Die Runde der Rächer
gekommen, um mein neues altes Reich wahrzunehmen. Ich freue mich darauf. Das Regieren geht weiter. Es ist nur unterbrochen worden, und ich werde meine alte Stärke erlangen.«
Auch Suko und ich hatten die Worte verstanden. Keiner von uns zweifelte daran. Dieser Justin hatte einen großen Schritt zu seinem neuen Ziel hinter sich gelassen, und er würde auch den nächsten gehen, der ihm die Freiheit brachte, nachdem er seinen Nachfolger gefunden hatte. Er wirkte auf uns nicht mehr so schwach. Seine Bewegungen waren kraftvoller geworden. Das sahen wir auch, als er sich bückte und dabei den Arm ausstreckte.
Er fasste Ethan an der linken Schulter an. Seine Finger griffen fest zu, und dann zog er den neuen König auf die Beine. Mit der Krone auf dem Kopf erschien Ethan uns wie verkleidet, aber hier wurde leider kein Karneval gespielt.
Justin schaute ihn an. »Prächtig siehst du aus in deiner neuen Würde. Ich habe mich nicht geirrt und genau den Richtigen gefunden. Du wirst hier so lange herrschen, bis wieder jemand kommt und dich ablöst. Ich aber gehe jetzt zurück in die Welt, aus der ich gekommen bin. Ich habe mal über Menschen geherrscht, ich habe mich mit den Druiden verbündet, um das lange Leben zu bekommen, aber ich werde von nun an wieder über Menschen herrschen.«
Ethan konnte keine Antwort geben. Er litt unter dem Druck der Krone und auch unter den seelischen Strapazen. Auf seinem Gesicht malte sich die Furcht ab, und wir hingen noch immer in unserem verdammten Gefängnis fest.
»Wir sind wie ein Paar!«, erklärte Justin. »Und wie ein Paar werden wir uns verhalten...«
Was er damit meinte, bewies er sofort danach. Er zog Ethan an sich und umarmte ihn. Ethan ließ alles mit sich geschehen, doch es blieb nicht bei der harmlosen Umarmung. Justin hatte etwas anderes mit ihm vor, und für ihn war es das Wichtigste überhaupt.
Er zog Ethans Kopf seinem Gesicht entgegen und presste seine alten Lippen, die trocken sein mussten wie ein Wadi in der Wüste, auf den Mund des jungen Mannes...
***
Wie bei einem Vampir!, schoss es mir durch den Kopf. Ähnlich, aber nicht gleich. Ein Vampir küsst nur in den wenigsten Fällen. Wenn, dann ist sein Kuß mit dem Trinken von Blut verbunden, das kannte ich leider zur Genüge.
Hier nicht.
Justin wollte nicht das Blut seines Nachfolgers. Er hatte sich an dessen Lippen festgesaugt, als wäre der andere ein Liebhaber. Justin wirkte in diesem Moment um das Doppelte gewachsen. Er hielt den jüngeren Mann mit beiden Händen umfangen und hatte sich an den Lippen regelrecht festgesaugt.
Blut trank er nicht, und trotzdem saugte er etwas in sich hinein. Es war auch zu sehen, dass was passierte, denn um die beiden herum entstand plötzlich ein grünlicher Schimmer, der zu einer Aura wurde und sie einhüllte.
Es war für uns noch unbegreiflich, warum Justin dies tat. So groß konnte die Liebe doch nicht sein, doch was dann passierte, hatte mit Liebe nichts zu tun.
Es war der reine Egoismus, denn der alte König nahm die Jugend und die Frische des neuen in sich auf. In der magischen Druidenzone fand dieser Austausch statt, und so konnten wir sehen, wie sich beide veränderten.
Justin hatten wir bisher nur als alte, wie verbrannt wirkende, lebende Leiche erlebt. Kraft- und saftlos, sich nur mühsam auf den Beinen haltend.
Dieser Zustand schwand immer mehr dahin. In dieser Welt war es möglich. Die Magie sorgte dafür, und so fand tatsächlich ein Austausch zwischen den beiden statt.
Ethan Haycock verlor seine Gestalt, sein Aussehen, seine Jugend, und bei Justin war es umgekehrt. Er erhielt durch Ethan sein Leben wieder zurück.
Gespannt und zugleich auch geschockt schauten wir der Verwandlung zu. Es war schon mehr als unwahrscheinlich und auch grauenhaft, als wir das mit ansehen mussten.
Justin wurde zu dem, was er einmal gewesen war!
Das alte, fast völlig vermoderte Fleisch verschwand intervallweise auf seinem Gesicht. Die frische Haut erschien wie von Zauberhand. Brüchige Haare fielen ab, und die echten kehrten zurück.
Haare, die ebenfalls dunkel waren. Sie sahen aus wie die des Ethan Haycock.
Dabei blieb es nicht. Justin verwandelte sich immer mehr in Ethan. Er sah zwar nicht so aus, sie konnten keine Zwillinge sein, doch eine gewisse Ähnlichkeit war schon vorhanden. Möglicherweise hatte er aus diesem Grund über 1000 Jahre gewartet, bis er jemanden gefunden hatte, der ihm glich.
»Es ist unglaublich«, flüsterte ich.
»Ein Austausch«, sagte Suko.
»Ja,
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