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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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ohrfeigen.« Schwer zu sagen, ob sie das ernst meinte oder nicht.
    »Das würde Euch gefallen«, flüsterte er vor sich hin, als sie erneut in den Tunnel spähte. Ihr getrübter Blick zeigte, dass sie ihr Zentrum benutzte.
    Sorcha lachte nicht. »Angesichts Eures … Problems gehe ich als Erste.« Ihre Stimme hallte gebieterisch von den Wänden.
    Raed war daran gewöhnt, dass nur Aachon auf ihn aufpasste, und selbst das wurmte ihn. Aber gegen Logik kam man nicht an. Er verbeugte sich spöttisch und mit schwungvoller Gebärde. »Ich bitte darum, Mylady.«
    Sie schob sich an ihm vorbei, und ein schwacher Jasminduft erregte seine Sinne. Benutzten Diakoninnen Parfüm, oder war das seine gequälte Einbildung? Er war schließlich lange auf See gewesen.
    Der Tunnel war sehr schmal und an einigen Stellen überflutet. Raed und Sorcha mussten sich mehrmals tief ducken und zogen sich in engen Kurven blaue Flecken zu. »Für wen auch immer dieser Gang gebaut wurde, groß war er nicht«, bemerkte der Prätendent und zuckte zusammen, weil er sich den Kopf an der Decke gestoßen hatte.
    »Keine Sorge. Ich kann Euch einen Tritt geben, wenn Ihr feststeckt«, witzelte Sorcha und warf einen Blick über die Schulter. Im Licht der Laterne erkannte er, dass sie eindeutig lächelte.
    Er hatte nicht erwartet, dass eine Diakonin so witzig, so kratzbürstig oder so hübsch sein konnte, und war froh, dass Sorcha Faris keine große Sensible war. Sie sollte schließlich nicht merken, wie er den feurigen Schimmer ihres Haars oder den Schwung ihrer Hüften vor sich betrachtete.
    Ihm war zu Ohren gekommen, was sie einem der Seeleute gegenüber erwähnt hatte: dass sie verheiratet war. Schändliche Gedanken über eine glücklich liierte Diakonin zu hegen … war eine Komplikation, die er nicht gebrauchen konnte.
Ein
Fluch war für ihn mehr als genug.
    Raed war so mit Nachdenken beschäftigt, dass er beinahe mit Sorcha zusammengestoßen wäre. Die Diakonin war plötzlich stehen geblieben, und sein Herz begann zu rasen; zum Glück hatte das nichts mit der Nähe der schönen Frau zu tun. Sie waren in einen etwas breiteren Teil des Tunnels gelangt und konnten sogar nebeneinander aufrecht stehen. Raeds Rücken wusste das zu schätzen.
    »Denkt Ihr, es sind Ratten im Tunnel?«, fragte Sorcha, nahm ihm die Laterne ab und schwang sie herum. Als sie den Kopf in die Richtung drehte, aus der sie kamen, waren ihre Augen so milchig wie Wildwasser. Bei diesem Anblick und der unheimlichen Neigung ihres Kopfs lief es ihm eiskalt den Rücken herunter.
    »Warum?«, fragte er mit ausgedörrtem Mund.
    Sie hob einen Finger an die Lippen. »Ich höre ein Huschen«, flüsterte sie gleich darauf.
    »Und huschen …« Er räusperte sich. »Huschen die Unlebenden?«
    Das Milchige ihrer Augen klärte sich zu dem klaren Blau, das ihn so beeindruckt hatte. Ihr kleines Lachen lockerte seine Beklemmung. »Im Allgemeinen nicht. Sie haben in der Regel keine Füße. Ich glaube aber, dass wir gleich Gesellschaft bekommen.«
    Raed stand stocksteif da und hörte jetzt, wie sie näher kamen, eine Welle quiekender Nagetiere, die vom Kloster her anrollte. Er sah Sorcha Mund und Augen verschließen, bevor sie sich an die Wand presste, und tat es ihr nach. Kleine, pelzige Leiber glitten an ihnen vorbei und drängten sich um und über die reglosen Menschen. Ihn schauderte. Der Strom der Körper war grauenvoll, aber schnell vorüber. Dass Nager über ihn hinweggestrichen waren, würde seinen Albträumen reichlich Nahrung geben, doch nicht ein Tier hatte angehalten, um ihn zu beißen.
    Hinterher schüttelte sich Raed. »Das war wirklich unangenehm.«
    »Nicht nur unangenehm«, flüsterte Sorcha. »Verwirrend. Warum sollten …«
    Sie spürten ihn beide, den kalten, beunruhigenden Luftzug, der aus der gleichen Richtung kam wie die Ratten. Die Augen der Diakonin waren wieder milchweiß. »Keine Unlebenden …«, versicherte sie ihm. »Nur Wasser. Sie müssen dort oben etwas wegspülen – das erklärt die Ratten.«
    Sie mochte denken, es sei nur Abwasser, aber Raed wusste es besser, nicht weil er sehen konnte wie sie, sondern weil er es spürte, weil es ihm durch Mark und Bein ging. Das Wasser kam tief aus der Erde, es war eiskalt und erschrak sie sehr, als es sie traf. Wenn das alles gewesen wäre, hätte Raed sich gefreut. Aber in diesem Wasser lebte etwas Geisterhaftes und rief wach, was in ihm schlief.
    Der Fluch kam aus seinem Innern gekrochen und wand seine dunklen Fühler durch

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