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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Fünfzehn Dutzend Jahre, vielleicht mehr. Nicht mehr als zwanzig.« Dann zuckte er mit den Schultern. »Das ist meine Vermutung.«
    Zwischen zweihundert und zweihundertfünfzig Jahren? Das war doch bestimmt lange genug ...? Sie waren doch sicher nicht in einer Zeit angekommen, bevor Anele den Stab verloren hatte?
    Sie vertraute auf Staves Wahrnehmung; trotzdem brauchten ihre Nerven eine zusätzliche Bestätigung, denn selbst diese vage Erinnerung an das Sonnenübel erfüllte sie mit namenloser Angst. Linden hob den Kopf und warf einen raschen Blick in Richtung Sonne.
    Sie stand an einem blauen Himmel, der bereits flach wirkte, seiner Tiefe durch Dunst und Hitze beraubt. Um sie herum bildeten hohe Wolken ein willkürliches Muster im Azur, aber der Sonnenball ließ kein Anzeichen der beunruhigenden Korona erkennen, die für die Wirkung des Sonnenübels charakteristisch gewesen war – und das Himmelsblau enthielt nicht die geringste Andeutung von Kevins Schmutz. Zumindest hier würde sie nicht ihres Gesundheitssinns beraubt werden.
    Obwohl ihr Magen sich noch immer am Rande der Rebellion wand, fühlte sie sich endlich stark genug, um ihn zu ignorieren. Sie nahm ihren Mut zusammen und stand auf, um sich umzusehen.
    Anele zog ihren Blick auf sich. Er hockte mit gesenktem Kopf und baumelnden Armen so lässig auf Hramas Rücken, als sei er eingeschlafen. In dieser Haltung ließ schräg einfallendes Sonnenlicht die seinem Gewand noch anhaftenden Regentropfen aufleuchten und verwandelte sie in ein Netz aus Perlen; ein schimmerndes Gewebe aus Reflexionen und Prophezeiungen.
    Lindens Wahrnehmungsgabe und der Sonnenstand sagten ihr, dass sie nach Süden blickte. Deshalb gehörten diese Berge zum Südlandrücken. Links von ihr griff eine Bergkette an ihr vorbei nach Norden aus; auf der rechten Seite wichen die Gipfel und Felswände nach Südwesten zurück. Sie erkannte jedoch keine Aussicht wieder, befand sich in einem Raum-Zeit-Kontinuum, in dem sie noch nie gewesen war.
    Stave hätte ihr erzählt, was er wusste, wenn sie ihn gefragt hätte aber das tat sie nicht. Stattdessen stellte sie diese Frage vorläufig zurück. Andere Angelegenheiten waren wichtiger. Sie biss die Zähne zusammen, um die Nachwirkungen der Zäsur zu überwinden, und drehte sich nach ihren Gefährten um.
    Stave und Anele schien weiter nichts zu fehlen, aber mit Liand und den Ramen sah es anders aus. Als einziger von ihnen hatte der Mähnenhüter wenigstens stehen können; aber das konnte er jetzt nicht mehr. Er hockte etwas abseits von seinen Gefährten im Gras, kehrte ihnen den Rücken zu, umschlang seine Knie mit den Armen und wiegte sich vor und zurück wie ein misshandeltes Kind.
    Pahni lag ausgestreckt, wo sie zu Boden gegangen war – zu erschrocken, um sich zu bewegen. Bhapa war einige Schritte von seinem Erbrochenen weggekrochen; er lag wie eine Kugel um die Erinnerung an seine Qualen zusammengerollt. Und Liand befand sich in kaum besserer Verfassung. Sein flüchtiger Kontakt mit den Rückständen des Sonnenübels hatte ihn den letzten Rest Kraft gekostet. Er lag halb ohnmächtig auf dem Rücken hingestreckt, hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und keuchte leise.
    Dass Linden sich auf den Beinen halten konnte, zeugte von der Wirksamkeit der dunklen Lehre und des Bluts der Urbösen. Ihre Macht hatte Linden vor den schlimmsten Auswirkungen der Zäsur bewahrt. Als ihr einfiel, dass der Lehrenkundige sie geschnitten hatte, betrachtete sie ihre Hand und stellte fest, dass die Wunde sich bereits geschlossen hatte. Nein, mehr als nur das; sie war völlig verheilt, sodass nur eine dünne Narbe zurückgeblieben war, um zu verkünden, was die Urbösen für sie getan hatten.
    Einst waren sie erbitterte Feinde des Landes gewesen, doch gegenwärtig schien ihr Wunsch, Linden zu dienen, außer Frage zu stehen.
    Leider waren nicht auch ihre Gefährten dieser wundersamem Gabe teilhaftig geworden. Außer Stave und Anele konnte keiner von ihnen jetzt weiterreiten. Sie brauchten Erholung, vielleicht stundenlang. Und Aliantha, wenn sie welche finden konnte – und sie sich dazu zwingen konnten, Schatzbeeren zu essen. Auch Heilerde hätte sie natürlich rasch wieder auf die Beine gebracht. Oder der Stab des Gesetzes. Linden seufzte. In diesem Raum-Zeit-Kontinuum hätte sie ebenso gut auf Covenants Wiederauferstehung hoffen können. Aber, so dachte sie, die Urbösen würden vielleicht Vitrim zur Verfügung stellen können. Wenn sie sich nicht zu sehr verausgabt

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