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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Seelen …« Er brach ab und fuhr in die Höhe. Plötzlich teilte er ein Bruchstück seines Zentrums mit Sorcha.
    Durch seine Augen sah die Welt rot aus. Etwas kam durch den Äther auf sie zu, etwas, das auch sie noch nie gesehen hatte. Sorcha sprang auf und schob sich zwischen Merrick und den nahenden Geist.
    In der wirklichen Welt schäumte und brodelte das
Vamma Kesi,
als loderte ein Feuer darunter. Die Bläschen kamen rasch auf sie zu.
    »Was ist das, Chambers?«, zischte sie, hielt die Handschuhe hoch und wusste nicht recht, welche Rune sie aktivieren sollte. »Bei den Knochen, was ist das?«
    Ihr neuer Partner nestelte an seiner Gürteltasche. »Ich kann es nicht erkennen«, erwiderte er mit dem Unterton echter Panik. »Ich brauche den Riemen, um zu sehen …«
    »Dafür haben wir keine Zeit«, rief Sorcha. »Teilt endlich Eure Sicht mit mir!«
    Merricks Zentrum erfüllte sie im gleichen Augenblick, in dem der Geist in die wirkliche Welt sprang. Licht flammte ringsum auf, und Sorcha wurde beinahe von den Einzelheiten geblendet, konnte aber endlich einen guten Blick auf die unlebende Kreatur werfen, die auf sie zustürmte.
    Fleisch war gewöhnlich das einzige Behältnis für einen Geist, doch dieser hatte anscheinend einen Körper aus Schlamm und dunklem Wasser. Um eine Tür zu öffnen und Energie zu beziehen, war keine Zeit. Es war ungemein grob und für gewöhnlich erst zulässig, wenn man jahrelang als Partner zusammengearbeitet hatte, aber Sorcha zog Energie über die Verbindung zu Merrick. Da dieses Band zwischen Sensiblem und Aktivem mit Hilfe von Energie aus der Anderwelt hergestellt wurde, konnte es auch eine Kraftquelle für die Diakone sein.
    Sorcha brauchte Kraft, wenn sie Yevah beschwor. Der Schild aus Feuer umgab sie wie eine Blase, und selbst Merrick könnte schwerlich Einwände dagegen erheben, dass sie sich ihrer Verbindung bedient hatte, um den Schild zu schmieden. Wasser und Schutt prallten gegen die Kugel, während die Flamme von ihren Handschuhen emporschoss. Die Luft roch nach Erde und verkohltem Holz. Es war eine unglaubliche Sauerei. Einen Moment lang ließen Dampf und umherfliegende Bruchstücke die Diakone nicht das Geringste sehen.
    Rückwärtsstolpernd fielen die beiden fast in das seltsame Leichenmuster. Merrick packte Sorcha am Arm und zog sie nach links weg. Yevahs Schild bewegte sich mit ihnen, aber ihn zu halten war so anstrengend, dass Sorchas Arme bereits zu schmerzen begannen.
    »Gebt ihm einen Namen!«, rief sie. Das Heulen von Wind und Wasser war schmerzhaft für die Sinne von Sterblichen und Diakonen. Aber sie wusste nicht, wie sie zerstören sollte, was Merrick nicht benennen konnte. »Verdammt, denkt an Eure Ausbildung!«
    »Seht selbst!«, rief er zurück. Seine Sicht flutete erneut mit voller Energie in sie hinein, und sie ertrug das nur, weil sie sich auf den Geist konzentrierte. Diakone lernten alle Formen der Unlebenden: die Dukh, die Rei, die Ghast. Jahrhundertelange Erfahrung hatte sie nach bestimmten Kategorien geordnet, die sich jeder Novize einprägte. Die Wirbel und kreiselnden Gestalten der Rei kannten die Diakone am besten.
    Während Sorcha dastand und zu dem Geist aufsah, der sie rings umgab, begriff sie jäh Merricks Unentschlossenheit. Diese Kreatur fand sich nicht in den Lehrbüchern. Das Muster, das Sorcha in der flackernden Geisterform ausmachen konnte, war keinem anderen ähnlich und gemahnte höchstens an die komplizierten und ineinander verstrickten Bilderrätsel, die bei Hofe so beliebt waren. Der Unterschied bestand allerdings darin, dass dieses Rätsel sich immer enger um sie schloss, denn der Feuerschild schrumpfte unter dem Gewicht des dunklen Wassers. Sorcha war vollauf damit beschäftigt, Yevah mit den Handschuhen aufrechtzuerhalten.
    »Wagt es ja nicht, Teisyat zu öffnen!«, brüllte Merrick, während der Geist sich durch den Feuerschild zu zwängen suchte.
    Bildete er sich etwa ein, sie öffnete diese Tür jedes Mal, wenn es ein wenig brenzlig wurde? Das hatte sie bloß getan, weil Kolya zusammengebrochen war. »Dazu mag ich Euch nicht genug!«, schrie Sorcha zurück.
    Sie spürte, dass Merrick hinter ihr etwas tat; sie sah es richtiggehend. Ihre gemeinsame Sicht entwirrte das Muster. Er ging tief hinein, um das Unmögliche zu verstehen.
    Ächzend tat Sorcha einen Schritt rückwärts. »Es ist zu schwer. Yevah wird gleich platzen. Wie steht Ihr dazu, an Land zu ertrinken?«
    Er presste ihr die Lippen direkt ans Ohr, damit sie ihn trotz des

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