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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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rechten Seite ein dreistöckiges weißes Gebäude mit rotem Dach seht. Dort residiert der Presbyter der Aktiven. Der Wachtposten da holt die Person, die Euch Eure Belohnung auszahlt.«
    Raed spürte seinen Herzschlag wie einen Trommelwirbel, als er den Esel tiefer ins Feindesland führte. Er folgte dem Pfad wie geheißen, bis er außer Sichtweite des Wachturms war. Ihm blieb nur wenig Zeit; gut möglich, dass ihm ein schlafloser Diakon über den Weg lief, und dann – nun, er vermutete, dass er dann neben den beiden anderen auf dem Karren landen würde.
    Er betete, dass der Esel sich nicht an sein natürliches Erbe erinnern und brüllen oder Lärm machen würde, und wandte sich vorsichtig nach links einem Gebäude zu, das kleiner war als das, zu dem er geschickt worden war. Im Halblicht war unmöglich zu erkennen, ob es das
richtige
Gebäude auf der linken Seite war, aber Sorcha hatte ihm Anweisungen erteilt, und es musste einen Weg hinein geben. Er hoffte nur, dass sie recht gehabt hatte und die Sensiblen am Tor tatsächlich von niederem Rang waren und ihre geringeren Kräfte nur auf jene richteten, die den Komplex betraten.
    Und hoffentlich war dieses kleine Gebäude wirklich von nur einem Mann bewohnt. Er ließ den Karren stehen und öffnete vorsichtig die Tür, doch das wäre nicht nötig gewesen. Der Alte am Feuer sah ihn ohne jede Überraschung an. Er war hochgewachsen, erhob sich umständlich vom Stuhl und lächelte. »Ah, der Junge Prätendent. Ihr kommt spät – also, wo habt Ihr den kleinen Rotschopf gelassen?«
    Raed blinzelte. Er war Diakonen gegenüber immer im Nachteil, aber dieser Mann haute ihn buchstäblich um. »Ihr« – er räusperte sich –, »Ihr habt mich erwartet?«
    Sorcha hatte ihm erzählt, dass der Mann Garil hieß. Er hatte graue Augen, und sein Gesicht strahlte den Charme eines Lieblingsonkels oder Großvaters aus. Der Prätendent hatte weder den einen noch den anderen gekannt, lächelte aber unwillkürlich zurück. »Ihr habt Glück, dass sie tot ist, sonst wäret Ihr in echten Schwierigkeiten.«
    »Tot, sagt Ihr?« Garil legte den Kopf schief. »Nicht tot … nur hinübergegangen. Aber das ist dennoch gefährlich.« Er wies Raed zur Tür. »Bringt sie schnell rein. Je länger sie dort sind, umso unwahrscheinlicher ist es, dass sie zurückkommen.«
    Raed ging hinaus, trug erst Sorcha, dann Merrick hinein und legte sie nebeneinander vors Feuer. Das sanfte Licht spiegelte sich auf ihren reglosen Gesichtern. Garil berührte behutsam Sorchas Wange. »Gut, es ist noch Wärme in ihnen. Gebt mir seinen Riemen.«
    Der Prätendent fischte ihn aus seiner Tasche und übergab ihn vorsichtig dem Diakon. Selbst in dunklem Zustand bescherte das Ding ihm eine Gänsehaut, und er war darum froh, es herzugeben.
    »Wie lange«, fragte Raed, nachdem Garil sich mit einiger Mühe wieder gesetzt hatte, »kennt Ihr Sorcha schon, wenn ich fragen darf?«
    Der alte Mann riss den Kopf hoch und fixierte den Prätendenten mit stählernem Blick. »Sorcha, ja?« Seine buschigen Brauen schossen in die Höhe. »Ich kenne
Sorcha,
seit sie ein Kind war – als ihre Familie sie zum Orden brachte.«
    Das waren die Einzelheiten, nach denen Raed sich sehnte. Sie mochte in seinen Armen gelegen haben, aber sie hatte nur wenig über sich erzählt. Das konnte an ihrer beider Atemlosigkeit gelegen haben oder daran, dass sie nichts sagen wollte. »Wie …«
    »Still jetzt«, fuhr Garil ihn an. »Tut mit leid, dass ich so grob sein muss, junger Mann, aber wenn ich keine Ruhe habe, wird es keine Sorcha mehr geben, über die Ihr mich ausfragen könnt.«
    Raed spürte es im Zimmer kalt werden und begriff, dass der alte Diakon mit seinem Tun bereits begonnen hatte. »Kann ich irgendwie helfen?«
    »Haltet sie fest.« Garil zog seinen eigenen Riemen heraus. »Die Rückkehr ist nie leicht, für Aktive aber besonders schwer. Sie ist körperlich stärker, als es den Anschein hat.«
    Raed hockte sich über Sorcha, klemmte ihre Beine ein und beugte sich vor, um ihre Arme niederzudrücken. Sie waren kalt, und ihm war diese seltsam sexuelle Stellung angesichts der Situation sehr peinlich. Der alte Diakon schien sie jedoch nicht zu bemerken. Er war damit beschäftigt, seinen Riemen genau auf den von Merrick zu legen und sorgfältig darauf zu achten, dass die Ränder sich nicht überlappten.
    »Hätte nicht gedacht, das noch mal zu machen«, murmelte er leise. »Hoffentlich ist in diesen alten Sinnen noch genug Kraft, um es

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