Die Rumplhanni
Derweil habn zum Brieafschreibn«, sagt er und fährt in die Holzschuhe. »No, a Postkartn hätt er grad scho schreibn kinna, moanat i«, erwidert die Hauserin, knöpft das Schlaftüchl ab und fährt mit einem pappigen, pomadigen Kamm über den Scheitel. Dann bindet sie das schwarze Kopftuch auf und besprengt sich mit dem Weichbrunn, worauf beide die Schlafkammer verlassen und ihr Tagwerk anheben; er mit dem Futtermähen, sie mit dem Kochen der Morgensuppe.
Also nimmt der Alt die Sense von dem Aststumpf des Birnbaums hinter der Holzschupfe, wetzt sie und beginnt, auf dem Anger hinterm Haus das Gras des Obstgartens zu schneiden. Weit ausholend und scharf anreißend mäht er in großen Strichen. Aber er ist nicht recht bei der Sache; erst reißt er mitten durch den größten steinigen Scherhaufen durch, danach schneidet er in die Hollerstauden, daß er langmächtig wetzen und schärfen muß, um die Endsscharten wieder auszuschleifen, – und zuletzt steht er da, vergißt auf die Arbeit und stiert grad vor sich ins Weite.
Die Geschichte mit dem Simmerl und der Hanni geht ihm nicht aus dem Kopf. »Daß aa der Tropf so was ohebn muaß!... Der Hannakn, der saudumme!... Wia ma nur so damisch sei konn!... Und heiratn!... Aa no heiratn! Statt daß ma s' außezahlt, a so a Weibsbild ... Waar mir gwiß net auf a paar Hunderter zsammganga!... Gwiß net! – Aber ... mit dem Buam is ja nix z' richten;... der ghört ja von Grund aus ins Narrnhaus! – Und jetz sollst aa no drüber reden!... Mit ihr ... der Hanni – und mit der Rosina. – Und die Alt hat doch aa mitz'reden, wo s' no dees Geld aufn Haus steh hat ...« Er fängt wieder hitzig zu mähen an. »Wenn ma wenigstens amal mit der oan gredt hätt! – Aber ...«
Ein zorniges Schreien und Schelten läßt ihn aufhorchen: »Schaug sie net o! Sie flaggat no im Bett, wenn ander Leut scho lang bei der Arbat san! Du moanst vielleicht, daß ma di grad zu der Regerazion fuadert!« Und die Hanni dazwischen: »Plärr net a so! – I steh um halb viere auf, – und koan Augnblick net ehander!« – »Du hast aufz'steh, bal mir aufstehngan, daß d' es woaßt, du fäu's Trumm, du fäu's (faules)!« – »Und du brauchst mi gar nix z'hoaßn, daß d' es aa woaßt!« – »Balst moanst, daß ma di faulenzen laßt und herfuadert, bis d' foast bist, da brennst di!« – »Dees is gar ninderscht der Brauch, daß ma mitten bei der Nacht mit der Arbat ofangt!« – »Dees glaab i! – Aber daß ma d' Deanstboten fürs Faulenzen zahlt!« – »Durchaus net! Aber so ausnutzerische Leut, wias du oans bist, muaß's ja überhaupts nimmer gebn!« – »Und koa so a ausgschaamte Goschen, wias du hast, aa nimmer!« – »I laß mi ganz oafach net a so hunzen!« – »Wer hunzt di denn?« – »Naa, sag i! – Wia a Stuck Viech werd ma hergnomma!« In dem Augenblick fährt die keifende Fistelstimme der alten Kollerin drein: »Was gibts da scho wieder! Was möchst du scho wieder, du ausgschaamts Weibsbild, du ganz ausgschaamts du!« Worauf die Hanni patzig auffährt: »Und du nachher? Was gehts denn di o! Di gehts überhaupts nixn o!« Der Alten schnappt die Stimm über. »Was sagst du? Was möchst du? 's Mäu möchst aufreißn! – Daß i di net glei nimm und drisch dir oane eine in dei Bappen ...« Sie kann nicht mehr weiter. Die Luft geht ihr aus. Aber die Hauserin löst sie ab und schimpft weiter. Freilich umsonst; denn die Hanni läßt sie ganz einfach stehen, packt den Schiebkarren und fährt ihn hinaus auf den Anger hinterm Haus, wo der Alt eben die letzte Mahd schneidet. Und sie murmelt halblaut einen höchst unrespektierlichen Wunsch, greift nach dem Rechen und dem Korb und faßt also das Morgenfutter fürs Vieh ein, das bereits zu brüllen beginnt. »A Goschen hats, a guate!« denkt sich der Hauser, indes er die Sense mit einem Grasbüschel reinigt. »Gfalln laßt sie die amal nix! Dees gfallt mir!«-
Die Stallarbeit und das Melken ist geschehen. Die Hauserischen sitzen schweigend beim Morgenkaffee; der Bauer mit gutem Appetit essend, die Bäuerin mit hochrotem Kopf hastig trinkend, die Kollerin gelb vor Zorn und nach jedem Löffel voll, den sie ißt, die Hanni mit giftigem Blick messend, und die Hanni gelassen und gleichmütig einbrockend und ebenso gelassen Brocken um Brocken auslöffelnd, grad als wär nie was gewesen. Was wiederum die Kollerin so aus der Scharnier bringt, daß sie mittendrin den Löffel hinwirft, ein Schimpfwort herausstößt und davonläuft. Worauf die Hauserin
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