Die Ruinen von Gorlan
und schwankte, stand bereits der zweite Krul vor ihm, schlug ihm mit seiner riesigen Klaue den Bogen aus der Hand und ließ Walt kaum Zeit, in die Ruinen zurückzuweichen.
Walt hatte sein Messer gezogen, doch der Krul wehrte den Stoß blitzschnell ab und die schwere Klinge durchdrang das dichte Fell nicht. Sogleich starrte das Tier ihn mit hasserfüllten Augen an und Walt merkte, wie sein Wille ihn verließ und seine Muskeln vor Angst erstarrten. Er benötigte seine ganze Willenskraft, um sich aus dem hypnotischen Bann zu befreien, und wich stolpernd zurück. Als der Krul dann mit seinen Klauen nach ihm schlug und seinen Oberschenkel aufriss, fiel Walt das Messer aus der Hand.
Da war er geflohen, unbewaffnet und blutend, um sich in dem Irrgarten aus Ruinen zu verstecken.
Bereits am späten Nachmittag hatte er bemerkt, dass das Ziel der Kruls sich geändert hatte. Ihr stetiger und anfänglich unbeirrter Weg nach Nordosten wurde mit einem Mal nicht fortgesetzt. Die beiden trennten sich unvermittelt, jeder vollführte eine Wendung um neunzig Grad, und von da an marschierten sie in unterschiedliche Richtungen. Sie versuchten, ihre Spuren, denen man bisher so leicht folgen konnte, zu verwischen, sodass nur ein erfahrener Fährtenleser wie zum Beispiel ein Waldläufer ihnen folgen konnte. Zum ersten Mal seit Jahren bekam Walt es mit der Angst zu tun, als ihm klar wurde, dass es jetzt die Kruls waren, die ihn jagten.
Die Ruinen waren nicht weit, und Walt beschloss, sich den Ungeheuern lieber dort zu stellen als im nahe gelegenen Wald. Er ließ Abelard zwischen den Bäumen zurück und machte sich zu Fuß auf den Weg. Er wusste, die Kruls würden ihn verfolgen, sobald die Nacht einbrach, also bereitete er sich so gut vor, wie er konnte. Er sammelte abgestorbene Äste, um ein Feuer zu errichten. Er fand sogar noch einen Krug Speiseöl in den Ruinen der Küche. Es war ranzig und stank ganz fürchterlich, doch es würde lichterloh brennen. Walt goss es über den Holzstoß und trat zurück an eine Stelle, wo er die Mauer im Rücken hatte.
Er hatte sich eine Reihe von Fackeln gemacht, die er ansteckte, als die Dunkelheit hereinbrach und er auf seine Verfolger wartete.
Er spürte ihr Kommen, noch bevor er sie sah. Doch es dauerte nicht lange, bis er die beiden riesenhaften dunklen Gestalten erspähte. Sie sahen ihn natürlich sofort. Die flackernden Fackeln, die er in die Mauer hinter sich gesteckt hatte, sorgten schon dafür. Aber sie übersahen den Stoß ölgetränkten Holzes – und darauf hatte er gesetzt. Als sie ihre Jagdschreie ausstießen, warf er eine brennende Fackel auf den Holzstoß und das Feuer flammte sofort hoch auf.
Einen Moment lang zögerten die Bestien. Feuer war ihr einziger Feind. Doch sie sahen, dass der Waldläufer nicht direkt am Feuer stand, und kamen auf ihn zu – geradewegs in den Regen von Pfeilen, die Walt auf sie abschoss.
Beinahe hätte er es geschafft, sie beide aufzuhalten. Er hatte immer noch mehr als ein Dutzend Pfeile in seinem Köcher. Doch Zeit und Entfernung arbeiteten gegen ihn, sodass er nur eines der Ungeheuer verwunden konnte und gerade noch mit dem Leben davonkam.
Jetzt hatte er sich zwischen zwei im Winkel aufeinander stoßenden Mauerresten verborgen und kauerte in einer kleinen Höhle im Boden; sein Umhang verbarg ihn, wie er es schon seit Jahren tat. Seine letzte Hoffnung war, dass Will rechtzeitig mit Baron Arald und Sir Rodney käme. Wenn er sich vor dem Ungeheuer verstecken konnte, bis Hilfe kam, hatte er vielleicht eine Chance.
Er versuchte, nicht an die andere Möglichkeit zu denken – dass Gilan vor ihnen ankäme, allein und nur mit seinem Bogen und einem Schwert bewaffnet. Jetzt, da er die Kruls aus nächster Nähe erlebt hatte, wusste Walt, dass ein einzelner Mann kaum eine Chance gegen sie hatte. Wenn Gilan vor den Rittern eintraf, würden sowohl er als auch Walt hier sterben.
Die Bestie durchkämmte den alten Hof jetzt beinahe wie ein Suchhund, überprüfte jede Stelle, jedes mögliche Versteck. Diesmal, wusste Walt, würde sie ihn finden. Seine Hand berührte den Griff seines kleinen Wurfmessers, die einzige Waffe, die er noch besaß. Es war zur Verteidigung gegen einen Krul ziemlich nutzlos, aber alles, was er noch hatte.
Da hörte er es: Das laute Donnern von Pferdehufen. Er streckte den Kopf aus der Deckung und beobachtete den Krul durch eine schmale Lücke zwischen den Felsen. Das Monstrum hatte das Geräusch auch gehört. Es stand jetzt hoch erhoben
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