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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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auf eine Ansammlung verlassener Steinbauten unweit der Straße. »Dort haben mein Mann und ich unseren ersten Geist für den Kaiser in seinem neuen Herrschaftsgebiet gebannt.« Es war erst drei Jahre her, fühlte sich aber an, als wäre ein ganzes Leben vergangen.
    Merrick schlang seinen Umhang um sich, als hätte er kein Interesse, aber sie bemerkte seine Neugier deutlich. Das Kribbeln der Enttäuschung ließ ein wenig nach. »Sind die Geister von Delmaire die gleichen wie hier?«
    Für eine Sekunde gab sie keine Antwort, weil sie zu verblüfft war. Wenn er sie das fragte, musste er zu den neuen Rekruten von Arkaym gehört haben, und in diesem Fall hätte er sein Noviziat schneller durchlaufen als alle seit Abt Hastler. Sie musste in seiner Nähe wirklich vorsichtig sein. Plötzlich war sich Sorcha der Verbindung zwischen ihnen stärker bewusst. Sie hatte sie ganz beiläufig geschmiedet, hätte bei einem so fähigen Sensiblen aber vielleicht vorsichtiger sein sollen.
    Sie räusperte sich. »Nein, die Geister von Delmaire sind seit Jahrhunderten gezähmt. Der letzte Angriff dort liegt über fünfzig Jahre zurück – deshalb haben sich so viele Diakone begierig bei der neuen Abtei gemeldet: aus Langeweile.«
    »Die wenigstens droht uns nie. Manchmal frage ich mich …« Der junge Mann verstummte, blickte hinter sich und brachte seine Stute abrupt zum Stehen.
    »Was ist?« Sorcha lenkte Shedryi nach rechts und umkreiste ihren neuen Partner. So nutzlos es auch sein mochte: Auch sie musterte suchend die Umgebung. Sie befanden sich auf einem schmalen Streifen trockenen Grundes mit flachen Sümpfen zu beiden Seiten. Riedgras und Binsen wisperten in der Brise, aber sie konnte keine Spur eines Geistes entdecken. Außer brackigem Wasser und feuchter Erde war ganz und gar nichts zu riechen.
    Sorcha lenkte ihren Hengst dicht neben Merricks Stute; sie hatte nicht die Absicht, einen weiteren Sensiblen zu verlieren. Selbst als sie den Kopf schräg legte und ihre Sensibilität anspannte, konnte sie noch immer nichts Gefährlicheres als das Schlürfen des Schlamms ausmachen. »Ich rieche keine …«
    »Still!« Der junge Bursche hob tatsächlich die Hand, als wäre sie eine Novizin von der letzten Bank. Sein Tonfall und ihr Wissen um seinen Rang aber ließen Sorcha ihre Handschuhe unter dem Gürtel hervorholen.
    Der Sumpf zur Rechten, ein schmales Oval aus dunklem Wasser, war vollkommen still. Keine Watvögel störten die Oberfläche. Keine Frösche quakten an seinen Rändern. Selbst die unverwüstlichen Mücken schienen dieses Gebiet zu meiden.
    Die Zuchtpferde der Diakone warfen den Kopf, tänzelten aber im Gegensatz zu weniger wertvollen Reittieren nicht zur Seite. Darauf abgerichtet, bei einem übernatürlichen Angriff stehen zu bleiben, senkten sie den Kopf, schnaubten und rührten sich nicht von der Stelle.
    Vorsichtig stieg Sorcha von Shedryi, streifte einen Handschuh über und trat zu Merricks Stute. Er hatte seine Sicht nicht mit ihr geteilt, und sie legte verärgert ihre bloße Hand auf die seine.
    Die Sicht flammte auf und war beunruhigend anders als das, was sie mit Kolya geteilt hatte. Dieser neue Partner musste vor Energie überquellen; alles brannte. Hinter sich nahm sie die sanft schlummernden Bäume wahr, ebenso die Tiere, die sich im Schlamm versteckten, und die Vögel, die zum Meer flogen. Es waren jedoch die Farben, die schiere Leuchtkraft und die Einzelheiten, in denen sie schwelgte und von denen sie überwältigt wurde.
    Deswegen blieben neue Partner für gewöhnlich innerhalb der Abteimauern: um sich ein Bild von den Stärken des anderen machen und sich an die Verbindung gewöhnen zu können. Nach einem Moment fühlte Sorchas Zentrum sich an, als hätte sie zu lange in die Sonne geschaut.
    Sie riss die Hand zurück und warf Merrick einen Blick zu. Er funkelte auf sie herab. Sensible brauchten ihr Zentrum nicht auszusenden, sondern konzentrierten sich gleichermaßen auf die wirkliche wie auf die ätherische Welt. Welche seltsamen Doppelsichten daraus resultierten, konnte Sorcha sich nicht genau vorstellen. Sie zog an ihrem linken Handschuh, ohne den Blick abzuwenden.
    Nachdem sie sich ein Weilchen angestarrt hatten, schüttelte Merrick den Kopf. »Bei den Knochen, das war unangebracht! Gebt mir einen Moment und verschont mich mit Eurer Hand … falls Ihr das hinbekommt?«
    Er saß ebenfalls ab, entfernte sich ein kleines Stück und blickte übers Wasser. Die Einheimischen nannten die kleinen Senken im Land
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