Die Rumplhanni
– »Dees kaam drauf o. Aber i probiers gar net mit dir.« Der Hanni fährt die Röte ins Gesicht. »Weil i di gar net möcht«, sagt die Wirtin; »weil i di kenn. Und weil i a bessers Gedenka hab, als wia zum Beispiel du.« – »I? I versteh di net ...« – »Werst mi glei versteh, wenn i dir draufhilf. Oder bsinnst di leicht selm no auf den Tag, wo mei Jackl furt is ... und grennt, als wia wenn der leibhafti Teife hinter eahm gwen waar!... Aha. Fallt dir scho ei, gell. Und sell am Gartl draußt, gell, dees fallt dir aa no ei. Und überhaupts und a so. Und es is mir liaber, du gehst. Glei. Da is d' Tür.« Auweh. Das ist schier eine Roßschwemm. Mit der Hoffnung ist's auch vorbei.
Die Hanni rennt wie begossen aus dem Haus, dahin. Läuft auf ein Haar dem Staudenschneidergirgl unter die Rosse, als er grad mit dem Fuhrwerk ums Eck biegt. »He, he, Jungfer Gschnappi! Mach mir meine Gaul net scheuch!« spöttelt der Girgl; »bist jetz du grad vom Hauser außagflogn oder vom Wirt?« Der Hanni liegt eine grobe Antwort schon auf der Zunge; da fährt ihr was durch den Sinn. Darum erwidert sie fröhlich: »Naa, direkt vom Himme aba. Und zu dir fliag i eine.« Sie blickt scharf nach seiner Miene. Aber die bleibt unbewegt, als er sagt: »Hab koan Platz für so an Erzengel.« – »Brauchts aa net, daß d' mi als an Erzengel einstellst! I bin scho mit was Gringern aa zfrieden! Zum Beispiel als Mitterdirn ...« Der Girgl horcht auf. »Du möchst mi derblecka ...« – »Aber ganz gwiß net! Ganz im Gegenteil! Abbitten tat i gern eppas ...« Sie schaut ihn heiß an. »Weils mir koan Ruah net laßt, daß i so grob gwen bin gega di ...« – »Da bist aber spaat dro damit.« – »Ja no. Weil ma halt übermüati is.« Ihre Augen blitzen, ihr ganzes Gesicht zeigt ihm ihren lachenden Übermut. »Geh, sei mir wieder guat, Girgl!« sagt sie; »woaßt, wenn i aa a diam narrisch bin, guat leidn konn i di do.« – Daß die gar so zuckersüaß tuat! denkt sich der Girgl; und laut sagt er: »I glaab dirs scho, Hanni. Dir glaab i überhaupts alls.« – »Dees derfst aa! Aber – jetzt Gspaß beiseitn: i frag di, obst koa Dirn brauchst. I bin ganga beim Hauser.« – »Ah so! Ja jetz!« Also deswegen die Freundlichkeit! Der junge Staudenschneider ist ein Bauer. Ein richtiger. Und nicht aufs Hirn gefallen. Und mißtrauisch und argwöhnisch, wie sichs gehört. Und die Hanni ist für ihn nicht mehr die Hochzeiterin, die ihn verschmäht hat, sondern eine Dirn – ein Dienstmentsch, wie jedes andere auch. Und beim Einstellen von Dienstboten geht's wie beim Viehkauf: Wenn man nicht angeschmiert sein will, schaut man gut und überlegt gut. Und wenn schon zuvor was fehlt, dann sagt man lieber gleich ein Nein; denn beim Vieh gilt nur der gesetzliche Fehler, während die andern den Handel nicht aufheben und doch den Stall verschandeln und den Geldbeutel unnütz leer machen. Will einer sagen, daß es beim Dienstvolk anders ist? Drum frag erst. – Der Girgl fragt. »Daß d' du zu mir möchst? Daß d' du weg bist beim Hauser?« – »Weils mi nimmer gefreut hat bei dem alten Sponzierer.« – »Aha. Und beim Ödnhuaber ham s' di net mögn. Jetz versteh i 's scho. – Hüa! Hüa hott! – Naa, i mag di aa net! A so net und a so net. I möcht di nimmer als Hochzeiterin und aa net als Dirn. I mag di net amal für a Nacht aufs Stroh. Daß d' es woaßt. – Hüa, sag i! Fahrts zua, ös Luader!« – Oho! »Ja, was is denn dees! Strohschüppel, buckelter! Nachher laßt es steh, balst net magst!«
Die Hanni rennt heim zu ihrer alten Wabn. Die ist grad zum Hauser gegangen. Und muß sich dort allerhand sagen lassen von ihr, der Hauserin. Denn so was ist doch himmelschreiend! Hat man das Weibsbild angenommen als ein Betteldirndl von der Straße weg, hat es hergezogen rechtschaffen und mit dem besten Beispiel, und jetzt hat man den Dank. »Kunnt ma s' so guat braucha!« jammert sie; »hätt ma 's so guat gmoant damit! Derweil taat sie nachn Simmerl greifa! Und taat eahm a Kind vürmacha! A so a liaderlichs Weibsbild!« Er hat gut gepfiffen, der Hauser. Aber von seinem Zusammentreffen mit der Hanni hat er wohl geschwiegen! Denn die alte Rumplwabn legt der Hanni um Mittag hundert und achtzig Mark auf den Tisch: »Da, dei Jahrlohn von der Hauserin. Dees von die andern Jahr, sagt s', hast. Und da hast dei Sach. Du hättst aa nimmer dümmer sein könna, als wia d' gwen bist.« – »Es is scho recht, sag i!« erwidert die Hanni grob. Im stillen aber sagt sie
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