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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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zurückzukehren – eine ganz andere war es, festzustellen, dass man bereits ein Flüchtling war.
    Merrick hielt das Plakat hoch, sodass sie es sehen musste, und blickte völlig ungläubig drein. »Abtrünnige? Bei den Knochen, Sorcha, was haben wir getan?«
    Diese Reaktion war verständlich. Natürlich musste es ein Schock sein, nur zwei Wochen nach Abschluss des Noviziats zu einem abtrünnigen Diakon erklärt zu werden. Er war mit guten Gründen empört. Sorcha hatte auch kein allzu gutes Gefühl dabei.
    Es kam ihr alles sehr unwirklich vor. Sie nahm das Plakat in die Hand und besah sich ihre Bilder. Die Überschrift dazu lautete: GESUCHT . Darunter stand ein Bericht über ihre »Verbrechen« in Ulrich – ein Gemetzel an friedlichen Klosterbewohnern und die Beschwörung von Geistern, um die Bevölkerung zu quälen.
    Sie knüllte das Fahndungsplakat zusammen und warf es beiseite. »Offenbar sind uns in Ulrich ein Verräter und ein Wehrstein entgangen. Sobald wir es dem Erzabt erklärt haben, ist alles wieder in Ordnung.«
    »Wir sollten uns besser beeilen.« Raed berührte sie an der Schulter, und Sorcha zuckte zusammen. »Wir können uns nicht darauf verlassen, dass Kapitänin Revele uns nicht meldet, sobald sie das sieht.«
    Merricks Verzweiflung strömte durch die Verbindung. »Die Plakate sind überall«, murmelte er. »Bei Tagesanbruch haben wir ein echtes Problem.«
    »Nur keine Panik.« Raed sah Aachon an und mühte sich, seinen finsteren Blick zu ignorieren. »Wir sind alle seit Jahren Flüchtlinge und gut damit klargekommen.«
    Wenn nur Zeit für eine Zigarre gewesen wäre, Zeit, innezuhalten und darüber nachzudenken, welchen Lauf die ganze Sache nehmen würde. Stattdessen hatte Sorcha nur Sekunden. »Ihr glaubt, das Reich hat wirklich mit Hochdruck nach Euch gesucht?« Sie lächelte schwach.
    »Ich bin der Junge Prätendent«, erwiderte er und schob die Daumen in den Gürtel. »Auf meinen Kopf ist eine beträchtliche Summe ausgesetzt.«
    »Wenn sie Euren Tod wirklich wollten, würdet Ihr längst nicht mehr leben.« Seine etwas fassungslose Miene wäre in einer weniger gefährlichen Situation vielleicht amüsant gewesen. »Aber ein abtrünniger Diakon – oder gar zwei? Das beschäftigt die Leute.«
    Aachon knurrte unwillkürlich. Genauso war es – das war ihm klar.
    »Sie werden ein Konklave ausschicken, um Jagd auf uns zu machen«, flüsterte Merrick, als könnte er sich nicht recht überwinden, es laut auszusprechen.
    Der Junge Prätendent konnte nicht wissen, was das bedeutete. Selbst für ihn war kein Konklave gebildet worden – so etwas gab es nur bei verrückt gewordenen Diakonen.
    »Wenden wir uns also an ganz oben, solange wir das noch können.« Sorcha spürte trotz der Situation Kraft in sich einströmen. So sollte eine Partnerschaft sein. Sie erinnerte sich daran aus der Zeit vor Kolya. Vertrauen, Glaube und ein Quell der Macht. Sie hatte das vermisst. »Sobald wir uns erst gerechtfertigt haben, wird es viel einfacher sein, die Großherzogin zu finden.«
    »Mein Prinz!« Aachon drängte sich zwischen den Prätendenten und Sorcha, als könnte er durch Körperlichkeit die Macht brechen, die sie seiner Meinung nach über ihn hatte. »Ich habe Eurem Vater mein Wort gegeben, Euch zu beschützen. Es ist weder klug noch sicher, in die Mutterabtei zu gehen. Ich kann es nicht zulassen.«
    Raeds haselnussbraune Augen blieben auf Sorcha gerichtet. »Wir sind in Vermillion, mein Freund – nichts ist mehr sicher. Die Zeit der Vorsicht ist vorbei. Jetzt gilt es, wagemutig zu sein.«
    Aachon verschränkte die Arme und funkelte den Prätendenten wortlos an. Sorcha fragte sich, wie schwer es wäre, den massigen Mann zu fesseln und in einer Ecke liegen zu lassen. Haarig würde es werden.
    »Was hat mir das Weglaufen gebracht, alter Freund?«, erwiderte Raed mit ausholender Handbewegung. »Das ist mein erster Besuch in Vermillion, der Stadt, die mir gehören sollte. Ich bin jahrelang davongelaufen. Es ist Zeit für etwas Neues.«
    Sorcha vermutete, dass sein besorgter Erster Maat ihr die Schuld gab. Zwei Tage in einer Kajüte eingeschlossen: Jeder wusste davon. Sie würden denken, sie sei eine Hexe und habe ihren Kapitän mit einem Zauber belegt. Wenn sie wüssten, dass das Gegenteil der Wahrheit viel näher kam!
    Das war die Gabe des Jungen Prätendenten; sie hatte das schon früher gesehen, wusste es aber erst jetzt wirklich zu schätzen. Viele versuchten, andere mit Lügen oder schönen Geschichten zu

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