Die Rumplhanni
Neues. Ein wächsernes Wickelkind. Sie reicht es dem Müllermartl. »Martl«, sagt sie zu ihm; »jetz hab i epps für di. – A Glückskindl. – I denk, du wirst es scho braucha kinna ... für di selber ... und aa für dees ander,... du verstehst mi scho ...« Der Martl schaut unsicher auf das Wächslein, auf die Wabn, auf die Susann vom Schneider, die neben ihm steht. Und die Susann wird brennrot übers ganze Gesicht, – und ihre Augen werden langsam groß, trüb und voll Wasser. Verstohlen schleicht sie in die Kuchel hinaus, indes der Martl stockend sagt: »Net daß ich wüßt, Wabn! – I versteh di net ganz ...« Aber die Rumplin sagt ernst und nachdrücklich: »Werd scho eppa sein, der dir's auslegt, Martl. – D'Hauptsach is, daß d' wieder heil und gsund hoam kimmst; und daß d' aa draußt a bißl auf d' Hoamat denkst ... durch dees Wachsl ...« Der Martl riegelt verlegen den Hut und schiebt das Kindl in den Sack.
Die Umstehenden sind verstummt. Die Seilerchristl aber schüttelt sich. »Brr! – Aber Wabn! Dees hört si ja schier o wia a Wahrsagung! Da laaft oan ja a Gänshaut über!« Worauf die Alte meint: »Ja no, – mir hat halt so seine gwissen Sachen. Aber paßts auf, jetz muaß i an Sepp was gebn!« Sie zieht ein langes doppeltes Band aus dem Sack, an dessen Enden zwei kleine Stoffpäcklein hängen, aus weißen, braunen, blauen und schwarzen Wollflecklein zusammengesetzt, mit Kreuzlein aus rotem Flanell daraufgenäht. »Alsdann, Sepp!« sagt sie; »da hast a alts gweichts Schkapulier vo insan heilinga Vater Franziskus. I denk, dees is der beste Kugelschutz. Geh her, nachher häng i dirs o ...« Sie stellt sich auf die Zehen; und der Sepp, der endslange Loder, beugt sich zu ihr nieder, zieht den Hut ab und neigt den Kopf, daß sie ihm das Band um den Hals legen kann. Mit andächtiger Feierlichkeit hängt sie ihm das Skapulier um. Und sagt: »Alle neunhundertneunundneunzig Heerscharen sollen dir abtreiben alle Kugel – Scheiben und Spiaß, – Schuß – Stoß – oder Schlag, – so gwiß wie der Engel mit seinem feurigen Schwert vor dem paradeisischen Garten steht, in alle Ewigkeit. Amen.« Keiner lacht. Jeder zieht den Hut. Die Weiberten sagen mit eintönig und wehleidig singender Stimme nach: »In alle Ewigkeit. Amen.«
Und die Schustermirl sagt bittend: »Wabn, du hast so guate Segn; du bist alt und hast epps derlebt; geh, gib mein Kaschbern aa was! Du woaßt es ja ... heunt vierzehn Tag hätt' ma d' Hochzat ghabt!...« Sie kann nicht weiterreden. Der Schmiedkaspar tröstet: »Sei gscheit, Mirl! Es geht halt jetz net anders. Na heirat' ma halt aufs Jahr ... bal i wiederkimm!...« Der Hufschmied wirft den Deckel des Maßkrugs zu, daß es scheppert. »Ah mei ... I mag net redn ...«, würgt er heraus. Der Ödenhuber sitzt stumpf hinterm Ofen auf der Bank, hört nicht und sieht nicht.
Die Resl bringt der Rumplwabn in einem bläulich-schimmernden Glas den Zwetschgenschnaps. Und die Wabn ergreift das Glas. »Alsdann, Buam, jetz muaß i enk no an guatn Trunkspruch sagn, – daß's allsamm wieder gsund hoamkemmts: Tobias ging wandern ... von oan Ort zum andern,... begegnet eahm der Teife ... mit seinem krumpen Schweife;... sollst nit mehr weiter ziagn,... i will di jetzund kriagn!... Kimmt der Engel Raffael,... jagt den Teifel zruck in d' Höll;... fahrts zua in Gottes Namen ... und des heiling Geistes. Amen.« Sie macht mit dem Glas das Zeichen des Kreuzes über alle. Danach blickt sie im Kreis herum. »So, Buam, jetz habts mein Segn. – Stößts o mit mir und teats mir Bschoad!« Da drängen sich alle mit ihren Krügen um sie, und ein jeder stößt an.
Und der Hufschmied strafft sich zur Höh und ruft dazwischen: »Guat hast es gmacht, Wabn! – Aber ... jetz kimmt mei Spruch!« Er erhebt den Krug. »Auf daß a jeder sei Schneid und sein Hamur ghaltn tuat, und auf daß a jeder a so zuahaut, daß die ganz Band samt und sunders auf der Stell der Teife holt! – Insa Hoamat und insane Leut solln lebn! Hoch! Hoch! Und zum dritten Male: Hoch!« Und jeder greift wieder nach dem Krug und erhebt ihn, jeder schreit, so laut er kann, sein Hoch. So rinnt der letzte Trunk hinab; ein Jauchzen hebt an, die Ziehharmonika beginnt einen Landler, der Franzl reißt die Christl an sich, dreht sie im Wirbel herum und stampft und plattelt, daß es die andern gleichfalls mit Gewalt erfaßt; und auf ja und nein wird ein Tanzen und Schnackeln daraus, daß man wähnt, es wär am Kirchweihmontag.
Auch die Schneidersusann,
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