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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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identifizieren wie seine Hand, aber jetzt konnte er daneben noch einen vertrauten Umriss ausmachen.
    Er hatte viele schöne Erinnerungen daran, wie er als Kind über das Deck dieser Schaluppe gelaufen war. Sie mochte zwar eines der älteren Schiffe sein, die ihnen geblieben waren, aber sie war auch leicht und schnell und trug die Botschaften des Unbesungenen oft von den Kroninseln ins ganze Reich. Und in den letzten Jahrzehnten war gerade die Übermittlung dieser Nachrichten besonders wichtig gewesen.
    »Sie ist jetzt mein Schiff«, antwortete Tangyre, »und eins von nur vieren, die den Sturm überstanden haben.« Gefolgt vom noch immer argwöhnischen Aachon, gingen die beiden Kapitäne zurück zum Pier. Tangyre ließ den Blick über die
Herrschaft
gleiten. »Euer Schiff scheint aber in gutem Zustand zu sein.«
    »Nicht gut genug, um es mit dem ganzen Reich aufzunehmen.« Raed strich sich den kurzen Bart. »Aber erzählt mir am besten, was Ihr wisst.«
    »Unsere Informanten haben nur berichtet, das Schiff sei den Saal-Fluss hinaufgesegelt – aber ab dort wird die Spur kalt.« Tangyre hakte die Daumen in den Gürtel. »Euer Vater bittet Euch, sie aufzunehmen.«
    Hatte der Unbesungene wirklich gedacht, er würde das nicht tun? Raed gelang es, seinen Zorn nicht an Tangyre auszulassen; sie war schließlich nur die Botin. »Ihr könnt ihm sagen, ich werde sie finden.«
    »Mein Prinz«, knurrte Aachon schließlich, »hat anders als sein Vater keine Angst davor, gegen die Erlasse der Prinzenversammlung und des Usurpators zu verstoßen.«
    Raed war schockiert und überrascht. Noch nie hatte er ein schlechtes Wort aus Aachons Mund über den Unbesungenen gehört – geschweige denn die Andeutung, seine Entscheidung, im sicheren Exil zu bleiben, sei eine Art Feigheit. Das allerdings war eine recht verbreitete Ansicht.
    Kapitänin Greene neigte den Kopf, ignorierte Aachons Bemerkung aber vollkommen. »Mein
Schiff
kehrt zu den Kroninseln zurück, mein Prinz. Ich aber werde bleiben und Euch helfen.«
    Raed schaute in diese unnachgiebigen, grauen Augen und wusste, dass Tangyre keine Widerrede dulden würde. Selbst wenn er ihr einen direkten Befehl erteilte, würde sie sich noch an die Bordwand der
Herrschaft
klammern; sie begriff die Entführung von Fraine als persönlichen Affront.
    »Also schön.« Raed steckte das Schreiben seines Vaters ein. »Zum Glück haben Aachon und ich bereits darüber gesprochen. Wir haben eine Möglichkeit, sowohl zurück ins Reich zu gelangen als auch gegen diese Ungeheuer vorzugehen.«
    Tangyres Brauen fuhren in die Höhe. »Das klingt überaus beeindruckend.«
    »Das ist mein Prinz immer.« Aachon verschränkte die Arme, sodass die Muskeln hervortraten. Er hätte nicht eindrucksvoller aussehen können, wenn er aus Stein gemeißelt gewesen wäre.
    Raed verdrehte die Augen. »Verzeiht meinem Ersten Maat, Tang. Er hasst Sklavenhändler fast so sehr wie ich.«
    »Vollkommen verständlich« – Kapitänin Greene kniff die Lippen zusammen – »das ist auch mein liebstes Ärgernis. Ich ahne bereits, dass dies ein überaus befriedigender Ausflug wird.«

Kapitel 4
Eine Warnung aus dem Jenseits
    »Euer Ehemann ist nun richtig tot.« Merrick fand es erheiternd, wie wenig es seiner Partnerin bewusst war, dass ihr Ton alles andere als beruhigend wirkte. Sie klang so fröhlich, dass die Witwe sich fragen musste, ob im Haus etwas Schlimmes geschehen war.
    Der junge Diakon konnte Sorchas Stimmung jedoch verstehen; auch er war froh gewesen, einem richtigen Geist gegenüberzustehen. Die eigenartige Nachricht, die er gebracht hatte, war jedoch beunruhigend. Die drei Monate der Ruhe waren wirklich und wahrhaftig vorüber – er brauchte nicht Diakon Reeceson mit seinem wilden Talent für Vorahnungen zu sein, um das zu wissen.
    Seit dem Zwischenfall im Beinhaus beschäftigte der Erzabt sie mit allen niederen Arbeiten, die er finden konnte. Sie hatten endlose leere Flure bewacht, Wagenzüge mit Porzellan eskortiert und jeden geistlosen Höfling im Palast unterhalten. Unter Rictuns Argusaugen würde das Verlassen von Vermillion so problematisch werden wie das Betreten der Stadt, als sie gejagte Flüchtlinge gewesen waren.
    »Also, wie ist die Lage?« Die leichte, feste Stimme an seiner Seite ließ Merrick zusammenzucken.
    Als er sich umdrehte, sah er, dass Diakon Kolya Petav ihnen schon wieder zu einem Auftrag gefolgt war. Obwohl immer noch bleich und schmal nach Monaten der Genesung von dem Geistangriff vor dem

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