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Die Rumplhanni

Die Rumplhanni

Titel: Die Rumplhanni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Christ
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net kann.« – »Warum nicht?« – »Weil i koan Appetit net hab.« – »Aha! Koan Appetit hat s' net! Da kann man abhelfen: heut nachmittag tun S' Böden abreiben, dann wird's Ihnen morgen schon besser schmecken!« Rratsch. Die Klappe ist zu.
    Eine Weile ist es still auf dem Gang. Nur von ferne hört man Klappern, Bürsten, Wasser schütten. Dann werden wieder Tritte laut. Und jemand rollt leise summend Fässer oder Blechtonnen vor die Zellentüren. Irgendwo schwatzen und lachen Frauen, vielleicht Aufseherinnen. Und dann ist wieder Stille; eine schwere, beengende Stille, die durch nichts unterbrochen wird als durch das klagende Läuten der Mittagsglocke drüben in der Kirche, durch den dumpfen Laut einer zugeschlagenen Tür in einem andern Stockwerk, durch einen schrillen Schrei, ein lautes Weinen.
    Endlich klirren wieder die Schlüssel, knarrt das Gitter, kommt Leben in das Haus. Die Zellen werden geöffnet. »Kübel 'nei! Anstellen in den Hof!« Da kriechen sie aus ihren Zellen wie die Schnecken aus den Häuslein! Hier humpelt eine dürre, bucklige Alte mit einem winzigen schneeweißen Haarschwänzlein, durch das eine große Beinnadel gesteckt ist, die wohl gewohnt war, einen schweren Zopf oder ein Gesteck aus Roßhaaren zu halten. Die große Hakennase macht das faltige Gesicht schier hexenhaft, und die Augen blitzen giftig von der Aufseherin zum Gitter. Daneben tritt eine große, stattliche Dame in Trauerkleidung aus einer Tür, und sie schaut scheu von einem Gesicht zum andern, ob nicht jemand da ist, der sie erkennen möcht. Ihr gegenüber lehnt eine einäugige Bauerndirn mit pichigem, rotblondem Haarschüppel in ihrer grauen Sträflingskutte und schmutzigweißen Strümpfen an der Mauer, bohrt in den Zähnen und betrachtet gelangweilt das Getriebe um sich her.
    Die Hanni geht gedrückt zu dem Häuflein, das am Gitter steht, und sie schielt verstohlen hin zu den andern Gefangenen; zu der kleinen schwarzen Frau im roten Schlafrock mit ihren lebhaften Augen und dem hochfahrenden Wesen; zu der alten gebeugten Mutter mit dem bunten Kopftuch und der tröpfelnden Nase; zu den beiden jungen Mädchen mit den frischgekräuselten Locken und den herausfordernden Gesichtern, zur Aufseherin, die mit kalter, strenger Miene vor dem Gitter steht, mit den Schlüsseln klirrt und ungeduldig mit dem spitzen Schuh den Boden tritt. »Wird's bald?! Wollt ihr euch ordentlich anstellen da vorn! Marsch, vorwärts jetzt!« Das Gitter öffnet sich, und stumm gehen die Paare hinaus ins Freie, in ein kleines Viereck mit hohen Mauern, etlichen knospenden Sträuchern und einem jungen Grasfleck in der Mitte. Und die Paare lösen sich auf; immer eine hinter der andern, jede durch einen Zwischenraum von ihrer Vordnerin getrennt, so beginnt der Umgang. »Abstand halten! – Was haben denn Sie zu gaffen! – Wer schwätzt da! – Sie, da hinten! – Wissen Sie nicht, daß Winken und Zeichengeben verboten ist! – Nachgehen da drüben! – Abstand da herüben!« Die Hanni tappt stumpf und gleichgültig hinter der zwerghaften, verkrüppelten Gestalt mit dem großen, knochigen Schädel und dem faltigen, leberfleckigen Gesicht drein; und sie sieht gar nicht, daß diese schon eine Weile scheinbar den härwenen Rock rückwärts hochhebt, um ihn nicht zu beschmutzen, wenn sie in die vielen Wasserlachen patscht, in Wirklichkeit aber mit großer Behendigkeit mit den Fingern Zeichen macht, die nur ein Eingeweihter kennt. Da tönt's plötzlich an ihr Ohr: »He da! Sie von Nummer achtundzwanzig! Was haben Sie da für eine Unterhaltung mit Ihrer Vordnerin?« Die Hanni fährt erschrocken zusammen; ihre Gedanken waren weit weg, in einer armen Hütten in Öd, bei ihrer alten Wabn ... Da kommt abermals die barsche Frage: »Was haben Sie eben verhandelt mit Nummer sechzehn?« – »I? Gar nix! I kenn ja gar neamd da herin ...« – »Aha! Gar nix! Sie kennt niemand! Raus da, alle zwei! Sie da! Was haben Sie eben der Gefangenen da für ein Zeichen gemacht?« Die Leberfleckige schaut dreist von der Aufseherin zur Hanni und von der Hanni hin zu einer rothaarigen Dirn mit frechem Wesen. »I? Mit dera? Dees taat i scheucha! I hab grad meiner Freundin an Servus zuagwunken!« Worauf die Rothaarige sofort ungefragt dazwischenfährt: »Teats enk fei nix! Daß ma si fei nimmer grüaßen derf, da herin. Da kannts weiter net zuageh!« Die Hanni schnauft erlöst auf. Die Aufseherin aber läßt die beiden bös an und übersieht darüber ganz, daß unterdessen die Abstände

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