Die Rumplhanni
zu, wie er ein Roß eingeschirrt, und sucht danach die Küche.
Da steht die feiste Wirtin eben an dem großmächtigen Herd und kostet die Speisen, wobei sie sagt: »Salz her! Essig her! Da is ja koa Saft und koa Gschmach drin in dem Bifflamod! Dees schmeckt akkrat so fad, wias du bist, du zwiders Frauenzimmer! Du waarst no so a Köchin! Da kann amal oana a Freud habn, wenn er di kriagt, du fade Nockn, du fade! Geh, mach, daß d' mir aus der Küch kommst! 's Blaukraut is net gsalzen, die G'röst'n habn koane Rammerl, der Salat is lauter Gnatsch ... geh zu dein Schepperkasten nauf, is mir liaber! Lern dein Walzer, daß d' was konnst, wenn amal der Kriag gar is!« Das Mädchen, ein blasses, hochaufgeschossenes Ding von vielleicht sechzehn Jahren, zieht der Wirtin den schweren silbernen Schlüsselhaken aus dem Schürzenbund. »I brauch d' Schlüssel! Bei dir kann ma überhaupt nix recht macha! Oamal is dir z' süaß kocht, und oamal z' sauer. Da bin i scho liaber beim Vater in der Schenk drin. Oder in der Stund. Übrigens, was i sagn möcht, Mutter: A neue Operette is wieder gspielt wordn! Die schau i mir an, und wenns was is fürs Klavier, nachher kaaf i mirs, gell?« Die Wirtin rührt heftig in der Grießsuppe herum. Jetzt schielt sie ein wenig hin zu ihrer Tochter. »Soo, a neue Operettn, sagst! Die schaugn mir uns an, jawohl. Kathi, richten S' d' Teller und d' Plattl her, und schneiden S' an Schnittlauch für d' Suppen! Fanny, läuten S' der Kellnerin, daß i ihr's Essen ansag! Fräulein, was möchten S' denn?« Sie schaut forschend nach der Hanni, die schüchtern an der Tür steht und einen Grüaß Good herauswürgt. »D' Verdingerin hat gsagt, Sie brauchen wem zu der Arbat, da in der Kuchl ...« – »Naa, sag i! Seit drei Tag wart i scho drauf, daß s' mir oane schickt! Heut hätt i mir um a andere Verdingerin gschaut!« Sie betrachtet die Hanni mit scharfem Auge. »San Sie scho lang in der Stadt?« – »Naa, i komm vom Land«, erwidert diese und befolgt damit einen Rat der Weinzierlin, die noch vor ihrem Weggang sagte: »Wenn s' di ums Dienstbüacherl fragn, nachher sagst, du hast no koans, und du bist vom Land. Dees hört jede gern.« Damit hatte sie nicht unrecht, denn die Wirtin mustert ziemlich wohlwollend das ganze Äußere der Hanni und sagt dann: »Aha. Vom Land. Wo sand S' denn her? – Soo, von Öd bei Aibling. Wie alt? – Vierazwanzg. Aha. Was verlangen S' denn Lohn? – Fünfazwanzg Mark! Dees is a bißl viel! I zahl eigentli koana mehra wia zwanzg. – Aber da kann ma ja no redn drüber. – Sagn mir halt jetz amal: zwanzg Mark, kassenfrei und an Liter Bier im Tag. Und d' Arbeit: 's Gmüas putzen, 's Fleisch herrichten, der Köchin flink in d' Händ arbatn, der Hausmagd helfen und an Metzger helfen. Können S' glei dableibn?« Die Hanni meint: »Mei Sach hätt i halt no holn müassn.« Aber die Wirtin sagt schnell: »Dees soll Eahna nachher der Hausl holn. Is's weit? – Am Fischerbergl? Bei der Quellngassen drübn? – Ja, ja, dees geht scho. – An Schurz kann Eahna ja d' Frieda gebn. Wia hoaßen S' denn? – Hanni. Soo. Also. – Frieda, an Schurz für d' Hanni! Nachher zoagn S' ihr glei die Keller, 's Schlachthaus, 's Fleisch, d' Speis und eure Zimmer. Und dann kann s' glei die Ranna hobeln und Kartoffel schäln.«
Die Tochter der Wirtin steht immer noch mit dem Schlüsselbund an der protzigen Silberkette da, betrachtet die Hanni neugierig und läuft dann eilends hinein in die Gaststube zum Wirt: »Vata, jetz ham mir schon a Küchenmädl. Hanni heißts. A ganz netts Madl. I glaub, die kann i guat leidn.« Also tritt die Hanni ihren neuen Platz an und denkt: Wird schon gehen mit Glück und Geschick, und vielleicht hängt's jetzt doch auch einmal wieder auf die gute Seiten.
Die Karwoche ist vorbei mit ihren Trauermetten und Bußpredigten, mit ihren Fasttagen und Fischgerichten; man läutet die Auferstehung unsers Herrn mit allen Glocken ein zu Sankt Ludwig und Sankt Kajetan, im Damenstift und vom Dom unserer lieben Frau. Und es folgt das eherne Geläute von Sankt Peter und von Paul, von Matthäus und Sankt Markus, von Lukas und Johannes. In den Läden stehen die Osterhasen und die Zuckerlämmer mit ihren Fähnlein, und in den Wirtshäusern hocken die Arbeiter, schimpfen auf die Feiertage, auf den Krieg, auf alles, was nach ihrer Meinung Ursache ist zum Klassenunterschied, zur Armut und zur Notwendigkeit der Arbeit; schimpfen, brummen und trinken, und gehen zum Metzger, wo sie sich so ein,
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