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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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abhanden, aber er wusste, dass sie in der Nähe waren – und wie immer ein Auge auf ihn haben würden.
    Für einen Wintertag war es sonnig, und das Gedränge ringsum hielt den Wind ab. Die festliche Atmosphäre auf dem Platz war echt – die Bürger Vermillions waren ehrlich aufgeregt, die kaiserlichen Geschwister in Fleisch und Blut zu sehen, und Raed war es auch. Von den Visionen in der Möglichkeitsmatrix abgesehen, würde er nun zum ersten Mal einen Blick auf den Kaiser werfen, der die Schritte seiner Familie so lange verfolgt hatte.
    Am Südende des Platzes erhob sich Jubel, und alle drehten sich um und reckten den Kopf dorthin. Raed, der größer war als die meisten, erhaschte einen Blick auf einen Schimmel, den Soldaten des Ersten Garderegiments umgaben. Der Kaiser erschien auf einem weißen Streitross – nicht gerade originell. Seine Schwester, die Großherzogin Zofiya, ritt auf einer kohlschwarzen Stute neben ihm. Aus dieser Entfernung war es schwer, sie richtig zu sehen, aber als beide absaßen und auf den eigentlichen Platz schritten, begann Raeds Herz zu rasen.
    Es war eine nette Geste, das musste er ihnen lassen. Sich auf Augenhöhe unter die Leute zu mischen ließ einen Herrscher immer volksnah wirken – als hätte er keine Angst vor seinen Untertanen. Der Prätendent sah zu, wie der Kaiser sich umdrehte und der Menge winkte. Kaleva, der zweite Sohn von Magnhild und jetzt Kaiser von Arkaym, war – das musste selbst Raed zugeben – der Inbegriff eines Herrschers. Er war zehn Jahre jünger als der Prätendent, der ihn aus der Menge beobachtete, und in eine schlichte weiße Paradeuniform gekleidet, die nur zurückhaltend mit Goldtressen geschmückt war. Die Reinheit seines Aufzugs brachte seinen dunklen Teint bestens zur Geltung, karamellfarbene Haut und Wellen pechschwarzen Haars. Ja, Kaleva war ein gut aussehender junger Mann von der Sorte, die bei seinen Bürgern Hingabe weckte und wahrscheinlich die Hälfte der Prinzessinnen im Reich dazu brachte, in ihre schönsten Kleider zu schlüpfen und ihre glänzendsten Juwelen anzulegen.
    Seine Schwester Zofiya war nur etwas kleiner, aber eine atemberaubende Schönheit, die an seiner Seite wie ein exotischer Edelstein glänzte. Sie trug ihr ebenholzschwarzes Haar kunstvoll gebunden und über eine Schulter gelegt. Es bildete einen starken Kontrast zum Scharlachrot der Kaisergarde. Selbst auf dem Meer hatte Raed gehört, dass die Großherzogin eine herausragende Kommandantin und Schwertkämpferin war.
    Sie waren ein eindrucksvolles Geschwisterpaar, und der Prätendent begriff endlich, mit wem er es zu tun hatte. Wieder einmal vernahm er im Geiste die Stimme seines Vaters, der ihn daran erinnerte, dass der Usurpator alles gestohlen hatte, was einst ihrer Familie gehörte.
    Wir sollten sie alle umbringen,
geiferte die Bestie. Wenn Chaos ausbrach, würde es einfach sein, die beiden kaiserlichen Geschwister zu töten.
    Raed atmete langsam durch die Nase aus und warf einen Blick über die Schulter, als die Großherzogin die verzierten Stufen des beeindruckenden Brunnens emporstieg. Ihr Bruder, umringt von seiner Garde, schüttelte Hände, die ihm die jubelnde Menge entgegenstreckte. Raed wusste, dass er bald würde handeln müssen.
    Bring dich um, wenn du magst, aber ich werde die Last deiner Schwester werden.
    Der Rossin erinnerte ihn an das eine, was ihn davon abgehalten hatte, von der Klippe zu springen, als er das Blut seiner Mutter an seinen Händen entdeckt hatte: Er liebte seine Schwester und hatte geschworen, seine Bürde nie freiwillig an sie weiterzugeben, aber hier ging es um mehr als um den Fluch seiner Familie – hier ging es um den Untergang des Reichs. Dem konnte er nicht tatenlos zusehen. Aachon, zwei Reihen links hinter ihm in der Menge, zuckte die Achseln. Alle schienen glücklich zu sein, schwenkten ihre Fähnchen und jubelten. Die Großherzogin stand lächelnd mit hinter dem Rücken verschränkten Händen da und wartete darauf, dass die Menschen sich beruhigten.
    »Gute Leute.« Langsam verstummte die Menge, und alle Blicke galten Zofiya. »Gute Leute«, begann sie von Neuem, und der Akzent von Delmaire färbte ihre schöne, starke Stimme kaum. »Als diese wichtige Wasserversorgung vor mehr als einem Monat durch einen Geisterangriff zerstört wurde, hat mein geliebter Bruder versprochen, sie so schnell wie möglich wiederherstellen zu lassen. Jetzt seht ihr, dass er Wort hält.«
    Kaleva drehte sich in der Menge um und schaute zu seiner

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