Die Rumplhanni
zwischen verschiedenen immer kleiner werden, daß da und dort die Hände und die Augen reden, ja, daß sogar geflüstert wird! – »Wia lang hast?... Wo bist?... Numero?... Wann wirst frei?... Wennst mein Altn siechst, sagst eahm, i laß 'hn grüaßn ...« Unterdessen kann die Hanni wieder eintreten; die beiden andern aber werden immer frecher, immer schnippischer in ihren Antworten, bis die Aufseherin plötzlich zur Tür geht und scharf läutet. Es erscheint eine andere Wärterin, und die Weiber werden augenblicklich abgeführt. Und die in der Reihe flüstern: »Jetz gibts ›Dunkel‹ und Kostabzug!«, blicken scheu den beiden schreienden und schimpfenden Mädchen nach und schlürfen gedankenvoll ihren Weg weiter, bis es heißt: »Anstellen!« Da kehren sie zu Paaren wieder zurück in ihre Zellen und machen andern Platz zur Promenade.
Nun beginnt die Arbeit, das Bödenreiben. Die Hanni wird mit noch vier anderen von einer Wärterin zurückgeführt in einen Raum, wo Putzzeug aller Art vorhanden ist. »So, Maidli! – Nehmet nur eir Sach! – 's isch alles da, was d' ihr brauchent! – Allens! Allens! – Machent e bissele rascher, ihr säumige Schlämpli! – Bis ich wiederkomm, will ich epps Gschafftes sehe! – Und daß d' ihr mir ja grindlich schrubbe wellet! Sonsch laß ich eich das ganze Werk nomahl beginne! – Allens! Allens! – Nit so säumselig! – Die Arm a bissele brauche, ihr Gschößli!« Sie steht noch eine Weile und sieht der Arbeit zu, geht dann leise von Tür zu Tür und schaut durch das kleine Guckloch, sperrt unvermutet eine Zelle auf und ruft zornig: »Nix wird gschlafe! Uf der Bode flakke am helle Tag, sell könnt 'ne passe! Her da zum Schrubbe! Zum Schlafe braucht mer die Nacht! Bei Tag mueß mer schaffe!« Damit läßt sie die Gefangene gleichfalls einen Wuschel Stahlspäne nehmen und heißt sie fleißig mitarbeiten. Dann geht sie langsam zum Gitter, schließt hinter sich ab und ist verschwunden.
»Alleluja Löffelstiel, alte Weiber schwätzet viel ...« murmelte eine der Putzerinnen. »Jetz ham mir unsern Grüabigen für a halbe Stund! Herrgott, meine sechs Wochen wenn amal um sand ...« – »Nachher zahlst an Rausch, gell!« ergänzt ihre Nachbarin, die Einäugige. Aber: »Da wirst di schneiden! Den sauf i mir scho selber an!« erwidert die erste, eine dicke Person von vielleicht dreißig Jahren. »Du bist aa net so nobel, daß d' amal an Taler springa liaßest!« – »Was? I! Auf an Taler gehts mir gar nia net zsamm! Da kann mi a jeds beim Wort nehma!« Eine robuste Alte mischt sich ein. »Dir schneibts gwiß 's Geld, oder findst es auf der Straßen?« Die Einäugige schmunzelt. »Kannst gar net so unrecht habn! I hab scho hie und da oans gfunden.« – »Auf der Straßen?!« – »Ja, auf der Straßen.« – »Du?!« – »Ja, i.« – »Mit dem Kopf!« – »Warum?« Die Einäugige fährt in die Höhe. Die Alte betrachtet sie eine Weile aufmerksam und meint dann mit großer Geringschätzung: »Naa. Mi drahst net o! So farbenblind san nachher d' Mannsbilder do no net!« – »Di schaugt freili koana mehr o!« – »Brauchts aa net. I hab mei Sach.«
Eine Jüngere mischt sich ein: »Aber ihr habts amal an damischn Dischkurs! Dees Mannsbild möcht i kenna, dees wo sein Madl 's Geld glei häufaweis nachschmeißt, der mei is net so dumm!« – »Aber du bist, scheints, no ganz dumm!« meint die Einäugige. »Warum hängst di denn hi an oan, der nix hat? Muaß 's denn grad der sein? Als ob net a andere Muatta aa wieder a liabs Kind hätt! Naa, mei Liabe: zwegn oan Mannsbild traurig sein, dees fallt mir gar net ein! Allweil überecks, überecks, – alleweil fünf, sechs!« – »Wia machst nachher du dees, daß si so viel ohängen?« Die Einäugige lacht belustigt. »Wia i dees mach! Ja, gibts denn dees aa, daß oans no so dumm is! Paß auf, i zoag dirs amal, wenn i wieder in Freiheit bin!« Die Dicke aber meint: »Zoags uns nur jetz glei! Mir möchten aa was profitiern davo!« – »Dees könnts enk denka! Wenn nachher grad 's Auge Gottes daher kommt, nachher hoaßts: Drei Tag Dunkel!« Aber die andern hören nicht auf zu betteln. Und die Alte deutet auf die Hanni. »Da is oane, die soll derweil luren, ob wer kommt. Di soll si derweil ans Gitter stelln!« Die Hanni schüttelt den Kopf. »Naa, so was mach i net. Zwegn dene drei Tag, die ich hab, is 's net der Müh wert, daß i mir an Dunkelarrest hol. So an Schlüsselbund hört man von da aus aa scheppern.« Ein höhnisches Lachen ist
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