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Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Der verfluchte Prinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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oben festzusitzen.«
    Die Priorin schob die Hände in ihre langen Ärmel. Sie schwieg kurz, als wollte sie an etwas festhalten. Dann stieß sie einen verärgerten Seufzer aus. »Es gibt einen unterirdischen Gang – einen Fluchtweg, den die Felstaads gebaut haben.«
    »Mehr brauche ich nicht.« Raed drehte sich um und stieg wieder in den Innenhof hinab.
    »Ich begleite ihn«, sagte Sorcha unverblümt und steckte ihre Handschuhe weg.
    Merrick konnte nicht glauben, was seine Partnerin da sagte. »Das dürft Ihr nicht!«
    Ihre blauen Augen waren dunkle Seen in der heranbrechenden Nacht. »Ihr wart es, der den Handel abgeschlossen hat, Chambers. Der Orden hält sein Wort.«
    »Diakonin Faris hat recht«, bemerkte Aulis, die anscheinend zu ihrer gebieterischen Natur zurückgefunden hatte. »Sosehr mir Euer Gefährte missfällt, sollte man ihn doch weder den bösen Städtern noch den Unlebenden überlassen.«
    Merrick war froh, zumindest so etwas wie Mitgefühl von seiner Vorgesetzten zu hören. »Nun, dann sollten wir ihm folgen …«
    »Nicht wir.« Sorcha hielt ihn am Arm fest, bevor er Raed nachgehen konnte. »Nur ich.«
    »Aber wir sind Partner – wir dürfen uns nicht trennen.«
    »Würdet Ihr das Kloster etwa unverteidigt lassen?«, fuhr Aulis ihn an. »Ihr seid der einzige Sensible, der noch übrig ist!«
    »Diakonin Faris könnte auf den Geist stoßen, der Euch angegriffen hat …«
    »Ich komme schon mit meiner Sicht zurecht. Nach allem, was ich gehört habe, dürfte sogar ich das verfluchte Ding sehen können.« Sie schaute ihm fest in die Augen, und der Anflug eines Lächelns umspielte ihre Lippen. Sie wusste, dass sie ihn geschlagen hatte.
    Merrick wollte etwas sagen, doch beide Frauen nagelten ihn mit ihren Blicken fest.
    Sorcha nickte ihm zu. »Wir brauchen nicht lange, um die Mannschaft des Prätendenten in Sicherheit zu bringen. Wenn Ihr Euer Zentrum weit offen haltet, könnt Ihr mich immer noch erreichen.« Sie klopfte ihm auf die Schulter.
    Sie war die ältere Partnerin und erfahrener als er – diesmal würde er ihren Instinkten vertrauen müssen. Das Kloster durfte nicht ohne Sicht bleiben. Merrick konnte jedoch nicht zulassen, dass sie das letzte Wort hatte. Er beugte sich über die Mauer und rief Sorcha nach: »Und denkt daran, Diakonin Faris – kein Teisyat. Unter keinen Umständen!«

Kapitel 10
Übergangsriten
    Diakonin Sorcha Faris sah die Leiter hinunter, die im Boden verschwand. Sie hielt die Laterne in der rechten Hand, während ihr Blick sich trübte. Raed stand links von ihr und sah interessiert zu. Aulis und ein sehr unglücklich wirkender Merrick waren zurück in den Palas gegangen. Der verzweifelte Laienbruder hatte die Luke unter Anweisung seiner Priorin für sie angehoben und drückte sich nun im Halbdunkel hinter ihnen herum: Auch er hatte Sorchas beeindruckende Vorstellung gesehen.
    Ihre blauen Augen wurden wieder klar, als sie seufzend aufstand. »Der Weg scheint sicher zu sein.« Sie machte Anstalten, sich die Leiter hinunterzuschwingen.
    Raed hielt sie am Ellbogen fest. »Eins muss ich wissen: Warum tut Ihr das?«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. »Ihr habt mir das Leben gerettet, Kapitän Rossin, und ich bin prinzipiell dafür, sämtliche Schulden zurückzuzahlen.«
    Raed wusste, dass er mit dem Feuer spielte, aber er fragte trotzdem: »Gibt es wirklich keinen anderen Grund?« Seine gezückten Brauen und das breite Grinsen hatten etwas Provozierendes.
    Sorcha schenkte ihm einen langen Blick und seufzte dann. »Ihr genießt es wirklich, meine Geduld auf die Probe zu stellen, Kapitän Rossin. Jetzt lasst uns gehen.« Sie stieg hinab in den kühlen Tunnel.
    Er gesellte sich zu ihr, und der Bruder ließ die Luke krachend über ihnen zufallen. Jetzt standen sie allein in einem in den Fels gehauenen Gewölbe, das nur von einem flackernden Licht erhellt wurde. Es war kalt und etwas feucht.
    Sorcha reichte ihm die Laterne. »Wenn ich Euch beschützen soll, dann nehmt Ihr besser die Lampe.«
    Und diese Frau warf ihm vor, sie verärgern zu wollen! Raed schnaubte, übernahm aber die Beleuchtung.
    »Wie lang mag der Tunnel sein?«, fragte er. Ihm wurde plötzlich bewusst, wie lange er das Festland gemieden hatte. Und jetzt war er ganz davon umgeben.
    »Ihr habt doch keine Angst vor geschlossenen Räumen, oder?«, fragte Sorcha und zog ihren dunkelblauen Umhang zum Schutz gegen die Kälte enger um sich. »Wenn Ihr hysterisch werdet, muss ich Euch vielleicht

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