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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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willkommen ...« Er sah demonstrativ zu Stave hinüber. »... wenn die Meister es zulassen würden.«
    Sie runzelte die Stirn, als er von Meistern sprach. »Danke, Liand aus Steinhausen Mithil. Wir werden deinem Willkommen, nicht jedoch dem des Bluthüters trauen.«
    Linden fürchtete, Stave könnte daran Anstoß nehmen, deshalb warf sie rasch ein: »Mit deiner Erlaubnis, Mähnenhüterin, würde ich mir gern eure Verletzten ansehen. In meiner Heimat bin ich eine Heilerin. Ich habe weder Verbandszeug noch Medikamente bei mir, aber vielleicht kann ich trotzdem etwas für sie tun.« Unsicher fügte sie hinzu: »Einige von euch haben ihr Leben für uns geopfert. Ich möchte helfen, wenn ich irgendwie kann.«
    Hami zuckte mit den Schultern. »Wie du willst, Ring-Than. Wir Ramen sind widerstandsfähig, und ich habe meine Seilträger gelehrt, solche Wunden zu versorgen. Außerdem ...« Ihre Lippen verzogen sich zu einem wilden Grinsen. »... ist unsere Feindschaft gegen die Kresch uralt und dauerhaft, in bloßen Jahrhunderten schlecht zu messen. Selbst wenn du nicht angegriffen worden wärst, hätten wir den Kampf mit ihnen aufgenommen.«
    Und die Urbösen?, hätte Linden am liebsten gefragt. Hätten sie an eurer Seite in den Kampf eingegriffen? Aber für solche Fragen war sie zu müde. Mit gemurmeltem Dank bedeutete sie Liand, ihr zu folgen, und ging über die Felsplatte zu den Seilträgern hinüber, die ihre verwundeten Gefährten versorgten.
    Die Ramen nickten ihr höflich zu, als sie zwischen ihnen niederkauerte, ohne jedoch ihre Arbeit zu unterbrechen. Sie waren zu neunt, und keiner von ihnen hatte den Kampf unverletzt überstanden, obschon sie nur Kratzer, Hautabschürfungen und Prellungen davongetragen hatten. Die Wunden der fünf anderen waren schwerer. Bei zweien – einem Mann und einer Frau – hing das Fleisch von Armen und Beinen in Fetzen herunter. Reißzähne hatten grausige Wunden in die Schulter eines Mannes und den Oberschenkel eines anderen gerissen. So schwer diese Verletzungen auch zu sein schienen, waren sie doch unbedeutend im Vergleich zu denen der fünften Ramen: Die Frau war fast ausgeweidet worden.
    Drei Seilträger bemühten sich um die Schwerverletzte; die anderen versorgten die übrigen vier.
    »Verdammt!«, murmelte Linden. Eine Bauchfellentzündung war unvermeidlich. Selbst wenn die Eingeweide der Frau nicht allzu schwer verletzt waren und die Bauchdecke gleich wieder zugenäht werden konnte, würde fast augenblicklich eine tödliche Infektion entstehen. Tatsächlich würden sich alle Wunden entzünden; dafür würden die Zähne und Krallen der Kresch sorgen.
    Feuer, dachte sie. Wir brauchen ein Feuer. Und dann: Heilerde. Sie schluckte angestrengt die Müdigkeit hinunter, die ihr wie ein Kloß im Hals saß. »Kennt ihr Heilerde?«, fragte sie die Seilträger.
    »Natürlich«, antwortete einer der Männer knapp, weil er sich auf die Verletzte konzentrierte. Er schien jünger als Liand zu sein – zu jung für diese Art Arbeit. Stress und Schmerzen machten sein Gesicht blass. Alle Seilträger schienen kaum älter als Jugendliche zu sein. »Hier ist keine zu finden. Nicht zwischen diesem Geröll. Und wir tragen sie nicht oft bei uns. Wird sie aus dem Boden geholt, lässt ihre Kraft allmählich nach, und wir wissen nicht, wie sie sich bewahren lässt. Aber wir sind Ramen. Was wir haben, muss genügen.«
    Aus einer Gürteltasche kippte er etwas auf seine Handfläche, das wie getrocknetes Gras oder Farnkraut aussah. Dazwischen lagen einige Blätter von den Blüten, die Mähnenhüterin Hami als Kette um den Hals trug. Der Seilträger klaubte einen kleinen Zweig heraus und verstaute den Rest wieder in der Gürteltasche. Als er auf das Kraut in seiner Hand spuckte, stieg Linden sofort ein vertrauter scharfer Geruch in die Nase.
    »Dies ist Amanibhavam «, erklärte er ihr, »die Blume von Gesundheit und Wahnsinn. Frisch gepflückt ist sie für Menschenfleisch zu stark, bringt Ekstase und Tod. Getrocknet lässt sie sich jedoch ertragen.«
    Er zerrieb die feuchten Blätter zwischen den Händen und schmierte den Pflanzenbrei auf die aufgerissene Bauchdecke der Verletzten. Sie stöhnte vor Schmerzen, und Linden, die von der Grobheit solcher Wundversorgung entsetzt war, ächzte unwillkürlich mit.
    Verdammt noch mal! Ich brauche meinen Sinn für das Gesunde, und ich muss wissen, was Amanibhavam ist und bewirkt.
    Das Leid der Ramen belastete sie und ließ sie Qualen spüren, die durch Stolz und Willenskraft

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