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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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denen die meisten noch intakt waren; eine Amphora war jedoch durch ihren Inhalt aufgelöst zusammengesackt, und eines der Tongefäße hatte einen Riss bekommen, durch den Getreidekörner herausgerieselt waren.
    In der Nähe des Betts sah Linden die Überreste eines großen Weidenkorbs, der einst für Kleidung bestimmt gewesen sein mochte, aber jetzt nur noch einige Mäusenester enthielt. Daneben lagen auf dem Höhlenboden einige Kienspanbündel, die offenbar als Fackeln hatten dienen sollen. Aus ihnen zogen Pahni und Bhapa mehrere Kienspane und entzündeten sie an Mahrtiirs Fackel, und kurz darauf krümmten und wanden sich bedrohliche Schatten über die Höhlendecke.
    Zuletzt fiel Lindens Blick auf eine säuberlich aus Steinen erbaute Feuerstelle, die nicht nur zu Kochzwecken dienen, sondern auch Wärme spenden konnte. Einst hatten die Flammen die Höhlenwand hinter der Feuerstelle mit Ruß geschwärzt; jetzt war diese Schicht größtenteils abgeplatzt und ließ mit Lehm vermauerte Steine sehen. Sonst jedoch wies nichts mehr darauf hin, dass Anele, Sohn Sunders und Hollians, Erbe des Stabs des Gesetzes, jemals hier gelebt hatte.
    Er war nicht in dem großen Raum, aber Linden wusste, wohin er verschwunden war. Hier gab es nur einen weiteren Ausgang, eine bogenförmige kleine Öffnung in der Wand neben der Feuerstelle. Und aus ihr drangen leise Laute, die sie schon zu oft gehört hatte und zu gut kannte: das kummervolle, unartikulierte verzweifelte Wimmern des alten Mannes.
    Hinter der Öffnung lag eine weitere Höhle, ein unauffälliger Hohlraum, kaum mehr als eine Kammer oder eine Nische im Herzen des Berges, und dort lag Anele auf dem Boden ausgestreckt. Er war zu gebrochen, um auch nur weinen zu können, sondern hob lediglich immer wieder den Kopf und schlug sich die Stirn an dem Felsboden blutig. Jedes Mal, wenn er den Kopf hob, stöhnte er leise, aber wenn er ihn fallen ließ, war der einzige Laut der feuchte Schlag, mit dem sein blutiges Fleisch den Boden traf.
    Linden empfand keinerlei Überraschung, als sie sah, dass der Stab des Gesetzes nicht da war. Dennoch glaubte sie Anele, dass er einmal hier gewesen war, und fühlte sich einen Augenblick lang aus der greifbaren Realität in ein Reich aus absolutem, durch nichts zu heilenden Kummer versetzt.

7

Hilfe und Verrat
     
     
    Linden wusste nicht, wie sie ihre tiefe Verzweiflung meistern sollte.
    Irgendwo – Hunderte von Meilen und Tausende von Jahren von ihr entfernt – wurde ihr Sohn gefoltert. Erst vor wenigen Stunden hatte sie alle ihre Gefährten den Höllenqualen einer Zäsur ausgesetzt. Und der Stab des Gesetzes war noch immer verschwunden.
    Der Wunsch, Jeremiah zu retten und das Land zu verteidigen, hatte ihr lediglich eine leere Höhle und Verzweiflung eingebracht.
    Auf irgendeiner Ebene hatte Linden geglaubt, sich darauf verlassen, ja geradezu vorausgesetzt, dass sie den Stab hier finden würde. In Jahrtausenden von heute, wenn Anele seine einstige Wohnstätte durchsuchte, würde der Stab verschwunden sein. Ohne recht zu wissen, dass sie es tat, hatte sie angenommen, der Stab werde verschwunden sein, weil sie selbst ihn sich geholt habe. Sie hatte geglaubt, Aneles zukünftige Suche werde vergebens sein, weil ihr Ausflug in die Vergangenheit erfolgreich gewesen sei.
    Und sie hatte bewusst die Augen vor anderen Möglichkeiten verschlossen ...
    In ihrer Vorstellung hörte sie Lord Foul wie eine Hyäne lachen. Als er sie zu Heilerde geführt hatte, hatte er sie auf den Pfad hierher gebracht. Ohne diese Heilung hätte sie den Meistern nicht lange genug entkommen können, um Aneles Geschichte zu hören. Sie hätte nicht gewusst, wer der Alte war oder wie er den Stab verloren hatte; wäre niemals auf den Gedanken gekommen, auf diese Weise gegen das Gesetz der Zeit zu verstoßen.
    Im Besitz von Covenants Ring stellte sie eine Gefahr für den Verächter dar; er hatte sie jedoch wirkungsvoll neutralisiert, indem er ihr ermöglicht hatte, das zu tun, was sie getan hatte.
    Anele lag weiter auf dem Höhlenboden, stigmatisierte Fels und festgetrampeltes Erdreich mit seinem vergossenen Blut. Liand starrte ihn sichtlich erschrocken an, als übersteige die Schwere des Verlusts des Alten sein Vorstellungsvermögen. Die betrübten Ramen blieben im Lichtkreis ihrer Fackeln gefangen, sodass ihre Gesichter zu schwanken und zu verschwimmen schienen, wenn die Flammen mal aufloderten, mal in sich zusammensanken. Und Stave quittierte das Fehlen des Stabes mit so finster

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