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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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Merrick wusste nicht, warum. Hätte der junge Diakon die Wahl gehabt, dann hätte er sich einen Partner ohne diese Probleme ausgesucht, aber auf seine Art war er so stur wie Kolya. Die Verbindung und die Beziehung zwischen Merrick und Sorcha waren stark, und wie seine Partnerin würde er um sie kämpfen.
    »Dies ist nicht der richtige Ort«, zischte Sorcha, »aber eins kann ich dir sagen: Ich wünschte, du hättest um unsere Ehe ebenso gekämpft wie um unsere Partnerschaft.«
    Mit entrüstetem Schnauben gab Sorcha einen schnellen Schritt durch die Stadt vor und brachte sie schon bald aus dem Viertel heraus. Merrick passierte etliche Schritte hinter ihr und Kolya die Vergoldete Brücke, die, wie ihr Name vermuten ließ, von einem reichen, nach Gunst strebenden Händler herausgeputzt worden war. Sie war die beeindruckendste und nach Merricks Ansicht lächerlichste der zahlreichen Brücken Vermillions. Hohe, goldene Amorstatuen tollten auf einer Sockelreihe herum, die sich über die ganze Brücke erstreckte, und sogar die Eichenbretter unter ihren Füßen waren mit Messingeinlagen verziert. Auch säumten viele kleine Läden die breite Fahrbahn bis dorthin, wo die Brücke auf die Kaiserliche Insel traf. Von Rechts wegen gab es in diesem Teil der Stadt keinen Handel, aber die Kaufleute nutzten jeden Daumenbreit, von dem sie nicht vertrieben wurden. Die drei Diakone schritten durch die Granittore ins glänzende Zentrum des Reichs, wo sie rasch an den Häusern der Adligen vorbei und den Hügel hinauf Richtung Mutterabtei gingen. Nur der Kaiserpalast stand höher auf dem von Menschenhand geschaffenen Hügel in der Mitte der Lagune. Merricks naive Sicht auf die Schönheit des Ortes hatte sich verändert – er wusste jetzt, dass nicht alles war, wie es schien. Er liebte den Orden und glaubte daran, dass er Gutes tat, aber Erzabt Hastlers gescheiterter Versuch, die Murashew in die Welt zu bringen, hatte eine verborgene Seite des Ordens enthüllt, die Merrick nie für möglich gehalten hätte.
    Während er darüber nachsann, war er hinter Sorcha und Kolya zurückgefallen, die mit raschem Tempo voranschritten. Diakon Petavs leise Stimme war bei dem Rumpeln der Kutschen auf der Brücke schwer zu verstehen – Sorchas Stimme jedoch nicht.
    »Versuch nicht, mir das weiszumachen, Kolya! Ich weiß, dass die Anderwelt kommt und geht, aber das hier ist
kein
Teil dieses natürlichen Kreislaufs. Und wenn Hastler …« Dass sie den Namen des toten Erzabtes statt den seines Nachfolgers benutzt hatte, ließ Sorcha verstummen. Sie knurrte verärgert und beschleunigte ihren Schritt den Hügel hinauf.
    Kolya sah Merrick achselzuckend an, als gehörten sie zu einer Art Klub von Sensiblen, die von Sorcha verwirrt waren. Der ältere Diakon erweckte gern den Eindruck, alles ergeben hinzunehmen, aber Merrick wusste, dass er den Spieß plötzlich umdrehen und die Dinge so erscheinen lassen konnte, als sei die andere Person im Unrecht. Das war ein bemerkenswertes Talent.
    Glücklicherweise erreichten sie bald die Abtei, und Merrick war noch nie so froh gewesen, die hohen, weißen Mauern zu sehen, die sie umgaben. Sie gingen durch das hintere Tor, an den Wachen vorbei, die aus Laienbrüdern bestanden, und in den Innenhof hinein. Zu ihrer Rechten befanden sich die Krankenstube, die Gärten und die Ställe. Auf der linken Seite lagen das Dormitorium, das Refektorium und das Novizenhaus. Vor ihnen schlenderten Diakone durch die langen Kreuzgänge, unterhielten sich oder waren still in Gedanken versunken.
    Als Sorcha den Kopf senkte und auf die Kreuzgänge zusteuerte, blieb Diakon Petav stehen und rief ihren Namen. Sie ignorierte ihn, zog sich den Umhang um die Schultern und stolzierte davon. Jetzt war es Kolya, der Merrick am Arm fasste. »Sie muss mit mir reden!« Seine künftige Exfrau schien ihn ernsthaft zu verwirren.
    Der andere Sensible blieb stehen und sah ihn an. »Ihr müsst wissen, dass sie fest entschlossen ist, Diakon Petav, daher verratet mir, warum Ihr so beharrlich seid?«
    Er beugte sich ein wenig vor. »Das ist alles, was bleibt.« Er sprach leise, bevor er in Richtung Dormitorium davonging. Merrick sah ihm nach und wunderte sich über den Mann, der Sorcha klaglos hatte gehen lassen und es nun so bitter bereute.
    Doch Diakon Petav hatte sich die Suppe selbst eingebrockt – seine Untätigkeit hatte Konsequenzen, mit denen er sich jetzt auseinandersetzen musste. Merrick drehte sich um und eilte Sorcha nach, die, wie er bemerkte,

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