Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
Vom Netzwerk:
manipulieren – Raed jedoch sagte so rückhaltlos die Wahrheit, dass es die Leute überraschte. Ein ehrlicher Mann in einer unehrlichen Welt konnte sehr mächtig sein.
    Während Raed Aachon seinen Standpunkt darlegte, dachte Sorcha über das eigentliche Problem nach: wie sie in die Mutterabtei gelangen sollten. Durch Wände zu gehen und Voishem einzusetzen wäre ihre erste Wahl gewesen, wenn es sich um ein anderes Gebäude gehandelt hätte – aber wie alle Bauwerke des Ordens war die Abtei dagegen gut geschützt. Auch andere Methoden würden sich nicht so einfach anwenden lassen. Selbst im Winter, wenn viele Diakone in abgelegenen Abteien untergebracht waren, würden sich noch mehr als hundert in dem Komplex aufhalten. Es bekleideten natürlich nicht alle Merricks Rang, aber sie wären dennoch sensibel genug, um zu merken, dass zwei abtrünnige Diakone über die Mauer kletterten.
    Es lenkte Sorcha etwas ab, dass Nynnia flüsternd mit ihrem Vater sprach. Kyrix war auf wundersame Weise genesen. Ein ungutes Gefühl regte sich bei der Diakonin, aber auch wenn die beiden Wehrsteine oder eine andere verbotene Magie benutzten, hatte Sorcha keine Zeit, der Angelegenheit auf den Grund zu gehen.
    Nynnia trat neben sie. »Mein Vater und ich warten hier, während Ihr diesen Wahnsinn unternehmt.«
    Die Diakonin spürte Hitze in sich aufflammen. »Das wollte ich auch gerade sagen. Kommt uns bloß nicht in die Quere.« Ihre mahnend gezückten Brauen machten klar, dass sie notfalls deutlicher werden würde.
    Die junge Frau funkelte zurück. »Na fein! Wenn Ihr nicht zurückkehrt, werden stattdessen wir es mit der Murashew aufnehmen müssen.«
    Merrick beugte sich vor und drückte ihre Hand. »Es wird schon gut gehen. So weit kommt es nicht.«
    Beeindruckend, wie komplett Nynnia den jungen Mann um den Finger gewickelt hatte! Das war das Problem mit dem Noviziat: Zu viele junge Absolventen waren völlig weltfremd.
    Sie sah Raed kurz an. Das zwischen ihnen war etwas ganz anderes. Die Ebene körperlicher Leidenschaft war unerwartet, aber nicht gefährlich. Was sie stutzen ließ, waren die sanfteren Gefühle, die sie jetzt nicht zu untersuchen wagte. Der Prätendent sprach leise mit Aachon und wies ihn an, bei Nynnia zu bleiben. Der Erste Maat, dessen dunkle Augen sich in Sorchas bohrten, nickte, als wollte er sich vollkommen fügen, aber sie ließ sich nicht täuschen. Wie Kolya war er der Typ, der nachgab und dann zurückfloss wie Wasser.
    Der Prätendent kam zu ihrer kleinen Gruppe. »Aachon hat sich bereit erklärt, die Mannschaft – und Euch und Euren Vater, Nynnia – in einen Unterschlupf zu bringen, in eine kleine Kneipe in der Färbergasse, die Rote Flagge. Aber wenn wir bis zum Morgen nicht zurück sind, kann ich nicht für das garantieren, was er tut.«
    »Das spielt keine Rolle.« Merrick holte tief Luft und wandte sich in der unbewussten Weise, die allen Diakonen gemeinsam war, in Richtung Mutterabtei. »Die Abtei als Gesetzlose betreten zu wollen – wenn wir bis zum Morgen nicht zurück sind, sind wir ohnehin tot.«
    Sorcha stieß ein kleines Lachen aus. »Die Abtei als Abtrünnige zu betreten, allerdings. Tot zu sein ist vielleicht das Beste, worauf wir hoffen können.«
    Durch die Verbindung spürte sie Merricks Interesse aufflammen. Er befingerte seinen Riemen, und sein Blick enthielt etwas Besseres als Furcht und Aufregung. Der Junge hatte eine Idee, und wie es aussah … nicht von der Art, die ihr gefallen würde. Er zog Nynnia fest an sich und gab ihr sogar einen Kuss auf die Lippen, woraufhin Sorcha das Gesicht verzog, jedoch nichts sagte. Es war seltsam für sie, eine solche Abneigung zu empfinden, die zugleich mit seinen Gefühlswallungen gefärbt war. Irgendwann bekäme sie davon noch ein Magengeschwür.
    Doch sobald die kleine Schar sie an der Straßenecke verlassen hatte, war sie beeindruckt von der Fähigkeit ihres Partners, sich sofort wieder auf den vorliegenden Fall zu konzentrieren. Als sie nur noch zu dritt waren, fühlte sie sich erheblich wohler.
    »Ihr habt also eine Idee, Merrick«, flüsterte Sorcha. »Einen brillanten Plan, in unsere eigene Abtei voller Sensibler einzubrechen, die uns entdecken, sobald wir einen Fuß hineinsetzen?«
    »Er wird Euch sicher nicht gefallen. Ich habe darüber nachgedacht, und nicht einmal
mir
gefällt er.«
    Sobald er sein Vorhaben erklärt hatte, war ihr klar, dass er sogar noch untertrieben hatte. Selbst Raed wurde bei Merricks Vorschlag bleich. »Ich … ich

Weitere Kostenlose Bücher