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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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beleuchtet war. Dort warteten die übrigen Mitglieder des Rhysh, um ihnen ebenfalls ihr Willkommen zu entbieten, wobei sie sich nach ihrer Art verbeugten und wie Vögel zwitscherten.
    Indem Linden das für den Stab verantwortliche Wesen geheilt hatte, hatte sie offenbar alle geheilt. Auch der Wegwahrer, der ihr in der Schlucht als Erster entgegengetreten war, wirkte sichtlich erholt, und keinem der anderen war irgendeine Beeinträchtigung anzumerken.
    Linden lächelte. Sie hatte sich selbst eine neue Daseinsberechtigung gegeben.
    Nach der Sommerhitze der Südlandebenen war die Höhlenluft angenehm kühl, für ihre gereizten Nerven beruhigend. Die Wegwahrer geleiteten ihre Gäste zu Felsbändern an der Höhlenwand, und als sie darauf Platz nahm, schien der abgewetzte Stein sie trotz seiner unnachgiebigen Härte sanft zu umfangen. Dieser Eindruck, das wusste sie, war ein von den Wegwahrern erzeugtes Gefühl. Sie sollte wissen, dass sie einen Ort des Friedens betreten hatte.
    Erhellt wurde die Kaverne von einem warmen Lichtschein mit grünen Einsprengseln und aufflackernden rostroten Lichtern. Er kam aus einer größeren Anzahl von Steingefäßen, die wie Kohlebecken auf der weiten Bodenfläche verteilt waren und auf deren Rändern sich windende Flammen tanzten. Trotzdem konnte Linden sehen, dass die Flammen nicht mit Öl oder Holz, sondern von altem Wissen genährt wurden. Statt Rauchgeruch zu verbreiten, dufteten sie nach Gewürznelken und Koriander.
    Liand saß neben Linden, obwohl sie keiner Unterstützung mehr bedurfte. Die Wegwahrer hatten sie näher an den Stab des Gesetzes herangebracht; sie konnte seine Nähe mühelos fühlen, und seine strenge Wohltätigkeit erfüllte sie mit ungewohnter Zufriedenheit.
    Stave blieb stehen, als wolle er der Dämondim-Brut dadurch Ehre erweisen; und Esmer schlenderte ziellos durch die Kaverne und wirkte vage wehmütig, von Sorgen geplagt, die er nicht preisgeben wollte. Mahrtiir saß ebenfalls auf einem der Felsbänder: er studierte die Wegwahrer so aufmerksam, als wolle er sich alle Einzelheiten einprägen, um den Ramen später eine Geschichte erzählen zu können, die seinen flammenden Ambitionen Ehre machen würde.
    Anele lehnte mit dem Rücken an der Felswand und murmelte etwas in seinen schütteren Bart, aber in ihm schien eine wichtige Veränderung vorgegangen zu sein. Als Linden ihn genauer betrachtete, erkannte sie, dass seine früheren Reue- und Schamgefühle etwas von ihrer Heftigkeit verloren hatten. Gewiss, er trug schwer an der Last zu vieler Jahre und zu langer Selbstvorwürfe, aber trotz seines Murmelns wirkte er jetzt fast wieder vernünftig. Seine Nähe zu dem Stab des Gesetzes schien ihn zu beruhigen, seine lange Trauer abzuschwächen.
    Die Wegwahrer boten jedem ihrer Gäste eine Eisenschale mit Vitrim an, wobei Esmer die für ihn bestimmte Schale fast verächtlich zurückwies. Danach versammelten sie sich in der Höhlenmitte zu einem lockeren Keil, an dessen Spitze der Bewahrer des Stabes stand. Das von Linden geheilte Geschöpf verbeugte sich erneut vor ihr und sprach Wörter, die sie nicht verstand. Als sie sich ebenfalls verbeugt hatte, verließ der Wegwahrer die Haupthöhle langsam durch einen der abzweigenden Nebengänge, während die Zurückbleibenden stumm und gespannt warteten.
    Wenig später kam der Wächter mit dem Stab des Gesetzes in den Händen zurück.
    Dieser Anblick ließ Linden neuen Mut fassen. Die einzigartige Natur des Stabes sprach alle ihre Sinne an. Er war größer als der Wegwahrer – fast so groß wie sie selbst – und bestand aus blassem Holz, das im Lehren-Licht glühte und wirkte, als stamme es aus dem Innersten eines Baums. Die Oberfläche des Stabes war glatt, als sei er jahrhundertelang liebevoll poliert worden. Aber seine Enden trugen Eisenbänder: die Beschläge des ursprünglichen Stabes des Gesetzes, den Berek Halbhand aus einem Ast des Einholzbaums angefertigt hatte.
    Hohl und Findail hatten ihr Leben – rigide Struktur und flüssige Vitalität – für ihn hingegeben, aber ihre Eigenschaften waren durch wilde Magie und Lindens leidenschaftlichen Schmerz umgewandelt worden. Und ihre Vereinigung war durch das tiefe Wissen, das Berek in die Eisen geschmiedet hatte, angeleitet und geformt worden. So waren die Lehren der Urbösen und die Erdkraft der Elohim zu einem makellosen Werkzeug des Gesetzes vereint worden.
    Linden erhob sich, um den Stab entgegenzunehmen. Als der Wegwahrer ihn in ihre Hände legte, fühlte sie die

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