Die Runde der Rächer
verzogen sich ihre Lippen zu einem häßlichen und zugleich wissenden Grinsen.
Brenda, die den Blicken oft nicht ausweichen konnte, hatte das Gefühl, von diesen gierigen Blicken ausgezogen zu werden. Sie konnte sich leicht ausmalen, was mit ihr passierte, wenn sie und Ethan in die Hände der Straßenräuber gerieten.
»Warum haben wir denn keine Waffe?«, keuchte sie.
»Hättest du geschossen?«
Brenda rutschte tiefer in den Sitz. »Ich weiß es nicht. Es ist doch kein Film…« Sie schüttelte sich. »Hör doch auf, so was zu fragen, verdammt!«
Der Blonde vor der Kühlerhaube bewegte sich. Er ging nicht schnell, sondern mit lockeren Schritten. Das Gesicht sagte nichts aus über das, was er vorhatte. Nur die Lippen waren leicht gespitzt, als wollte er Brenda einen Kuss geben, als er sich nach unten beugte, um durch die Seitenscheibe zu schauen.
»Der Irre will was von mir!«, flüsterte sie.
»Abwarten.«
»Hör auf. Du mit deinem…«
Der Blonde klopfte mit dem gekrümmten Finger gegen die Scheibe, und Brenda zuckte zusammen. Sie traute sich auch, den Kopf nach links zu drehen und sah zum ersten Mal aus einer sehr kurzen Distanz in das Gesicht hinein.
Der Typ war nicht älter als sie. Aber er war gemeiner und auch brutaler. Wieder krümmte er seinen Zeigefinger und deutete auf den Stift.
Brenda begriff. Sie drehte den Kopf. »Ich soll die Tür entriegeln, Ethan. Hörst du? Ich soll den Stift hochziehen!«
»Tu es nicht.«
»Ha, und dann?«
»Tu es nicht!« Auch Ethan hatte Angst. Der Schweiß lief ihm mittlerweile in Strömen über das Gesicht. Nicht nur da spürte er ihn. Er hatte sich am gesamten Körper ausgebreitet, und Ethan kam sich vor wie aus der Dusche gekommen.
Brenda schüttelte den Kopf. Diese Geste galt nicht ihrem Freund, sondern dem Blonden. Die anderen sah sie nicht. Sie hatten sich an den Seiten des Fahrzeugs und an dessen Heck verteilt.
Der Blonde verstand. Er stand noch immer gebückt und hob seine Schultern an, was beinahe einer bedauerlichen Geste gleichkam, als wollte er ihnen klarmachen, dass das, was jetzt folgte, ihre eigene Schuld wäre. Brenda konnte ihn einfach nicht aus den Augen lassen. Sie schaute sehr genau zu, wie er den rechten Arm mit der verdammten Stange hob und damit ausholte.
»Ethan – siehst du das?«
»Ja!«
Der Blonde schlug zu. Er war radikal. Er kannte keine Rücksicht. Brutal drosch er die Stange gegen die Windschutzscheibe, die augenblicklich ein anderes Muster bekam, denn das Glas verwandelte sich plötzlich in ein Spinnennetz aus dünnen Streifen und nahm eine milchige Farbe an.
Der erste Schlag des Blonden war zugleich das Zeichen für die anderen drei Typen. Auch sie kannten jetzt kein Halten mehr.
Mit ihren Stangen hämmerten sie gegen die Seitenscheiben und schlugen auch auf das Heckfenster ein. Sie arbeiteten wie Roboter. Ethan und seine Freundin hockten wie erstarrt auf ihren Sitzen.
Die vier machten weiter.
Erste Löcher entstanden. Glaskrümel fegten in das Innere wie heller Schnee. Der Blick nach vom war verschwommen. Trotzdem sahen sie den Blonden auf der Motorhaube. Er hockte dort wie ein unheilvoller Dämon, der in seiner Aktivität nicht zu stoppen war. Die beiden erlebten die Hölle nicht mehr im Jenseits, sondern auf der Erde, und sie hörten auch das grässliche Lachen.
An der Seite hatte es jemand geschafft, die Scheibe einzuschlagen. Der kühle Wind drang in den Jaguar, und Ethan drehte seinen Kopf. Einer der Kerle tauchte mit dem Schädel zuerst in das Innere. Er trug ein Tuch um den Kopf gebunden und hatte einen breiten Mund, der an den eines Frosches erinnerte.
Als er mit der Stange die Schulter des Fahrers traf, schrie Ethan auf. Einen zweiten Schlag erhielt er nicht. Dafür hörte er die zischelnde Stimme.
»Willst du jetzt die Türen öffnen?«
Auch Brenda hatte die Frage gehört. Sie drehte plötzlich durch, klammerte sich an ihrem Freund fest und fing an zu schreien. »Hau ab, du Scheißkerl, hau ab!«
»Lass es!«
Ethan Haycock wusste, wann er verloren hatte. Seine linke Schulter schmerzte. Er ahnte, dass das der Vorbote dessen war, was noch auf ihn zukam .
An seiner Seite zog er den Stift hoch.
Das Gesicht verschwand aus dem Seitenfenster. Der Blonde rutschte von der Kühlerhaube. Das Frontfenster hatte er inzwischen zerstört. Nur einige Reste hingen noch im Rahmen fest.
Das darf nicht wahr sein!, schoss es Brenda durch den Kopf. Das darf alles nicht wahr sein…
Raus!«
Den Befehl hatten beide
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