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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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letzte Aufbäumen einer Serie von Krisen am Stadtrand. Rei galten allgemein als die Seelen der Ertrunkenen, die von der Energie des Wassers angezogen wurden und mit Vorliebe Unheil anrichteten, indem sie seinen Lauf störten. Vermillion war bei ihnen – wie jede andere Hafenstadt – wegen seiner Kombination aus Wasser und Menschen beliebt. Rei waren lästig und konnten auch echten Schaden anrichten; die Zerstörung von Rohren war ihre besondere Spezialität. Niemand mochte es, wenn sich wer an seinen Abwasserrohren zu schaffen machte, aber noch ärger war es, wenn öffentliche Brunnen den Unfug abbekamen. Dann waren alle betroffen, weil niemand gefahrlos aus der Lagune trinken konnte.
    »Der Rei-Schwarm hat nicht nur die Rohre zerstört« – Merrick schnippte mit den Fingern, als ihm alles wieder einfiel –, »sondern auch den Brunnen und die Hauptzuleitung. Es dauerte Wochen, alles auszubaggern und zu reparieren. Bis zum alten Beinhaus wurde der Boden aufgegraben, glaube ich.«
    Sorchas Brust schnürte sich zu, als hätte sie einen Faustschlag erhalten. Es war so schlimm, dass sie sich kurz an eine Mauer lehnen musste. Die Verbindung übertrug ihre neuen Ängste so eindringlich, dass Merrick und selbst Raed nach Luft schnappten.
    Ihr Partner begriff plötzlich, was er gesagt hatte. »Das Beinhaus! Bei den Knochen!«
    »Im wahrsten Sinne des Wortes«, blaffte Sorcha und hatte das Gefühl, dass sich ein Kreis schloss.
    »Schon wieder« – Raed verschränkte die Arme vor der Brust – »lasst ihr mich ahnungslos.«
    Sorcha stampfte zur Verdeutlichung mit dem Fuß auf. »Direkt unter uns liegt das Erste Beinhaus. Vermillion ist eine sehr, sehr alte Stadt, und vor zweihundert Jahren gab es einfach zu viele Leichen, die die Gräber füllten – und keinen Platz, um weitere Tote zu beerdigen. Also wurden die Knochen in die Höhlen am Stadtrand geschafft.«
    Nynnia verzog das Gesicht. »Demnach wurden in einer von Geistern infizierten Stadt Tote ausgegraben?«
    »Nein, das war nicht schön.« Merrick drückte ihre Hand. »Aber den Aufzeichnungen des einheimischen Ordens zufolge haben sie die Lage in der Stadt schließlich unter Kontrolle gebracht. Die Knochen zu verbrennen wäre noch schlimmer gewesen.«
    »Das muss der Ort sein, an dem die Murashew erschaffen wird.« Sorcha blinzelte und dachte an ihren letzten Besuch dort unten, an die endlosen Reihen übereinandergestapelter Schädel und Knochen. Sie schauderte bei der Erinnerung. Obwohl sie damals zu einer Abordnung von Diakonen gehört hatte, war die unmittelbare Bedrohung immer noch spürbar gewesen. Die Einheimischen nannten das Beinhaus den Weißen Palast, als wäre es ein Spiegelbild des Kaiserpalasts darüber.
    »Würde die Großherzogin dorthin gebracht und geopfert …« Nicht einmal Nynnia konnte diesen Satz beenden. Man brauchte nicht allzu viel Fantasie, um sich die Konsequenzen auszumalen.
    Frith jedoch schien keine Fantasie zu haben. »Was ist an ihrem Blut so anders als an unserem? Es ist genauso rot wie das jedes Menschen!«
    »Natürlich«, erwiderte Merrick, »aber ihre Linie strotzt von altem Blut. Von uraltem Blut.«
    »Sie brauchen es«, sagte Nynnia mit einem Seitenblick auf ihren Vater.
    Sorcha begann zu argwöhnen, hinter der Verwandtschaft der beiden stecke mehr. Unheimliche blaue Lichtfahnen wanden sich zwischen ihnen. Der Strom der Macht von Mann zu Frau war wie Blut, das durch gemeinsame Adern floss. Lebenskraft. Er mochte sich als ihren Vater bezeichnen, und das konnte ja stimmen, aber er war auch ihr Foki, genau wie Raed und die Bestie oder die Kinder von Ulrich und der Poltergeist. Was für ein Wesen sie auch war, sie brauchte ihren Foki wie alle anderen. Das war sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche; einen Foki zu haben bedeutete, nicht einfach wieder in die Anderwelt entlassen werden zu können, aber es band sie auch zusammen, sodass ihre Stärke von seinem Schicksal abhing. Kein Wunder, dass sie unbedingt nach Ulrich gewollt hatte, als sie ihr zum ersten Mal begegnet waren.
    Nynnia sah Sorcha fest in die Augen und bestätigte deren Beobachtung und Erkenntnis. Die Diakonin zuckte mit keiner Wimper. »Denkt Ihr nicht, es wäre gut, wenn Euer Vater sich in sicherer Entfernung aufhielte?«, fragte sie unverblümt, während die Männer ringsum arglos untereinander murmelten.
    Die schlanke Frau nickte langsam. »Ja, Ihr habt recht.«
    »Beeilt Euch lieber«, bemerkte Raed. »Da bildet sich eine Menschenmenge.«
    Sorcha stellte sich

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