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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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weitesten entfernte Wand ihres Gefängnisses.
    Der Haruchai sah kurz zu Anele hinüber, dann konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auf Linden. »Du weißt, dass wir ihm nichts tun werden. Wir versuchen nur, ihn – und das Land – zu behüten.« Sein Blick war der eines Mannes, der nicht zulässt, dass seine Worte in Zweifel gezogen werden; aber er spürte anscheinend, dass sie ihm misstraute. Er bückte sich und stellte die Öllampe vor seinen Füßen ab. Dann erkundigte er sich verlegen: »Geht es dir gut?«
    Linden ließ ihn warten, während sie sich zu sammeln versuchte, und begutachtete vorerst ihre Umgebung. Die Lampe zeigte ihr einen quadratischen Raum, den sie mit fünf bis sechs großen Schritten hätte durchqueren können. In die Wand hinter ihr – sie stand rechts neben dem Durchgang – war eine breite Fensteröffnung eingelassen, die jedoch mit Felsbrocken verschlossen war. Ihr gegenüber hing ein weiterer Vorhang, der einen zweiten Türrahmen ausfüllte; einen dritten Vorhang sah sie an der Wand neben Anele. Hinter beiden lagen vermutlich weitere Räume. Dieses Haus war offenbar nicht als Gefängnis erbaut worden. Vielleicht war es früher ein kleines Wohnhaus gewesen, das die Meister jetzt für ihre Zwecke mit Beschlag belegt hatten.
    Vielleicht nehmen sie nicht routinemäßig Gefangene.
    An diesen schwachen Trost klammerte Linden sich, als sie sich jetzt wieder dem Haruchai zuwandte.
    »Wie könnte es mir gut gehen?«, fragte sie mürrisch. »Verdammt, du hast mir fast das Genick gebrochen.«
    Der Mann erwiderte ihren Blick unergründlich starr. Der flackernde Lichtschein seiner Lampe warf Schatten über sein Gesicht, und plötzlich wirkte er abweisend. »Das wird wieder.«
    Statt zu antworten, erwiderte sie seinen Blick, wie sie schon Sheriff Lyttons Blick standgehalten hatte. Der Haruchai sollte bloß nicht glauben, sie einschüchtern zu können!
    Seine Miene blieb undurchdringlich. »Wünschst du mehr Wasser? Mehr Essen? Es soll dir an nichts fehlen, was für dein Wohlergehen nötig ist.«
    »Danke.« Sein Angebot milderte Lindens Einstellung etwas. Diese Leute hatten bereits demonstriert, dass sie die Absicht hatten, ihre Gefangenen gut zu behandeln. »Tatsächlich brauchen wir mehr Essen und Wasser. Was unser Wohlergehen betrifft ...« Sie machte eine Pause und fragte sich, wie viel er ihr wohl erzählen würde. Hätte er sie nicht niedergeschlagen, hätte sie Jeremiahs Namen vermutlich längst hervorgestoßen.
    Ihr Gefängniswärter wartete gleichmütig. Nach kurzer Pause schlug sie vor: »Du könntest damit beginnen, dass du mir deinen Namen sagst.«
    »Ich bin Stave«, erwiderte er ohne Zögern. »Mit Jass und Bornim behüte ich dieses Steinhausen.«
    Wovor?, hätte sie am liebsten gefragt. Aber das konnte warten, bis sie die Haruchai von ihrer Identität überzeugt hatte. Und bis sie bestimmt wusste, ob sie ihm trauen durfte oder nicht. Hatte Anele in Bezug auf die Meister recht, würden sie versuchen, sie daran zu hindern, zu Jeremiah zu gelangen.
    Statt in diese trüben Gewässer einzutauchen, erkundigte sie sich: »Ist dies Steinhausen Mithil?«
    Er nickte. »Ja.«
    »Gut.« Diese knappe Bestätigung ihrer Vermutung bewirkte, dass sie sich besser fühlte. »Freut mich, etwas vorzufinden, das sich nicht verändert hat. Was aber nun unser Wohlergehen betrifft ...«
    Stave betrachtete sie ohne erkennbare Ungeduld, und Linden atmete tief durch. »Anele müsste vor allem freigelassen werden, aber ich weiß bereits, dass ihr mir das nicht glaubt. Zumindest noch nicht. Beginnen wir also mit mir. Ich bin Linden Avery. Das Volk nennt mich ›die Auserwählte‹. Ich war vor langer Zeit mit Thomas Covenant hier.« Dem Ur-Lord und Zweifler. »Eine Zeit lang war ich eine Gefangene der Sonnengefolgschaft. Das waren auch zahlreiche Haruchai. Brinn, Cail und mehrere andere haben sich uns auf der Suche nach dem Einholzbaum angeschlossen. Wir wollten einen neuen Stab des Gesetzes herstellen. Das ist uns schließlich auch gelungen.«
    Mehrere Haruchai hatten ihr Leben geopfert, um das zu ermöglichen.
    »Du hast gesagt«, fuhr sie fort, »dass ich Gelegenheit bekommen würde, euch zu beweisen, dass ich die Wahrheit sage. Wann bekomme ich diese Gelegenheit?«
    Stave musterte sie weiter ausdruckslos. »Womit willst du uns überzeugen?«
    Linden unterdrückte den Impuls, nach Covenants Ring zu greifen. Stattdessen bot sie ihm an: »Du hast gesagt, dass euch vieles überliefert ist. Stell mir Fragen.«

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