Die Runde der Rächer
flüsterte er.
»Ja, das war auch gut.«
»Aber ich bin nicht vorbereitet worden. Was ist denn, wenn ich das alles nicht will?«
Bisher hatte er prompt eine Antwort bekommen. Das war nun vorbei, und King Justin schüttelte den Kopf, auch wenn es ihm schwer fiel. »Bitte, Ethan, du hast keine andere Möglichkeit mehr. Du kannst gar nicht anders. Meine Ablösung ist beschlossen. Du wirst an meiner Stelle auf dem Thron sitzen...«
»Und was ist mit dir?«, rief Ethan mit zittriger Stimme.
»Mit mir?« Justin lachte. »Ich werde wieder zurück ins Leben kehren. Ja, in das Leben.«
Die Antwort war auch uns nicht entgangen. Da sie sehr allgemein gehalten war, konnte man sich einiges darunter vorstellen, allerdings nichts Gutes oder Positives. Für mich stand fest, dass das dicke Ende noch nachkommen würde, und das schien auch Ethan Haycock zu ahnen. Er hatte seine Sicherheit verloren. Der Gedanke, die Nachfolge antreten zu sollen und möglicherweise später so auszusehen wie Justin, gefiel ihm gar nicht.
Deshalb schüttelte er den Kopf. »Nein, nein, das ist hier nicht meine Welt. Ich...«
»Du wirst König.«
Ethan schwieg für einen Moment. »Ja, ich werde König. Aber was ist, wenn ich es gar nicht will?«
»Du musst! Es ist durch mich beschlossen worden!«
Ethan sah sich plötzlich in der Klemme. Was er hier erlebte, war für ihn völlig überraschend. Innerhalb einer kurzen Zeitspanne hatte man ihm erklärt, wie stark sich sein Leben ändern würde. Er würde König in dieser Welt sein, aber nicht in einer, in der er sich wirklich wohlfühlte.
»Wir sollten ihm helfen«, sagte Suko.
»Ja, aber noch nicht sofort. Lass uns noch einen Moment warten.«
»Warum?«
»Ich will sehen, wie es abläuft.«
Diesmal hatte ich Suko nicht auf meiner Seite. Er sagte mir nicht, was er vorhatte, er drehte sich zur Seite, ging einen Schritt nach vom – und blieb plötzlich stehen. Dabei zuckte er sogar noch zurück, als hätte ihn ein Hindernis aufgehalten.
»Was ist denn?«
»Ich komme nicht weiter. Es ist eine Sperre.« Er drehte den Kopf. »John, wir sind zwar in der Nähe, aber wir sind trotzdem noch getrennt. Wir können die anderen sehen, sie uns aber wohl nicht, sonst hätte auch Ethan reagiert.«
Ich glaubte ihm jedes Wort und fragte mich zugleich, ob wir einen Fehler begangen hatten. Ich konnte keinen feststellen, auch wenn ich noch so scharf nachdachte. Man hielt uns in einem unsichtbaren Käfig innerhalb dieser Welt, die so vielschichtig war, gefangen, und das konnte für keinen gut sein.
Erst recht nicht für Ethan, der auf verlorenem Posten stand und nun gekrönt werden sollte.
King Justin hob die Arme und legte die Hände gegen seine Krone. »Es ist endlich wahr geworden. Ich habe einen Nachfolger gefunden. Ich weiß, dass es mein Reich noch gibt. Es hat all die Zeiten auf mich gewartet, und ich werde dorthin wieder zurückkehren. Das Schicksal hat es so gewollt. Das alte Orakel der Druiden hat sich erfüllt. Ich komme wieder dorthin, wo ich schon mal war. Und ich schaffe es, erneut die Herrschaft anzutreten.«
Jetzt war uns klar, was er vorhatte. Es sollte einen Austausch geben. Er würde zurück in die normale Welt gehen, die sich in mehr als 1000 Jahren verdammt verändert hatte, und in dieser Welt würde er seine Zeichen setzen. Oder es zumindest versuchen – aber zu welch einem Preis.
Er hieß Ethan. Keiner von uns glaubte, dass dieser Weg des Schicksals positiv für ihn war. Ich hoffte nicht, dass es schon zu spät für uns war, aber es klappte einfach nicht. Ich erlebte bei meinem Versuch, mich zu bewegen, das Gleiche wie Suko. Ich kam nicht voran. Die Wesen befanden sich in greifbarer Nähe, und trotzdem gelang es mir nicht, sie anzufassen. Es war tatsächlich wie in einem Käfig aus Glas. Da gab es in dieser Welt noch eine andere, die uns zur Unfähigkeit verurteilte.
Ethan bewegte sich nicht von der Stelle. Er schaute zu, was sein Ahnherr tat. Der hatte es mittlerweile geschafft, mit beiden Händen die Krone zu umfassen. Er ließ sich noch Zeit. Die roten Augen waren auf Ethan Haycock gerichtet. Nichts bewegte sich in seinem dunklen, verkohlten Gesicht. Er war voll konzentriert, und dann hob er mit einer einzigen Bewegung die Krone von seinem Kopf ab. Er hielt sie in den leicht zitternden Händen, die Ethan entgegengestreckt waren.
»Knie nieder!«
»Nein. Warum?«
»Ich will dich krönen. Ab jetzt gehört die Königswürde dir ganz allein!«
Mir tat der junge Mann Leid. Er war
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