Die Rumplhanni
ebenfalls austrinkt, schier blaurot im Gesicht wird und auch geht. Indes die Hanni sich ruhig noch einen Keil Brot abschneidet und gemächlich zu End ißt. –
Und da sie fertig ist, wischt sie sich mit dem Handrücken den Mund ab, macht's Kreuz und sagt aufstehend: »Hauser, was soll ma toa: Haber umdrahn oder Erdäpfel ausgrabn? Sie hat gestern gsagt, daß ma amal ofanga kunnt, – mit dee Rosenkartoffel wenigstens.« Der Hauser trinkt seine Schüssel leer. »D' Erdäpfel konn d' Muatta aa außatoa«, sagt er; »gar so viel brauchan s' net. – Du tuast Habern umdrahn, und i werd drunt bei der Niederloatn ritzen. Mit dem neuen Pfluagmesser werds scho geh, wenns aa guatding trucka is.«
Die Hanni nickt; dann nimmt sie den langen Haberstecken, schüttelt sich noch einen Rocksack voll Pflaumen von einem Baum und geht hinaus aufs Feld. Unterwegs begegnet ihr dem Staudenschneider sein Girgl. Er ist der einzige Sohn des Hofs drüben hinter der Kirch und mag dereinst einmal leichtlich seine siebzig- bis achtzigtausend Mark bar zu dem übrigen Sach erhalten. Der alt Staudenschneider, den im vergangenen Winter ein Schlag gerührt und zu allem Tagwerk unnütz gemacht hat, liegt tagaus, tagein auf dem Kanapee hinterm Ofen, lallt und jammert ein wenig, wenn er nicht seinen leichten Halbschlaf dahinsäuselt, wartet aufs Sterben – und aufs Heiraten vom Girgl. Aber noch hat er keine glückliche Brautschau gehabt, der junge Staudenschneider, – trotz den achtzigtausend Mark, den sechzig Stück Vieh und hundert Tagwerk Wald und Grund.
Und daran trägt nicht so sehr sein jämmerlichs und verkrüppeltes Aussehen die Schuld, als vielmehr sein inwendiges Mannsbild. Denn man mag zehn Stunden im Umkreis Nachschau halten, man wird keinen Burschen finden, der sich mit ihm messen kunnt an anhabigem Stolz und bockstarrigem Eisenschädel. Wie denn auch seine Mutter, die selige Staudenschneiderin, eine Bäuerin gewesen war, daß sie nur die Protzenmirl und die Millionenschachtel geheißen wurde, worüber sie sich freilich so erzürnte, daß ihr die Galle ins Blut geriet und sie daran sterben mußte. Darauf dann der alt Staudenschneider sich eine Haushalterin nahm und also mit seinem Girgl schlecht und recht fortwirtschaftete, bis ihn das Schlagerl streifte. Von da ab mußte der Girgl allein werken mit den drei Knechten und den vier Weibsleuten. Aber, wenn auch gleich alles wie am Schnürl ging und jeder im Haus den Jungen grad so achtete wie den Alten, schon wegen seiner Tüchtigkeit und Grobheit, so wurde ihm das Regieren doch immer zuwiderer; besonders in der letzten Zeit, wo die Knechte gleich seinen Rössern und Wägen vom Krieg requiriert wurden und er mit lauter Weibsbildern hantieren mußte.
Und auf den heutigen Tag ist er so weit, daß er sich sagt: heiraten, – ganz gleich, was für eine. Drum hat er auch heut seine Wichs angelegt mit den ledernen Kniehosen, und trägt einen leeren Rucksack am Buckel, daß man seine beinerne Kirm, die ihm unser Herrgott schon mit dem ersten Schulränzel angehängt und entsprechend seinem Größerwerden alleweil wieder ein bißl höher aufgepackt hatte, nicht gar zu deutlich sehen möcht. Der alt Schneckennazi, der Schmuser, wüßt ihm wieder eine, eine Hochzeiterin. Herrgott, ja! Hols der Deixel! Es mag leicht schon die zehnte oder zwölfte sein! Und daß die ja sagen sollt als reiche saubere Burgermeisterstochter, wo die andern alle nein gesagt hatten, – er kann's nicht recht glauben. Aber – er muß halt gehen. Und so geht er jetzt. Und trifft auf die Hanni. Die schaut ihn an und mißt ihn spöttisch von unten bis oben. Er sagt kurz: »Morgn.« – »Guat Morgn aa«, erwidert die Hanni; »gehst scho wieder zum Heiratn?« – »Kümmerts di leicht was?« – »Naa, gwiß net. I hab grad gmoant.« Sie betrachtet ihn lachend. »Sinst hätt i dir halt abgraten davon.« – »Warum?« Er fragts hastig. »No, – weilst do wieder umasinst gehst! – Is schad ums Leder, dees wost abez'reiß'st von de Schuach!« – »Werd dir aber gleich sei kinna!« erwidert der Girgl gereizt; »bal i net die Nächstbeste ins Haus nimm, so is dees grad mei Sach! Dees geht neamd was o.« – »Freili net! Und bal die Weibertn Mannsbilder liaber san als wia Mühlesel, so gehts ja aa neamd was o.« Der Girgl ist ganz starr. Das hat ihm noch keine gesagt. Er sucht nach Worten. –
Aber die Hanni fährt schon fort: »Daß du überhaupts so weit umanand rennst um a Bäuerin? Daß d' net oafach oane von deine
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