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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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leugnen; zu leugnen, dass sie beide eines Tages nicht mehr da sein würden. Alles, was Pareth hatte sagen können, war: »Noch nicht, Sorcha. Noch lange nicht.«
    Diese letzte Erkenntnis suchte jedes Lebewesen heim. Sorcha schickte ihre Gedanken über die Verbindung an Merrick, ließ ihn an dieser schrecklichen Erinnerung teilhaben und versuchte, zu ihm vorzudringen.
    Langsam drehte Merrick den Kopf und sah sie an. Sein Rücken straffte sich. »Ich habe Euch damals gesehen, als Ihr in die Burg Sternengleich gegangen seid. Ihr habt gegen den fünfklauigen Geist auf der Treppe gekämpft.«
    Nun sandte er ihr seine Erinnerungen zurück. Das Bild blitzte hinter ihren Augen auf, eine seltsam gedoppelte Erinnerung an das, was er und sie gesehen hatten. Er war ein Kind gewesen und hatte aus einem Versteck heraus etwas beobachtet, das er nicht hätte sehen sollen. Sie war eine junge, unerfahrene Novizin gewesen, die man trotzdem gebeten hatte, das Unmögliche zu tun, weil ältere Kräfte nicht greifbar waren. Es war der Albtraum, der sie mehr verfolgte als jeder andere.
    Lord Sternengleich war ein guter Mann gewesen, und sie hatte ihn nicht retten können. Ihr Atem schien ihr in der Brust zu gefrieren, als sie sich an die Kreatur erinnerte, die sie kurz auf der Treppe der Burg gesehen hatte, eine gewaltige, mit fünf Klauen bewehrte Hand, die aus der Anderwelt herübergriff und in einer Flut wirbelnder Geister schwamm, die wie Motten um eine helle Flamme schwirrten. Sternengleich war das Hauptziel des Angriffs gewesen, aber trotzdem hätte sie ihn retten können. Ihre Unerfahrenheit hatte sie nach der falschen Rune greifen lassen. Es war nur ein ganz kurzer Fehler, dessen Rückwirkung die Kreatur jedoch auf ihren Angriff aufmerksam gemacht hatte. In seinem Zorn hatte das Wesen sie auf jede nur mögliche Weise erreichen wollen und dabei sein körperliches Bindeglied getötet. Der Lord war gestorben, und zwar weder schnell noch sauber.
    Und ihr Partner an jenem Tag – er hatte es ebenfalls gesehen. Das und wahrscheinlich noch mehr.
    »Garil?« Ihre Stimme brach, als stünde sie wieder auf der Treppe, bedeckt mit dem Blut des Mannes, den zu retten sie ausgeschickt worden war. Bei der Erinnerung daran hatte sie den Geschmack von Eisen und Galle im Mund.
    »Dieses Wesen wartet.« Der alte Mann mied ihren Blick und starrte mit einem weichen Ausdruck ins Feuer. Sie erkannte es auch wieder – irgendwie gingen seine Gaben über die Einschränkungen des Ordens hinaus und bewegten sich jetzt in die Zukunft. »Dieses Wesen und viele, die ihm gleichen, sind in den Tiefen der Anderwelt gewachsen. Sie sind einsam und bereit, zurückzukehren. Sie hungern nach dem Licht.« Er drehte sich um und betrachtete sie alle drei mit Augen, die weiß brannten. »Und sie brauchen euch. Zusammen.«
    »Den Leib.« Sein Finger stach in ihre Richtung.
    »Die Bestie« – jetzt in Raeds Richtung.
    »Das Blut.« Merrick zuckte zusammen, als wäre er geschlagen worden.
    Das Bild ihres an den Abtropftisch geketteten Partners blitzte in ihr auf. Sorcha spürte Schweiß auf der Stirn, und ihr Magen krampfte sich zusammen. »Heilige Knochen!« Sie schlug die Hand vor den Mund und murmelte: »Was habe ich getan?«
    Erkenntnis stellte sich schrittweise ein, und die Teile fügten sich zu erkennbaren Formen zusammen. Die Verbindung, die sie mit beiden Männern geschmiedet hatte: Sie hatte gedacht, sie sei ihre Idee gewesen, ein Mittel, um sich die Macht des Rossin zunutze zu machen.
    »Sorcha« – Merricks Gesicht war knochenbleich –, »Ihr habt ihnen gegeben, was sie wollten.«
    »Würdet ihr zwei bitte ein Gespräch führen, dem normale Menschen folgen können?« Raed, der am Kaminsims lehnte, hatte keine Ausbildung zum Diakon und spürte die Verbindung, die sie um ihn herum gewebt hatte, so wenig wie Mondlicht auf der Haut. Sie hatte nicht gedacht, dass das eine Rolle spielen würde; Sorcha konnte die Verbindung zu ihm rasch lösen, sobald er den Fluch nicht mehr fürchten musste. Er brauchte es gar nicht zu erfahren. Wie viele Male hatte sie sich das gesagt?
    »Erzählt es ihm!« Merrick stand auf, und auf seiner sonst so glatten Stirn prangte eine tiefe Falte. »Bei den Knochen, Sorcha!« Er fluchte auch selten.
    Sie kämpfte mit sich. Raed schaute zwischen den Diakonen hin und her, verwirrt, aber noch nicht wütend – dafür war immer noch Zeit. Die Verbindung war noch frisch. Sie konnte gelöst werden, und dann wäre alles in Ordnung. Sorcha beugte sich

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