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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Rascheln. »Wo?«, fragte der Alte. »Anele ist durstig. So durstig. Sie sind grausam. Sie geben ihm nichts.«
    Eine der tastenden Hände berührte ihre Schulter.
    »Hier.« Sie ergriff sein Handgelenk und zeigte ihm, wo die Schale stand. Als er sie mit beiden Händen an den Mund hob, fügte sie hinzu: »Trink das Wasser ruhig aus. Bestimmt bringen sie uns noch mehr.«
    Aneles einzige Reaktion bestand daraus, dass er die Schale etwas höher hob, um reichlicher trinken zu können. Während der Alte seinen Durst löschte, suchte Linden weiter. Sie war sich sicher, auch Essen gerochen zu haben. Die Gefangenenwärter würden es in der Nähe des Wassers zurückgelassen haben.
    Weniger als eine Armlänge entfernt fand sie eine zweite Schale. Sie war wie die Trinkschale aus Stein hergestellt, aber außen warm. Als Linden das Gesicht darüber hielt, fühlte sie einen Hauch von Dampf auf ihren Wangen.
    Irgendein Eintopf: Fleisch und Brühe, verschiedene Sorten Gemüse. Und ... War das möglich? Hatte sie eine Andeutung von Aliantha wahrgenommen?
    Großer Gott.
    Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Als sie den Steinboden abtastete, fand sie zwei hölzerne Löffel. Ohne zu zögern, steckte sie einen davon in die Schale, um ihren Inhalt zu kosten.
    Der Eintopf war noch warm, aber nicht mehr heiß. Hammelfleisch und mit Mehl angedickte Soße. Kleine Kugeln, die wie junge Erbsen schmeckten. Und ja, ganz ohne Zweifel: Aliantha. Als der erste Mundvoll ihre Zunge erfreute, ließen die Beeren ihren typischen Nachgeschmack von Pfirsich mit leicht salziger Limone zurück. Erstmals seit ihrer Ankunft auf dem Kevinsblick empfand Linden wieder etwas Hoffnung. Der Haruchai hatte die Wahrheit gesagt. Rührten sie ihnen heilende Schatzbeeren ins Essen, hatten sie nicht die Absicht, ihre Gefangenen leiden zu lassen. In diesem Punkt hatte Anele die Meister offenbar falsch eingeschätzt. Sie standen noch nicht völlig unter Lord Fouls Herrschaft.
    Während Anele die Wasserschale leerte, aß Linden mehrere Löffel von dem Eintopf. Dann flüsterte sie ihm zu: »Hierher, Anele. Hier gibt es Essen.«
    »Es ist tödlich«, meinte er besorgt. »Sie wollen Anele vergiften.«
    »Nein, das wollen sie nicht«, erwiderte sie so ruhig wie möglich. »Ich habe es schon gekostet. Es schmeckt gut.« Weil sie nicht recht wusste, wie sie ihn überreden sollte, fügte sie hinzu: »Sie haben Schatzbeeren hineingemischt.«
    Er kam sofort zu ihr herübergekrochen. » Aliantha nährt Anele«, murmelte er, als sie ihm den zweiten Holzlöffel in die Hand drückte. »Oft hat ihn nichts anderes am Leben erhalten.«
    Sie hörte zu essen auf, bevor sie gesättigt war, und ließ den Rest für den Alten übrig. Anele schaufelte weiter Eintopf in sich hinein, bis er die Schale sauber ausgekratzt hatte.
    Halb zu sich selbst murmelte sie: »Armer Mann, wie lange bist du schon auf der Flucht?«
    Er gab keine Antwort, war in seinem gegenwärtigen Zustand nicht dazu imstande. Seine Art zu sprechen zeigte ihr, dass er wieder seinem Wahnsinn verfallen war.
    »In ein paar Minuten«, flüsterte sie zerstreut, »versuche ich, einen Weg aus diesem Raum zu finden – was immer er sein mag. Aber zuerst muss ich mich ein bisschen ausruhen.« Das verlangten ihre Prellungen und gezerrten Muskeln. Sie kroch von Anele weg, bis ihre Fingerspitzen eine Mauer berührten. Wie der Boden bestand sie aus glatten, kühlen Steinen. Sie setzte sich mit dem Rücken dagegen und lehnte den Hinterkopf an die Mauer, um ihr schmerzendes Genick zu entlasten.
    Wasser und Essen. Aliantha. Und Gefangenenwärter, die bereit waren, sie milde zu behandeln. Der Haruchai hatte sie nur niedergeschlagen, weil sie Aneles Gefangennahme hatte verhindern wollen. Vielleicht durfte sie tatsächlich hoffen. Wenn es ihr gelang, die Meister davon zu überzeugen, dass sie die Linden Avery war, die Covenant vor so vielen Jahrhunderten durchs Land begleitet hatte, konnte sie vielleicht ihre Freundschaft zurückgewinnen. Dann würde sie Auskünfte erhalten. Ratschläge. Unterstützung.
    Wenn.
    Du brauchst den Stab des Gesetzes.
    Andernfalls würde sie eine Möglichkeit zur Flucht finden müssen. Sie würde es mit dem geistesgestörten Anele als einzigem Führer mit dem gesamten Land aufnehmen müssen.
    Tu etwas, was sie nicht erwarten.
    Was zum Teufel sollte das nun wieder heißen?
    Ihr war bewusst, dass sie sich bewegen, ihr Gefängnis erforschen sollte. Aber sie fühlte sich völlig überfordert. Sie hatte Mühe, sich bloß über

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