Die Rumplhanni
die still vor sich hinweinend bei der Wirtsleni draußen in der Kuchel saß, wird wieder munter; sie steht auf, schaut erst eine Weile zu und macht sich danach an den Martl, der nachdenklich beim alten Schmied und der Rumplwabn hockt. »Martl! Magst net aa oan tanzn?« Den Martl aber gelüstet's nicht. Er steht vielmehr auf, faßt die Susann bei der Hand und zieht sie mit sich aus der Gaststube und aus dem Haus. »I bin net aufglegt zu dem Gschnack«, sagt er; »i geh liaber mit dir no a Stuck Wegs alloa.«
Unterdessen hat sich der Hufschmiedpauli zur Reise gerichtet, seiner Mutter, der alten Totenpackerin von Helfendorf, einen kurzen Abschiedsbrief geschrieben und tritt jetzt pfeifend aus der Tür, die der Lehrbub schlaftrunken hinter ihm abschließt. Schon will er die Aßlinger Straße hinabgehen, da hört er den Lärm und das Jauchzen. »Die san ja no da!« sagt er zu sich selber; und er wendet sich rasch dem Wirtshaus zu.
Da sieht er bei einem der Fenster ein Weibsbild stehen. Er pfeift ihr. Sie fährt zusammen und wendet den Kopf. »Was willst?« Der Pauli tritt zu ihr. »Was willst denn du?« – »Werd di nixn ogeh!« Sie will weglaufen. »Ah! Dees is ja d' Rumplhanni! Was rennst denn davon?« – »Jess', der Pauli!« Die Hanni starrt ihn verwundert an. »Daß du aa mitn Kuferl daherkimmst?« – »Weil i aa mitgeh.« – »Ja, wia dees?« – »Freiwilli ...« – »Ja was! Freili!« Ein tiefes Bedauern liegt in ihrer Stimme. Und ein großes Mitleiden, da sie fragt: »Mei, was werd denn da dei Resl sagn?« Der Pauli lacht. »Was werd s' sagn? – Nix! – Um an andern muaß s' eahm halt schaugn!« – »Du bist aber grob!« Sie betrachtet ihn lächelnd. »Wann i d' Resl waar, – i liaß di net furt!« – »Wurdst mi kaam aufhalten kinna!« Die Hanni schaut ihn an; in ihren Augen lodert's. »Wett' ma, i kunnt! – I scho!«
Dem Pauli steigt jäh eine Hitze ins Gesicht. Es klingt unsicher, da er sagt: »Naa. – Net. – Koane.« Sie lacht. Er fährt sich über die Augen. »Daß d' so alloa da heraußden stehst, Hanni?« – »Weil i drin nix verlorn hab.« – »Geh halt a bißl mit eina!« – »Dees kannst dir denka! – I – zum Ödnhuaba!« – »Warum denn net! – Geh nur mit!« Er faßt sie am Arm. »Du bist do a ledigs Leut! – Du kannst do hingeh, wo d' magst!« Die Hanni sträubt sich. »Naa, sag i! I mag net! I hätts gar net in Sinn ghabt. I hab grad a bißl gschaugt, wer daß drin is. Moanst, i laß mi oschaugn!« – »Geh, sei net fad, Hanni!« Er zieht sie gegen den Hausgang. »Balst mit mir einegehst, sagt koa Mensch nixn!« – »Grad d' Resl. – Z'letzt moants gar ... i tat dir was wolln ...« Sie sieht ihn wieder an, lacht leise und zeigt ihre Zähne. »Und sie tat dir nachher zwegn meiner d' Liab aufkündn ...« – »Bal i dafür a anderne kriagat ...?« Der Pauli preßt ihren Arm, daß sie jammert: »Au! Du tuast mir ja weh!« Jemand tritt unter die Haustür. Die Hanni sucht ihren Arm freizumachen. Aber es gelingt ihr nicht. »Geh! Du tuast mir weh, sag i!« – »Gehst mit eine?« – »Laß mi aus, sag i dir!« – »Obst mit eine gehst, frag i!« – »Naa, i mag net!« – »Hanni! Geh, tua mir halt die Liab!« – »Du tuast mir aa koane!« – »Alls tua i! Was d' willst!«
Von der Haustür her dringt ein Laut. Jemand geht hinein. Die Resl ... Die Hanni fährt zusammen. »Hast nix ghört grad?« Der Pauli stellt den Koffer nieder. »Was soll i ghört habn? Also gehst net mit? Nachher geh i aa nimmer eine. Nachher muaßt aber no auf d' Bahn a Stuck mitgeh!« Er hält sie mit beiden Händen. Sie schüttelt den Kopf. »I kann net. I muaß hoam. I sollt scho lang dahoam sein! Geh, laß mi hoamgeh!« Aber der Pauli ist unerbittlich. »Entweder du gehst no mit eine oder mit auf d' Bahn!«
Drinnen tobt das Tanzen, tönt das Spiel. »Hanni,... balst liaber mit auf Bahn gehst ... ganz alloa ...« Er sagts mit unterdrückter Stimm. Aber die Hanni lacht und sagt: »Wia die narret san! Dees packt oan glei selber o! – Alsdann, balst magst, nachher geh i no mit eine. Aber du muaßt amal mit mir tanzen!« – Und sie bückt sich um den Koffer, reicht ihn lustig lachend dem Pauli und drängt: »Also, mach! Sinst is er aus, bis mir kemman!« Da reißt er sie an sich, sie windet sich los, läuft an die Tür, und er führt sie hinein, wirft juchzend sein Kofferl auf einen Tisch und zieht sie in den Knäuel der Tanzenden. In der Schenke aber steht die Resl, weiß wie der Kalk an den
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