Die Rumplhanni
»Pauli«, sagt sie draußen vor dem Haus; »jetzt müass' ma uns aber pfüatn! I muaß hoam.« – »Hoam! – Du muaßt jetz mitgeh, daß d' es woaßt!« – »Naa, Pauli. I ko net. Ganz gwiß net!« – »Grad no a kloans Wegei, Hanni!« – »I muaß hoam, Pauli! Ohne Bedingnis!« – »Und mi laßt alloa datschn! Du bist ausgschaamt!« – »Ja no ...« – »Hanni!...« – »Guate Nacht! Und viel Glück!« Sie läßt sich nicht mehr halten und läuft ihm unter den Fingern weg, durch den Wirtsgarten, hinüber zum Hauserhof, wo sie auflachend hinterm Wagenschupfen stehen bleibt.
Indes der Pauli Derweil hat, auf einem einsamen Weg nachzudenken über zwei Weibsbilder, oder trübsinnig auf die andern zu warten. Davon ihm das eine so lieb ist wie das ander, so daß er giftig ausspeizt, ein paarmal flucht und danach langsam vorausgeht, bis die andern nachkommen. Was nimmer gar lang dauert; denn drin in der Wirtstube sagen sie grad noch dem Wirt und der Leni Pfüagood, verwundern sich plötzlich, daß der Jackl schon fort ist, und dann ziehen sie lachend und singend dahin, indes der Ödenhuber trübschauend unter der Haustür steht und die Resl samt der Leni drin das Geschirr zusammenräumt, ohne Red, ohne Eil.
Der Hufschmied und die Rumplwabn gehen schwatzend heimzu, der Pauli mischt sich unauffällig unter die lärmende Gesellschaft, und die Wirtin öffnet dem Wirt die Schlafkammertür, worauf sie wieder ins Bett steigt, sich gegen die Wand kehrt und auf den Schlaf wartet, den sie selber verscheuchte.
Drüben aber, beim Hauser von Öd, schleicht die Hanni am Haus entlang und sucht nach einem offenen Fenster. Und da alles zu ist, macht sie sich hinten beim Stadel eine Leiter los, lehnt sie an eine zerbrochene Fensterluke beim Heuboden und steigt hinauf, worauf sie durch den Kriadaboden in die Dachkammer schlüpft und von da über die Speicherstiege hinabschleicht ins Haus und in ihre Kammer. Dort legt sie gemächlich ihr Gewand ab, löst die Nadeln aus dem Haar und macht das Fenster auf, so daß die stille Nachtluft das ferne Singen und Spielen wie einen Hauch herüberschickt und ein herber Geruch von Grummet, Scholle und Dung in die Kammer dringt. Dann zieht sie summend die Schuhe und Strümpfe aus und legt sich zufrieden und lächelnd auf die armselige Lagerstatt, wie einer, der sein Sach wohlgemacht hat. Und da der harte Strohsack mit der rupfenen Zieche und dem härwenen Linnen sie rauht und drückt, da sagt sie halblaut für sich hin: »Laßts enk nur Zeit; als Hauserin lieg i scho besser!« Danach freut sie sich noch, daß sie der da drüben, der Resl, ihren Pauli noch so schön ausgespannt hat, gähnt und schläft ein, gut und fest.
»Kikerikih!« Dem Ödenhuber sein Gockel schreit den Tag an, so laut er kann. Der Hauserbauer, dem in der Nacht bald schwül und ängstig, bald fröstelnd und ungut zumut war, so daß er erst lang nach Mitternacht den Schlaf fand, dreht sich aufschreckend im Bett herum. »Sakramontsviech, verfluachts! Dir drah i do no d' Gurgel um! Plärrats Luada, plärrats!« Er schaut auf die Uhr. Drei vorbei. Die Hauserin liegt noch im guten Frühschlaf neben ihm. Das feiste, rotwangige Gesicht mit der stumpfen Nase fest zwischen die karierten Kissenzipfel vergraben, den Mund etwas geöffnet und unterm Kinn das geblümelte Kopftüchl zu einem lockeren Knoten verschlungen. Wieder kräht der Nachbarsgockel. Der Hauser springt fluchend aus dem Bett. »Wann di nur mitsamt deiner ganzen Sippschaft der Deixel holn tat!«
Die Hauserin schließt den Mund, öffnet die Augen und fährt in die Höhe. »Was gibts? – Ja so. – Is's eppa scho halbe viere? – Daß d' scho aufstehst, Lenz?« – »Da möcht i scho lang fragn!« grandelt der Alt; »bal di dees Schinderviech, dees miserablige, net schlaffa laßt! Koan solchern gschroamauletn Gockl mußt ja auf der ganzn Welt nimmer finden!« – »Kikerikih!« Der Hausergockl gibt dem öden-huberischen Antwort. Und die Hauserin sagt gelassen: »Is eh scho Zeit. Hat a so der insa aa scho gschrian. – Gelobt sei Jes' Christ. – Na stehn ma halt wieder auf in Gotts Nam.« Sie setzt sich auf und schlieft in den vielfach geflickten wollenen Unterkittel mit dem abgenähten Kattunleib dran, den sie seufzend zuknöpft. »O mei Herr. – Wo werd jetzt insa Bua sei! – Daß er gar nixn hörn laßt, jetz is er scho glei a Woch furt, und no net hat er geschriebn.« Sie steht vollends auf und legt das schleißige, pichige Werktagsgewand an. »Der werd scho net
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