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Die Rumplhanni

Die Rumplhanni

Titel: Die Rumplhanni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Christ
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jene vornehme Visitenkarte mit dem Namen des Barons im Pelzrock, der ihr die Blumen alle abnahm und so freigebig bezahlte. Sie starrt auf die Adresse. Wenn nun der Weg zu ihrem Glück durch diese Straße führte?... Vielleicht sollte man einmal hingehen?... Blumen bringen und sagen ... ja, was sollt man sagen?... Man hat sich nicht getraut ... Ein leises Lachen überkommt sie bei diesem Gedanken. »I – mir net traun! I trau mir scho! I geh zum Sparrigankerl selber, wenns sein muaß, wenn mei Glück davon abhängt!« Aber da ist eine Stimm, die warnt und ratet ab davon: »Geh nit hin! Tus nit!« Und die Hanni geht zwiespältig mit sich selber herum und kommt zu keinem rechten Fürnehmen.
    Derweil aber rollt der Stein, den sie in derselbigen Nacht so grob und hitzig gegen jene Männer vom Gesetz hinwarf, seinen Weg dahin und liegt ganz unversehens mitten in ihrer Bahn als Urteilsspruch, der sie für dreimal vierundzwanzig Stunden hinausschickt in eine jener Zellen, darin heute eine ihr Unglück beweint, morgen sich eine ihrer Bosheit freut und übermorgen vielleicht eine fragt: »Warum? Was hab ich getan?« Und auch die Hanni steht eines Tages in jenem Raum, in dem die Kleider und das Eigentum aller eingeschlossenen Frauen und Mädchen verwahrt sind; und wie zuvor zu der, die hierherkam, weil sie ihr Kind zu einem Krüppel schlug, wie zu der Dirne, die einem Gimpel seine goldnen Federn ausrupfte, wie zu der verwegenen Landstreicherin, die mit ihrem Genossen und Geliebten in Gehöfte einbrach und von Betrug und Diebstahl lebte, so sagt die Aufseherin nun auch zu ihr: »Ihren Namen! – Wie lange haben S'? – D' Stiefel runter! – D' Strümpf ausziehn! – D' Haar aufmachen! – Auskleiden!« Hoch bäumt sich etwas auf in ihr; es mag wohl Stolz sein, Scham und ein verletztes Ehrgefühl. Doch:
    Du bist ein Sträfling wie jene andern! sagt sie sich; jetzt hat Gottes Mühl auch dich zwischen die Mahlsteine genommen! Jetzt kommt die Straf für deinen Hochmut in Öd! Die Aufseherin durchsucht ihr die Kleider, die Wäsche, die Strümpfe, das Haar. Danach heißts: »Wieder ankleiden!« Ein Paar Pantoffeln, ein Handtuch und ein deckelloser Steinkrug sind ihre ganze Habe, die sie mitnimmt in die einsame Zelle mit dem hochgeschnallten Strohsack, dem Tischbrett und der Bank. Schlüssel rasseln, Riegel schlagen, das hohe Gitter auf der Treppe scheppert: die Hanni ist Gefangene, eine Zellennummer, wie die andern, neben ihr, über ihr, unter ihr.
    Nach einer Zeit tönt abermals der Lärm des Schlüsselbundes, das Stoßen der Türriegel. »Kübel raus! Krug raus!«
    Bleiche Gesichter, freche, trotzige Mienen, vom Weinen verschwollene Augen, graue Büßerkittel, feine Schlafröcke: Für einen Augenblick huschen bunt zusammengewürfelt die Bewohnerinnen des Stockwerks aus ihren Zellentüren; mit scheuer Neugierde wandern schnelle Blicke den Gang hinauf, hinunter, und flüchtig werden hier und dort mit Augen und Händen Zeichen geheimen Einverständnisses gewechselt, indes zwei grobgewandete Mädchen Wasser in die Krüge füllen und das Brot verteilen und eine finster schauende Aufseherin alles bewacht, beobachtet, hier eine Erkrankte für die Sprechstunde beim Arzt vormerkt, dort ein Versehen rügt, eine Gefangene scharf anläßt und schließlich klappernd und rasselnd eine Zellentür um die andere zuschlägt und verriegelt.
    Die Hanni hockt stumpf auf ihrem Bänklein; wie ein harter Traum kommt ihr das Ganze vor. Aber wieder und wieder schreckt sie das Geklirr der Schlüssel, das Schlagen der Riegel und Türen auf; und da plötzlich eine Klappe in ihrer Tür laut schallend geöffnet wird, springt sie mit einem dumpfen Schrei in die Höhe und fährt sich an den Hals. Doch ist's bloß abermals eine Aufseherin und zwei Gefangene, die das Essen verteilen, eine dicke Erbsenbrüh mit einem schwarzen Brotknödel. Die Hanni berührt es kaum. Sie stützt die Arme auf den Tisch und schaut durch den kleinen Spalt des halb geöffneten Fensters hinauf in das Stücklein Himmel, in die jagenden Wolken, die durch die dicken, schwarzen Gitterstäbe noch blendender, weißer erscheinen.
    Rrumm! »Gschirr raus!« Mit müden Schritten trägt die Hanni ihre Schüssel hin zur Türklappe. Eine Hand nimmt sie weg, und eine derbe Stimme sagt: »Nummer achtundzwanzig hat auch nix g'gessen!« – Nummer achtundzwanzig, – bin dees net i? denkt die Hanni; da erscheint auch schon der Kopf der Wärterin in der Türklappe. »Warum essen Sie nicht?« – »Weil i

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