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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Ausschau halten. Die zusätzliche Schwierigkeit der Möglichkeitsmatrix ließ sich unmöglich kalkulieren. Dieses Instrument konnte ihr Urteilsvermögen leicht so trüben, dass Entropie sie verschluckte. Es war besser, in Bewegung zu bleiben.
    »Die Verbindung verschafft uns einen Vorteil«, bemerkte sie leise zu Merrick, während sie im Gedränge hin und her gestoßen wurden. »Wir werden uns nicht verlieren.«
    Seine Miene war plötzlich nicht mehr die ihres Partners, sondern die eines jungen Mannes, der in etwas gefangen war, das er von seinem ersten Fall nicht erwartet hatte. Sorcha war voller Mitgefühl für ihn.
Bei den Knochen, ich wünschte, ich könnte dies für Euch ändern – für uns alle.
    Ich vertraue Euch.
Die Antwort kam so deutlich zurück wie das Rufen und Streiten, das sie umgab, obwohl Merrick den Mund nicht geöffnet hatte. Die klugen alten Augen in seinem jungen Gesicht hielten ihren Blick fest.
    Sorcha lächelte zurück – ausnahmsweise einmal dankbar für diese ungewöhnliche Verbindung. Dann wandte sie sich Raed zu, schob ihm die Hand auf die Brust und genoss für einen Moment die Wärme und Stärke, die er verströmte. Sie beugte sich zu ihm, und sein Geruch nach Leder wetteiferte mit der Zigarre, die sie immer noch in der Hand hielt. »Wir werden tun, was du sagst.« Sie stockte kurz und holte tief Luft. »Ich vertraue dir.« Sie musste die Worte aussprechen, nur für den Fall, dass er sie durch ihre Verbindung nicht gehört hatte.
    Unter ihrer Hand begann Raeds Herz plötzlich zu rasen – nicht der ernsten Lage wegen, sondern weil sie ihm so nahe gekommen war.
    Er wies mit dem Kopf auf die Menge, die sich vor dem hohen Brunnen versammelte. »Ich verteile meine Mannschaft dort drüben. Du, Merrick und Nynnia, ihr postiert euch im hinteren Bereich – ich will, dass ihr unsichtbar seid.« Er legte ihr die Finger ums Kinn, was sie keinem anderen erlaubt hätte.
    Sorcha fuhr ihm mit den Fingerspitzen den Unterkiefer entlang, und sein Bart fühlte sich rau an. »Pass auf dich auf, Pirat. Ich werde dich beobachten.«
    Sein Kuss war hart und süß und vertrieb Furcht durch Verlangen – zumindest für einen Moment. Dann drehte er sich um und führte seine Männer von ihnen fort in die Menge.
    Sorcha, Merrick und die gebeugte Nynnia zogen ihre Kapuzen hoch und ließen sich hinter den Brunnen treiben. Es war so kalt, dass sie nicht als Einzige Kapuzen trugen. Sie suchten sich eine einigermaßen geschützte Stelle. Merricks Geist war jetzt so weit offen, dass sich Sorcha der Kopf drehte. Der Sensible setzte seine Kräfte noch nicht ein, aber trotzdem war die Welt durch zwei Augenpaare bunter als durch eines.
    Am vorderen Rand der Menge verteilten Kaiserliche Diener nun dreieckige Fähnchen in Rot und Gelb, den Farben des Herrschers. Während sie durch die Menge gereicht wurden, bemerkte Sorcha die Ankunft des Ersten Garderegiments – ganz in Rot mit goldenen Tressen. Sie wusste, dass diese Soldaten unglaublich gut ausgebildet, aber dennoch nicht auf das vorbereitet waren, was sie erwartete. Weiter hinten sah sie die blauen und smaragdgrünen Umhänge der Diakone des Kaisers: Lolish und Vertrij, ein gutes Team – soweit sie wusste. Oder auch nicht, falls ihr dunkler Verdacht hinsichtlich des Kaisers zutraf.
    Nynnia stand zwischen ihnen, und erstmals bemerkte Sorcha Tränen auf ihren bleichen Wangen. Entweder war sie eine hervorragende Schauspielerin, oder sie hatte echte Zuneigung für den Foki verspürt, den sie Vater genannt hatte. »Ihr dürft nicht versagen«, murmelte sie leise und sah Sorcha mit rot geränderten Augen an.
    »Ich weiß!«, blaffte die Diakonin, auf deren Schultern schon genug Verantwortung lastete.
    »Nein.« Nynnia beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: »Ihr
müsst
sie daran hindern, die Murashew zu beschwören – ich habe sie gesehen. Eure Welt würde ihr Kommen nicht überleben.« Als sie sich zurücklehnte, war ihr Gesicht eine Maske echten Grauens.
    Sorcha glaubte ihr. Sie nickte stumm.
    Ein Raunen ging durch die Menge wie das Kräuseln von Wasser im Wind. Die Fähnchen wurden erhoben und begeistert geschwenkt.
    »Sie sind da«, flüsterte Sorcha, und die Kälte senkte sich auf sie alle herab.

Kapitel 23
Ein würdiges Opfer
    Raed hatte Sorcha in der Menge aus den Augen verloren und sagte sich, dass es gut so war. Wenn er sie nicht sah, konnte vielleicht auch niemand sonst sie bemerken. Als das Fähnchenschwenken begann, kamen ihm sogar Aachon und die Mannschaft

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