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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Frau starrte benommen auf den Griff des Messers, das ihr unterhalb der Rippen in den Leib gefahren war; Blut befleckte ihr blütenfarbenes Kleid. Der tödliche Stich war aufwärts in lebenswichtige Organe geführt worden.
    Doch bevor Merrick sie erreichen konnte, eilte Nynnias Vater, der sich während des Kampfs im Hintergrund gehalten hatte, zu ihr. Mit einem kleinen Ächzen zog Kyrix das Messer heraus, tauschte einen Blick mit seiner Tochter und warf den Dolch weg, ohne ihn auch nur angesehen zu haben. Klirrend landete die Waffe in der Ecke.
    »Nynnia?« Merrick ergriff sie am Arm, als erwartete er, sie würde umsinken. Sie wehrte sich nicht, als er zaghaft den Schnitt in ihrem Gewand untersuchte. Darunter war nichts als glattes Fleisch. »Nynnia … du solltest … Was –« Er hielt inne, um Luft zu holen.
    »Wir haben keine Zeit für Erklärungen.« Sie drückte ihm die Kuppen ihrer langen Finger ans Kinn. »Ich bin mehr, als du denkst, das ist wahr, aber ich habe auch die gleichen Ziele wie du – die Murashew aufzuhalten und Vermillion zu retten.« Sie sah sich zu den anderen um. »Vertraut ihr mir?«
    Die Männer musterten erst sie, dann einander. Sorcha wollte sie nicht beeinflussen und sagte darum nichts. Ihre eigene Entscheidung hatte sie bereits getroffen. Was immer Nynnia war, sie war mächtig, und sie brauchten jetzt alle Freunde, die sie bekommen konnten. Falls jedoch Raed und seine Mannschaft sie zurückwiesen, würde Sorcha sich auf deren Seite stellen.
    »Wegen ihr hätte der Kapitän ein Messer zwischen die Rippen kriegen können«, sagte Frith leise, und die anderen nickten beifällig.
    Aachons dunkle Augen wirkten nicht ganz so überzeugt, aber er schaute Raed an. »Es liegt bei Euch, mein Prinz.«
    Der Prätendent zuckte die Achseln und verkündete sein Urteil mit breitem Grinsen. »Schöne, mächtige Frauen fallen einem nicht jeden Tag in den Schoß – ich sage, das genau ist es, was dieses Unternehmen braucht.«
    Sorcha hörte Nynnia Merrick eine Frage zumurmeln, konnte die Worte aber nicht ganz verstehen. Wenn sie sich der Murashew stellen mussten, sollte er, wie sie fand, ein bisschen glücklich sein.
    »Sie hat Euch einmal das Leben gerettet«, sagte Sorcha zögernd zu Merrick. »Jetzt hat sie Raed gerettet – was muss ein Mädchen noch tun, um Eure Aufmerksamkeit zu erlangen?«
    Der junge Diakon zog Nynnia an sich und küsste sie heftig. Sorcha wandte den Blick ab; das ging zu weit. Ausnahmsweise einmal wirkte die Frau – wenn sie eine war – verwirrt, und ihre Wangen liefen rot an, was ihr gut stand. »Wir müssen schnell machen. Diese Schläger waren nur der Anfang.«
    Raed ging mit großen Schritten zur Hintertür, aber als die anderen ihm folgten, wandte Sorcha sich in die entgegengesetzte Richtung. Sie packte den Wirt, der es sorgsam vermied, sie anzusehen. Für ihren Geschmack sah er zu schuldbewusst aus. Mit behutsamer Anwendung von Gewalt, wie sie allen Novizen beigebracht wird, hatte sie ihn binnen Sekunden mit dem Gesicht nach unten auf seiner Theke liegen. Er zuckte leicht zusammen, als seine Tonbecher zu Boden rollten und zwei davon geräuschvoll zerbrachen. Sorcha wusste, dass er in seinem Spatzenhirn zu verstehen suchte, wie eine Frau, die zwei Köpfe kleiner war als er, ihn niederzuhalten vermochte. Bevor er beschließen konnte, sich zur Wehr zu setzen, zischte sie ihm ins Ohr: »Was geschieht heute in der Ziegelbrennerstraße?«
    Die Frage war offenbar so einfach wie der Mann selbst, denn ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, und er brabbelte eine Antwort. »Der Kaiser und die Großherzogin weihen den öffentlichen Brunnen ein, der vorigen Monat bei einem Geisterangriff zerstört wurde.« Sie tätschelte dem Wirt die Wange, ließ ihn los und folgte den anderen zur Hintertür hinaus.
    Die Ziegelbrennerstraße war nur drei Ecken weiter. Als sie die anderen einholte, berichtete sie, was sie erfahren hatte. »Zofiya taucht tatsächlich in etwa einer Stunde auf, um statt ihres Bruders die Wiedereröffnung zu vollziehen, weil die kleine Göttin Myr für das Wasser zuständig ist.«
    »Der Brunnen.« Merrick war ein kluger Bursche und erinnerte sich an den Fall, obwohl er nur Augen für Nynnia hatte.
    »Welche Bedeutung hat er?« Raed überprüfte den Ausgang der Gasse, aber sein Verstand jonglierte mühelos mit mehreren Aufgaben zugleich.
    »Ein Schwarm Rei hat ihn zerstört.« Sorcha strengte ihr Gedächtnis an. Das Ereignis hatte so unbedeutend gewirkt, das

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