zottiger Pelz bedeckte seinen Körper und die langen Arme mit den mächtigen Klauen reichten fast bis zum Boden. Kurze, kräftige Beine befähigten ihn, sein Opfer mit schnellen Sprüngen zu verfolgen. All dies nahmen die drei Reiter in sich auf, als sie aus dem Wald herausritten. Aber was sie am meisten erschreckte, war das Gesicht – wild und affenartig, mit riesigen, vorstehenden gelben Zähnen und hasserfüllten, rot glühenden Augen, in denen blindwütige Mordlust stand. Die Bestie drehte das Gesicht jetzt zu ihnen und kreischte wütend, versuchte, sich zu erheben, taumelte jedoch wieder zurück.
»Was ist mit ihm?«, fragte Sir Rodney und zügelte sein Pferd. Will deutete wortlos auf die vielen Pfeile, die in der Brust steckten, alle weniger als eine Handbreit voneinander entfernt. Walt hatte ihn mit einem Pfeilregen verwundet, denn dem Krul rann schwarzes Blut über die Brust.
»Rodney!«, schrie Baron Arald. »Folgt mir. Sofort!«
Er ließ den Zügel seines zweiten Pferdes fallen, warf die Fackel zur Seite, hob die Lanze und zielte. Rodney war unmittelbar hinter ihm. Der schwer verletzte Krul erhob sich jetzt, um sie anzugreifen, da warfen die beiden Ritter ihre Lanzen und trafen ihn nacheinander in die Brust.
Mit einem letzten Aufschrei fiel er tot um, geradewegs an den Rand des Feuers. Einen Augenblick lang geschah gar nichts. Dann flammte das Feuer auf und eine rote Feuersäule ragte hoch in den nächtlichen Himmel und verschlang den Krul.
Die zwei Schlachtrösser scheuten voller Angst. Sir Rodney und der Baron schafften es gerade noch, im Sattel zu bleiben, und wichen vom Feuer zurück. Es stank ganz entsetzlich nach verbranntem Haar und Fleisch. Vage erinnerte sich Will daran, wie Walt erzählt hatte, dass die Kruls das Feuer scheuten. Sir Rodney rieb sich die benommenen Augen.
»Was zum Teufel ist da passiert?«, fragte er.
Der Baron sah nachdenklich ins Feuer. »Es muss die wachsartige Schicht sein, die ihr Fell bedeckt«, erwiderte er verblüfft. »Sie brennt wie Zunder.«
»Tja, was immer es war, wir haben es geschafft«, erwiderte Rodney mit einem Hauch Befriedigung in der Stimme.
Der Baron schüttelte den Kopf. »Walt hat es geschafft«, korrigierte er seinen Heeresmeister. »Wir haben ihm nur noch den Rest gegeben.«
Rodney nickte. »Er muss das Feuer angezündet haben, als er merkte, dass sie ihn angreifen wollten. Im Lichtschein konnte er besser zielen.«
»Er hat gut gezielt«, gab ihm der Baron Recht. »Die Pfeile saßen alle eng nebeneinander.«
Sie schauten sich um und hielten nach dem Waldläufer Ausschau. Da sah Will etwas unterhalb der verfallenen Burgmauern. Er stieg vom Pferd und rannte zu der Stelle. Seine Zuversicht sank, als er Walts mächtigen Langbogen aufhob, der in zwei Stücke zerbrochen war.
»Er muss von hier aus geschossen haben«, sagte er und deutete auf die Fundstelle.
Der Baron nahm die zerbrochene Waffe entgegen, während er in Reißers Sattel stieg. »Und der zweite Krul hat ihn erwischt, als er den ersten verwundete«, stellte er fest. »Die Frage ist nur, wo ist Walt jetzt? Und wo ist der andere Krul?«
Da hörten sie den Schrei.
I nnerhalb des überwucherten Burghofs kauerte der Waldläufer zwischen den umgestürzten Mauern, die einst Morgaraths Heim gewesen waren. Walts Bein pochte schmerzhaft. Der Krul hatte ihn mit einer Klaue erwischt, und inzwischen sickerte das Blut unter dem behelfsmäßigen Verband heraus, den er sich angelegt hatte.
Irgendwo ganz in der Nähe suchte der zweite Krul nach ihm, das wusste er. Er konnte seine schlurfenden Schritte und sogar seinen keuchenden Atem hören. Es war nur eine Frage der Zeit, bevor das Biest ihn aufspürte, das war Walt klar. Und wenn das passierte, dann war er erledigt.
Er war verwundet und ohne Waffen. Sein Bogen war kaputt, zerstört in dem entsetzlichen Kampf, wo er Pfeil um Pfeil auf eines der Ungeheuer abgefeuert hatte. Er kannte die Kraft seines Bogens und die durchdringende Schärfe seiner schweren Pfeilspitzen. Es war unfassbar, dass der Krul diesem Pfeilregen widerstehen und anscheinend unverletzt weiter auf ihn zukommen konnte. Aber als die Bestie tödlich getroffen war
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