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Die Rumplhanni

Die Rumplhanni

Titel: Die Rumplhanni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Christ
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eine Lumperstund! Als ein rechter mißtrauischer Bauer, der seinen Namen unter nichts setzt, was er nicht kennt, hat er mitten unterm Buchstabieren angefangen zu lesen, grad so drunter hinein in das Geschreibsel, und hat den Satz gefunden: »... und den Hauserhof dem jungen Ehepaar übergeben will mit allem was dazugehört ...« In einem Augenblick ist er nüchtern. So stark nüchtern, daß er plötzlich weiß, wer er ist, er, der Hauser von Öd. »Hast gmoant, du konnst mi fanga! Hast dir denkt: Der Depp unterschreibt scho! Gell! Aber, oha. An Hauser fangt ma net wia d' Singvögel und d' Goldfisch! Der is net so dumm, wia er herschaugt! Daß i fürs Kind sorg! Für was für oans denn?! Hast dir denkt: Is der Jung so dumm und kriacht auf den Leim, nachher geht dir der Alt erscht recht drauf! Derweil bist du die Pitschierte mitsamt deiner Gscheitheit – und Schlechtigkeit, du Schlamperl du! Schaam di!« Er nimmt das Schriftstück und steckt's ein, trotz ihrer verzweifelten Anstrengung, es ihm zu entreißen. »Naa, den Fetzen kriagst mir du nimmer in d' Händ!« sagt er; »der werd aufgspart für mein Buam, zu der Erinnerung an dei Lumperei, du ganz schlechts Weibsbild, du schlechts! So, und da is dei Jahrgeld ...« Er zieht den Geldbeutel und entnimmt ihm zwei Hunderter. »Daß d' net sagn konnst, der Hauser is a hungriger Tropf; aber sehng will i di in mein Haus nimmer, verstanden!« Er schiebt den Zugbeutel wieder ein.
    Jetzt ist's doch gut, daß er keinen Stier erriet zum Kauf; kann er wenigstens das Weibsbild gleich hinauszahlen – und still machen! »Dei Sach laßt dir holn, – selber kemma tuast mir net! Sinst kunnt sei ... daß ...« Er vollendet nicht.
    Die Dirn steht vor ihm, hemdärmelig, in dem hochroten Wollunterrock, die Zöpfe lang herabhängend, weiß wie der Kalk bis in die Lippen, die sie fest aufeinanderpreßt. Ihre Augen sehen ihn an mit einem seltsamen Gemisch von Wut, Haß, Verzweiflung und trotzigem Stolz. Sie sagt kein Wort mehr.
    Über den Hauser aber kommt jetzt der ganze Bauernstolz; seine Verachtung für »das Mensch« steigt mit jedem Augenblick, und schließlich gibt er diesem Gefühl Ausdruck, indem er noch einmal vor die Dirn hintritt, sie von oben bis unten betrachtet, wie der Schinder eine nichtsnutzige Kuh, vor ihr ausspuckt und mit den Worten: »Pfui Teife vor dir!« aufriegelt und geht. Hart schlägt hinter ihm die Haustür ins Schloß.
    Die Hanni fährt zusammen und löscht eilends das Licht ab. – Droben erwacht die alte Wabn von dem Lärm, kriecht aus dem Bett und ruft hinunter: »Hanni, hast nix ghört? D' Haustür hat gscheppert!«
    »Des is der Wind«, sagt die Hanni kurz, riegelt das Haus ab und legt sich zur Ruh, die sie aber nicht finden kann. Verspielt. Alles verspielt! Hundertmal fährt ihr dies Wort durch den Kopf, immer wieder, immer wieder. Herrgott, der verfluchte Ehrgeiz! Wie hatte sie getüpfelt, bedacht, überlegt, gehandelt! Immer wieder wollte das Schicksal trumpfen, sie hatte gestochen; und nun, da alles auf der letzten Karte stand, da Herz Trumpf war, da kam sie mit Schellen. Mit Habgier und Hitze. Ohne Überlegung stieß sie den Krug um, ehe sie trank ... »O i Rindviech!« Ein trockenes Weinen kommt über die Dirn. Wie schön war alles gegangen bisher! Wie sie den Simmerl damals eingefädelt hatte, daß er in sie verschossen war wie ein junger Geißbock! Wie sie das gut herausgebracht hatte, daß er sie angesetzt und unglücklich gemacht hätt und sie heiraten müßt! Und den Alten schon einmal so weit haben, ohne ihn zu fassen! – Und heut wieder! »O i Rindviech!« Noch oft sagt sie so; aber nach und nach wird der Grimm und die Verzweiflung doch milder; ihr Geist ermüdet, und das Weiterbohren und Sinnieren fällt ihr schwer und schwerer. Und endlich fallen ihr die Augen zu, und sie schläft einen schweren, bleiernen Schlaf.

    Es ist ums Morgenläuten. Der Ödenhuber fährt mit seinem Braunen ins Gäu, ein Kalb zu kaufen. Vor dem Häusl der alten Rumplwabn knallt er ein paarmal fest mit der Geißel, zieht den Zügel wühst und läßt den Gaul frisch dahintraben, die Straße nach Berganger zu.
    Die Rumplhanni schreckt aus dem Schlaf auf. »Jess', wo bin i denn,... was is's denn,... hab i jetz net traamt ... daß ... alles aus is?...« Sie setzt sich mit einem Ruck auf. »Was is denn jetz dees?... Is denn net der Hauser ...« Ihr Blick fällt auf den Stift am Tisch, auf ihr Kirchengewand. »Marixn! Naa, – es is koa Traam gwen! Es is wirkli und

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