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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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dem Sheriffsstern in der Brusttasche seines Kakihemds. Verschiedene schwere Gegenstände, die seinen Gürtel nach unten zogen – ein Funkgerät, ein Handy, Handschellen, eine Dose Pfefferspray, ein großkalibriger Revolver, Reservepatronen –, ließen seinen Schmerbauch mächtiger wirken, als er tatsächlich war.
    »Ich ...«, begann Linden. Sie wollte sagen: Ich habe versucht, Sie zu warnen. Aber sein Blick, gehetzt und zornig, ließ sie verstummen. Dies war der Blick eines Mannes, der von den Problemen, die sich vor ihm auftürmten, überfordert war – und niemanden außer sich selbst dafür verantwortlich machen konnte. Sie zwang sich dazu, einen Teil ihres Zorns hinunterzuschlucken. »Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.«
    »Doktor Avery!« Harry Gund verließ seinen Platz am Empfang, um sich zwischen den Deputies nach vorn zu drängeln. »Gott sei Dank, dass Sie da sind. Ich habe getan, was ich konnte, aber wir brauchen Sie. Diese Sache ist wirklich schlimm, Doktor Avery«, erklärte er ihr ernst.
    »Harry«, knurrte Lytton warnend.
    Doch Harry ignorierte den Sheriff. Normalerweise begegnete er Autoritäten höchst respektvoll, aber diesmal war das Bedürfnis, sich zu entlasten, stärker als seine Schüchternheit.
    »Wir konnten ihn nicht aufhalten.« Seine Stimme zitterte noch immer von Schock und Entsetzen. »Wir haben es versucht – Avis und ich –, aber wir konnten es nicht. Ich habe ihn nicht reingelassen. Er hat am Eingang geklingelt, dann hat er die Sprechanlage benutzt. Er hat gelächelt und ganz vernünftig gesprochen. Aber ich habe an Ihre Anweisungen gedacht ...« Die musste er von Sara gehört haben. »... und ihn nicht reingelassen.«
    »Harry«, knurrte Sheriff Lytton nochmals. Er streckte eine Pranke aus, um dem Krankenpfleger das Wort abzuschneiden, doch Linden ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Er war hier. Sie nicht. Lassen Sie ihn erzählen.«
    Lyttons Hand sank herab. Er stand mit hängenden Schultern da, als hätten Lindens Worte ihn schrumpfen lassen. In Harrys Augen blitzte kurz Dankbarkeit auf.
    »Ich habe versucht, ihn aufzuhalten«, wiederholte er. »Aber er hatte diese Pistole, diese riesige Pistole. Damit hat er das Schloss rausgeschossen. Ich habe um Hilfe gerufen. Dann habe ich versucht, mich hinter der Theke zu verstecken, um telefonieren zu können. Aber er hat mich mit der Waffe bedroht. Er hat gesagt, wenn ich etwas täte, würde er mich erschießen. Dabei hat er die ganze Zeit gelächelt, als ob wir Freunde wären.«
    Linden hörte aufmerksam zu, ließ ihre eigenen Gedanken und ihr geheimes Wissen vorerst beiseite. Roger musste gestoppt werden. Er ist in meinem Verstand, hatte Joan Covenant ihrem Mann einmal erklärt, und ich kann ihn nicht daraus vertreiben. Er hasst dich.
    »Dann ist Bill Coty aufgetaucht.« Harrys nervöse Anspannung wuchs, als er weitersprach. »Eigentlich hatte er hier gar nichts zu suchen. Er hatte ja dienstfrei, nicht wahr? Aber er hatte sein Pfefferspray in der Hand und hat es hochgehalten, als könnte es Kugeln aufhalten. Er hat Covenant aufgefordert, die Pistole fallen zu lassen.«
    Der Schaden, den Roger anrichten konnte, war unermesslich.
    »Dann war Avis da«, sagte Harry, der jetzt sichtlich zitterte. »Und Mrs. Clint. Sie müssen meine Rufe gehört haben.« Oder den Schussknall von Rogers Pistole. »Avis wollte was unternehmen, Sie wissen ja, wie er ist, aber sie hat ihn zurückgehalten. Bill hatte Angst, das hat man ihm angesehen, aber er hat Roger Covenant immer wieder aufgefordert, die Pistole fallen zu lassen, sie fallen zu lassen. Er hat nur gelächelt und gelächelt, und ich dachte schon, er werde gar nichts tun, aber dann hat er plötzlich auf Bill gezielt und abgedrückt, und Bill ist zusammengeklappt, als hätte ihn ein Hufschlag am Kopf getroffen.«
    Linden schloss langsam die Augen, ließ sie kurz geschlossen, um ihren Schmerz zu zügeln. Sie hatte Bill erklärt, Roger sei nicht gefährlich.
    »Daraufhin ist Avis auf ihn losgestürmt«, berichtete Harry weiter, »obwohl Mrs. Clint ihm nachgerufen hat, er solle stehen bleiben. Avis wollte sich ihm wie ein Footballspieler gegen die Beine werfen, aber Covenant hat sich einfach umgedreht und ihm den Pistolengriff über den Schädel geschlagen – mit voller Wucht zugeschlagen.«
    Linden öffnete mit bewusster Anstrengung wieder die Augen. Hinter Harry wartete Sheriff Lytton mit schlecht verhehlter Ungeduld. Seine Deputies hörten wie gebannt zu, obwohl sie Harrys Geschichte

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