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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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heulenden Wirbels hörte. »Wir müssen zurück in den Kreis.«
    Das verstieß gegen ein fundamentales Prinzip der Handbücher: Tritt nie in einen Beschwörungskreis. Solche Kreise waren Grundlage der Macht eines Geistes in diesem Reich, und es war möglich, in die Anderwelt gezogen zu werden, wenn man sich darin aufhielt.
    Sorcha riskierte einen Blick auf Merrick. Seine Miene war entspannt, aber seine Augen glitzerten mit einer Intensität, die Fanatiker und Gläubige gemeinsam hatten. Sie atmete durch gebleckte Zähne ein und traf ihre Entscheidung. Jahre der Ausbildung boten ihr nur eine Möglichkeit: Vertraue immer deinem Sensiblen.
    Gemeinsam traten sie rückwärts über die Toten in den mit so makaberer Sorgfalt angelegten Ring, befanden sich jetzt also innerhalb des Beschwörungskreises. Yevah war unter dem Ansturm so sehr geschrumpft, dass sie mittlerweile gegen seine feurige Oberfläche atmeten. Aber als Sercha durch die Sicht ihres Partners aufblickte, sah sie etwas so Unglaubliches, dass die unmittelbare Gefahr bedeutungslos wurde.
    Sie befanden sich
innerhalb
des Geistes. Sorcha reckte den Hals, und mit ihrer gemeinsamen Sicht erkannte sie das Muster der Unlebenden, das sie umwirbelte. Es war, als hielte sie sich in einem gemusterten Wirbelsturm auf. Teisyat würde ihnen jetzt nicht helfen; die Anderwelt hätte sie zusammen mit dem Geist verschlungen.
    Schweiß rann ihr den Rücken hinab, und ihre Schultern brannten vor Anstrengung, die Handschuhe hochzuhalten. »Bitte sagt mir, dass Ihr einen Plan habt!«
    Fast fertig, fast fertig. Kebenar zeigt ihn uns.
Die Rune wuchs von Merrick zu ihr hinüber, und Sorcha konnte endlich klar sehen. Ringsum flackerte das Muster: erst rot, dann wirbelnd, dann weiß, und dann offenbarte es sich plötzlich. Es war ein Flechtwerk, so einfach wie ein Kinderzopf. Das Muster war eine Kombination aus drei sehr verbreiteten Geisterformen: Dukh, Rei und Spokelse. Das waren die drei harmlosesten Varianten, was anscheinend jedoch nicht mehr zutraf, sobald sie sich vereinigt hatten.
    Gewiss war es schön zu wissen, womit sie es zu tun hatte, aber Sorcha war hier mit etwas konfrontiert, wofür sie nicht ausgebildet worden war. Ein Geist, der aus der Essenz dreier anderer Geister bestand – eine solche Schöpfung sollte unmöglich sein. Allerdings waren die letzten Tage voller unmöglicher Dinge gewesen. Anscheinend war alles möglich, und man konnte die Lehrbücher ebensogut wegwerfen.
    Pyet.
Die Verbindung war zu stark. Sie hörte Merricks Stimme im Hinterkopf hallen. Die ganze Welt war verrückt geworden.
    »Was wollt Ihr genau?«, zischte sie und fiel auf ein Knie, als der Schild schwankte. Gleich würde er völlig zusammenbrechen. Merrick stemmte seinen Rücken gegen ihren und verlieh ihr dadurch die Kraft, ihre Handschuhe ein wenig länger hochzuhalten.
    Haltet Yevah, öffnet Pyet.
Es waren nicht so sehr Worte, die bei ihr ankamen, eher ein Verständnis. Zwei Runen gleichzeitig? Gut, dass Merrick nicht an einen Aktiven geraten war, der frisch aus der Abtei kam.
    »Bleibt hinter mir – aber nicht zu weit.« Sorcha ballte die rechte Hand zur Faust und entließ Yevah. Der Schild, jetzt nur noch von der Rune in der linken Hand aufrecht gehalten, schwankte übelkeiterregend und zog sich noch enger um die beiden Diakone zusammen. Sie waren gezwungen, sich niederzukauern wie zwei verlorene Kinder oder sich dem rohen, brüllenden Zentrum des Geistes auszusetzen. Sorcha wusste es trotz der schwierigen Lage zu schätzen, dass Merrick die Sicht stetig nach oben gerichtet hielt und den wackelnden Schild nicht weiter beachtete, sondern sich auf den gemusterten Geist konzentrierte.
    Sie suchte nach Pyet. Es war, als hätte sie einen Fisch an der einen Leine und hielte in der anderen Hand eine Angelrute mit noch einem Fisch. Ihre Ausbildung hatte diese heikle Übung umfasst, und sie hatte so etwas schon früher getan, aber unter kontrollierten Bedingungen. Waren die Diakone so selbstgefällig geworden – ihr schoss dieser Gedanke durch den Kopf, wie es müßige Überlegungen in Augenblicken der Anspannung häufig tun –, dass sie niemals erwarteten, mehr als eine Rune gleichzeitig benutzen zu müssen?
    Ihre Finger kribbelten im Handschuh und streckten sich, und sie knirschte mit den Zähnen. Schweiß lief ihr über die Stirn und tropfte ihr, nachdem sie endlich Pyet aktiviert hatte, glühend heiß auf die Handfläche. Es war eine schwächere Rune, doch sie reichte, um eine Spokelse in die

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