Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
bereits kennen mussten.
    Wo hatte Roger solche mörderischen Fertigkeiten erlernt?
    »Avis ist zusammengebrochen«, sagte Harry zitternd. »Sein ganzer Kopf war voll Blut. Dann war er plötzlich nicht mehr da. Ich habe nicht mal gesehen, wohin er verschwunden ist, aber er hat Mrs. Clint mitgenommen. Er hat sie gezwungen mitzukommen. Ich habe sofort den Sheriff angerufen. Natürlich wollte ich auch Sie verständigen, aber ich musste mich erst um Avis kümmern.«
    Erst jetzt wurde Linden auf eine kleinere zweite Blutlache etwas abseits von Bills Leiche aufmerksam. Ärmel und Vorderseite von Harrys blassgrünem Pflegerkittel wiesen Blutflecken auf. Er musste Avis' Kopf in die Arme genommen, den großen Mann wie einen Bruder gewiegt haben.
    »Er hat schrecklich geblutet ...« Harrys Stimme schrammte am Rand der Hysterie entlang. »Ich konnte die Blutung nicht zum Stillstand bringen. Ich habe die Notaufnahme angerufen, habe gemeldet, dass Avis stirbt. Bill konnte ich nicht ansehen, aber ich dachte, er sei bereits tot. Ich habe getan, was ich konnte, Doktor.« Sein Blick flehte Linden an, ihm zu versichern, er trage keine Schuld. »Ehrlich!«
    Sein Appell rührte sie an, aber sie hatte keine Zeit, auf ihn einzugehen. Im Hintergrund der Eingangshalle löste Maxine sich aus Ernies Umarmung. Sie schlängelte sich zwischen den stummen Uniformierten hindurch, trat nach vorn neben Harry und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. Ihr freundliches Gesicht trug einen mitfühlend-traurigen Ausdruck. Die Polizeibeamten fingen an, von einem Fuß auf den anderen zu treten und sich umzusehen, als erwachten sie aus einer Trance.
    »Avis liegt bei Doktor Panger auf dem Operationstisch«, erklärte Maxine Linden. »Er könnte Knochensplitter im Gehirn haben.«
    Linden nickte zustimmend – Curt Panger war der richtige Mann für diese Art Operation –, aber sie war mit Harry noch nicht fertig. »Haben Sie beobachtet, wie er gegangen ist?«, fragte sie ruhig.
    »O ja«, antwortete Harry. »Gleich nachdem ich die Notaufnahme angerufen hatte. Er hat Joan und Mrs. Clint mitgenommen. Joan ist anscheinend freiwillig mitgegangen, aber Mrs. Clint musste er mit der Waffe bedrohen. Ich hab mich hinter der Theke versteckt, damit er mich nicht sehen konnte.«
    Lytton räusperte sich gewichtig. »Er hat eine Geisel, Doktor Avery.« Seine Stimme war ein heiseres Krächzen. »Hier vergeuden wir nur unsere Zeit. Ich muss mit Ihnen reden.«
    Linden wandte ihm endlich ihre Aufmerksamkeit zu. »Und ich mit Ihnen.« Dass Roger eine Geisel genommen hatte, musste bedeuten, dass er weitere Ziele verfolgte. Hätte er lediglich seine Mutter entführen wollen, hätte eine Geisel ihn nur behindert.
    Er wollte noch mehr Schaden anrichten.
    Sara Clint war eine gute Krankenschwester, vernünftig und trotzdem mitfühlend. Sie war verheiratet, hatte zwei Töchter. Sie hatte das nicht verdient.
    Auch Joan selbst hatte es nicht verdient.
    »Also gut«, knurrte Lytton. »Erzählen Sie mir einfach, woher Sie wussten, dass er das tun würde.«
    »Nicht hier«, wehrte Linden ab. »In meinem Büro.«
    Unter vier Augen würde er ihr eher die Wahrheit sagen.
    Sie unterdrückte ihren Drang zur Eile, wandte sich an Maxine und bat sie, eine Schwester als Ersatz für Sara anzurufen. Sie wollte Harry in seinem Zustand nicht die alleinige Verantwortung aufbürden. Dann machte sie dem Sheriff ein Zeichen, er solle ihr folgen, und ging zu ihrem Büro voraus. Seine schweren Stiefel trampelten hinter ihr her über die Fliesen, als fluche er.
    In ihrem Büro setzte Linden sich an den Schreibtisch, um Halt bei ihrer medizinischen Autorität zu finden. Barton Lytton sollte wissen, dass sie keine Frau war, die sich einschüchtern ließ. Dennoch versuchte er eben dies sofort. Er baute sich vor ihrem Schreibtisch auf und verkündete mit rauer Stimme: »Ich muss wissen, was Sie wissen. Wir müssen diesen kleinen Scheißer aufspüren.« Er funkelte Linden an, als könnte sie ihm eine Absolution erteilen, um seinem Zorn und seiner Frustration freien Lauf zu lassen. »Jedenfalls wird er sie nicht auf die Haven-Farm verschleppen. Außer er möchte gefasst werden. Die Clints sind anständige Leute. Ich lasse nicht zu, dass er mit dieser Sache durchkommt.« Er ballte die Fäuste und donnerte sie vor Linden auf den Tisch. »Also raus mit der Sprache, Doktor. Wie zum Teufel haben Sie gewusst, was er tun würde?«
    Linden schüttelte stumm den Kopf. Der Sheriff täuschte sich; Roger rechnete

Weitere Kostenlose Bücher