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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Aufenthalt in einer Zäsur schien ihr Blick schon jetzt vor Furcht unstet zu werden.
    »Wir wissen jetzt, welche Gefahren uns drohen«, fuhr der Mähnenhüter fort, »und sind vorausgewarnt. Müssen wir wieder einen Sturz bestehen, sorgen wir selbst dafür, dass er uns nichts anhaben kann.«
    Wie er seine Seilträger und sich selbst schützen wollte, sagte er nicht.
    »Sei nicht so streng mit dir selbst«, seufzte Linden. »Ihr macht mir keine Sorgen.« Tatsächlich ließ die Vorstellung, eine weitere Zäsur überwinden zu müssen, auch sie innerlich zusammenzucken. Und sie hatte keine Geduld mehr mit Leuten, die an sich selbst unmenschliche Maßstäbe anlegten. Das tat sie selbst oft genug. »Wir sind eben keine Ranyhyn. Wir haben nicht ihr Talent für Zeitreisen.«
    Mahrtiir akzeptierte ihre Antwort mit einer Verbeugung, aber um seine Mundwinkel spielten noch immer Trotz und Selbstenttäuschung.
    Linden sah sich um; stellte fest, dass die Urbösen bereit waren und die Ranyhyn warteten. Es war Zeit, aufzubrechen. Mit Liands Hilfe schwang sie sich auf Hyns Rücken. Stave und der Steinhausener setzten sich links und rechts neben sie. Nachdem die Ramen sich nochmals vor den Ranyhyn niedergeworfen hatten, bildeten sie mit Anele vor sich die Nachhut der kleinen Gruppe. Diesmal umschlossen die Urbösen die Reiter jedoch nicht kreisförmig; stattdessen bildeten sie seitlich einen lockeren Keil und ließen sich auf alle viere nieder, um schneller zu sein.
    Als Linden Hyns Flanken mit den Hacken berührte, jagten alle Ranyhyn im Galopp nach Süden; sie donnerten so schnell über das spärliche Gras, wie die Dämondim-Brut laufen konnte.
     
    *
     
    Stave hatte die Entfernung gut geschätzt. Schneller als Linden vermutet hätte, ließen die Reiter die Ebenen hinter sich und ritten in fast unvermindertem Tempo die ersten sanften Steigungen hinauf. Und hier war das Erdreich über Äonen hinweg von Wind und Regen, Hitze und Kälte aufgelockert worden; also würden die Ranyhyn ihr Tempo noch eine Zeit lang beibehalten können. Wenn auch die Urbösen durchhielten, konnte die Gruppe bis Mittag tatsächlich schon hoch in den Bergen sein.
    Trotzdem wuchs in Linden ein Gefühl der Beklommenheit, während Hyn eine Steigung nach der anderen bewältigte. Wollte sie jemals in ihre eigene Gegenwart zurückkehren, würde sie die Zeit mit eigenen Händen zerreißen müssen. Vor dieser Aussicht schreckte sie zurück.
    Nach einiger Zeit lenkte Anele sie jedoch ab. Als die Hitze der Ebenen der frischeren, dünneren Hochgebirgsluft wich, spürte sie einen Wechsel in seiner Aura. Seine bisherige Passivität war verschwunden, stattdessen strahlte er Dringlichkeit aus und ritt nach vorn gebeugt mit einem hektischen Ausdruck in den milchigen Augen. Aber er war nicht plötzlich wieder bei Verstand. Vielmehr war sein Wahn jetzt in einem Brennpunkt konzentriert. Er wurde jetzt von derselben Besessenheit getrieben, die ihn dazu gezwungen hatte, immer wieder in seine letzte Behausung zurückzukehren und vergeblich sein verschollenes Erbstück zu suchen.
    Und zugleich lenkte eine weitere Veränderung Lindens Aufmerksamkeit auf sich. Obwohl die Urbösen verbissen weiter an Höhe gewannen, begannen sie unruhig zu werden. Anfangs nur gelegentlich, dann immer häufiger blieb einer von ihnen zurück, witterte prüfend die Luft, fiel dabei hinter die anderen Geschöpfe zurück und bellte drängend, bevor er seine Artgenossen einholte. Auf diese Weise verlor der ganze Keil allmählich an Boden.
    Witterten sie Gefahr? Feinde? Das konnte Linden nicht beurteilen. Aber die Möglichkeiten, die potenziellen Bedrohungen ließen sie mit trockenem Mund und außer Atem zurück, als sei die Luft plötzlich viel dünner geworden.
    Dass Lord Foul sich ihr hier entgegenstellen würde, war, so hoffte sie, unmöglich. Täuschten ihre Sinne sie nicht und hatte Stave richtig geschätzt, war der Verächter erst vor ungefähr zweihundertfünfzig Jahren durch Covenants Hand besiegt worden. Und Foul war gründlich besiegt worden. Das bejammernswerte Geschöpf, das sich mühsam in diese Zeit hinübergerettet haben würde, konnte ihr kaum gefährlich werden.
    Trotzdem waren die Urbösen ohne erkennbaren Grund beunruhigt, und Lord Foul war nicht Lindens einziger Feind. Elohim durchstreiften das Land nach Belieben. Vielleicht konnten sie auch Zeitreisen machen oder Zäsuren für ihre Zwecke nutzen. Und die seltsamen Gebote ihrer Wyrd waren Linden unverständlich. War Kasteness

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