Die Runde der Rächer
völlig durcheinander. Er suchte nach einem Ausweg und drehte immer wieder den Kopf, aber da gab es keine Lücken, durch die er hätte entwischen können. Die Falle war zugeschnappt. Aus eigener Kraft würde er es nie schaffen, zu entkommen.«
»Knie nieder!«
Ethan gehorchte. Er sackte dem Boden entgegen und berührte ihn mit beiden Kniescheiben.
Es war genau die Position, die King Justin von ihm haben wollte. Er hielt die Krone noch selbst fest und wartete auch damit, sie seinem Nachfolger aufzusetzen.
Ich hatte feuchte Hände bekommen. Wir hätten längst eingreifen müssen, doch es ging nicht. Wir waren und blieben als Zeugen der Krönung außen vor.
Auch Suko war nervös geworden. »Was ist denn mit deinem Kreuz, John?«
»Nichts. Was soll sein?«
»Ich meine – ähm – funktioniert es nicht? Öffnet es nicht den Weg?«
»Vergiss nicht, wo wir sind.«
»Egal. Es kann doch nicht so hilflos sein.«
»Ist es aber.«
Das ärgerte mich selbst. Den Weg hinein nach Aibon hatte es uns geöffnet, aber in dieser geisterhaften Druidenwelt sperrte es sich wieder, und das erlebte ich nicht zum ersten Mal, obwohl in Aibon das Rad der Zeit zu finden war und auch Freunde von mir lebten, wie der Rote Ryan. Aber das war die andere Seite, das eigentliche Paradies. Wir befanden uns hier in der Hälfte des Landes, die möglicherweise unter der Terrorherrschaft des Druiden-Dämons Guywano stand. Oder man hatte uns in eine Zwischen- oder Totenwelt geleitet, die irgendwie auch unserem Jenseits entsprach, denn so vielschichtig war diese Welt.
Ich hielt das Kreuz in der Hand und schaute auf das grüne Flimmern, das sich immer wieder wie schnell fließendes Wasser über das Metall hinweggoss.
»Kannst du es nicht aktivieren?«
»Doch«, sagte ich und ließ dabei Justin und Ethan nicht aus den Augen. »Aber das würde nichts bringen, das weißt du selbst. Das Licht hat hier kein Ziel. Außerdem befindet sich keiner von uns in direkter Lebensgefahr.«
Suko wollte es nicht wahrhaben. Ich auch nicht, aber ich handelte nicht so wie mein Freund, der seine Dämonenpeitsche hervorholte und nach der Drehung die Riemen ausfahren ließ.
Das klappte alles wunderbar, und es gab Suko, der mir zunickte, wieder Hoffnung. »Jetzt werden wir mal sehen, was passiert. Ich hasse Gefängnisse, besonders, wenn sie unsichtbar sind.«
Er schlug zu!
Suko schlug ins Leere. Trotzdem traf er die nicht sichtbaren Mauern, und wir sahen auch, dass sie erwischt wurden, denn um uns herum entstand eine Welt aus Funken. Sie tanzten grün und gelb schimmernd vor unseren Augen. Für einen Moment durchfuhr mich die wahnsinnige Hoffnung, dass es mit unserer Gefangenschaft vorbei war, aber ich hatte mich geirrt. Auch Suko’s Peitsche schaffte es nicht, die unsichtbare Mauer zu zerstören. Wir sahen sie noch zwischen den Funken als eine grünliche Wand, das war auch alles.
Da Suko jemand war, der sich beherrschen konnte, hielt sich auch seine Reaktion in Grenzen. Er fluchte nicht mal, aber ihm war anzusehen, wie enttäuscht ihn die letzte Aktion hatte.
Wir kamen nicht weg!
Dafür bewegte sich King Justin. Er beugte sich vor und setzte seinem Nachfolger die Krone auf den Kopf...
***
Es war geschehen!
Ich hatte plötzlich das Gefühl, verloren zu haben und in einen tiefen Schacht zu sinken. Ich hörte mich selbst leise reden. Nur verstand ich die eigenen Worte nicht, denn das Geschehen in unmittelbarer Sichtweite packte mich zu sehr.
Die Krone saß auf Ethans Kopf. Er war jetzt der neue König von Cumbria. Ob er sich dieser neuen Bürde bewusst war, fanden wir nicht heraus, denn er kniete noch auf dem Boden, als würde ihn die Last der Krone nach unten drücken.
»Du bist es geworden!«, sprach Justin. »Du hast mich nach mehr als tausend Jahren abgelöst, und dir steht jetzt die große Würde des Königs zu.«
Eigentlich hätte man lachen können, aber danach war uns wahrlich nicht zumute.
Eine Antwort bekam Justin nicht. Der junge König blieb vor ihm knien. Er schien in tiefen Gedanken versunken zu sein und sich mit seinem Schicksal zu beschäftigen, und Justin ließ ihn auch zunächst in Ruhe. Ohne seinen Platz zu wechseln, drehte er sich langsam um, weil er seine Getreuen anschauen wollte.
Die Monster bewegten sich nicht. Sie nahmen es hin, aber sie blickten nicht ihren neuen König an, sondern den alten.
»Die Zeit der Gefangenschaft ist endgültig vorbei!«, erklärte Justin ihnen. »Ich habe lange genug hier existiert. Jetzt ist die Zeit
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