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Die Runenmeisterin

Die Runenmeisterin

Titel: Die Runenmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Groß
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artig, ob er sich neben sie setzen dürfe. Sie musterte ihn eisig und wollte ihn wegschicken, doch sein Blick hielt sie fest. Sie nickte kaum merklich und galant setzte er sich neben sie.
    »Wenn er noch länger mit ihr tanzt, dürfte sie eine Frühgeburt erleiden«, sagte er mit Blick auf Berthold und Blanche. »Glaubt Ihr, daß er so rücksichtslos sein könnte?«
    Sie starrte den Iren an. Er aber lächelte unbefangen. Wenn er so herausgeputzt, nach Rosenwasser duftend, lächelnd wie ein Jüngling neben ihr saß, fiel es ihr schwer, sich seinem unbekümmerten Charme zu entziehen. Das also war die andere Seite dieses Satans, dachte sie irritiert. Das kindliche Gemüt herauszukehren, die naive Seele zu spielen und mit dem Wesen eines unschuldigen Lammes Worte wie tödliche Pfeile in die Welt zu senden.
    »Sein Bruder macht einen Narren aus ihm, und was tut er?« zischte Maria. »Gibt diesem Kind zu Ehren auch noch ein Festessen! Läßt sich einen Kuckuck ins Nest setzen.«
    »Wart Ihr so versessen auf den Titel?« fragte Cai leicht verwundert. Er hätte ihr diesen Ehrgeiz nicht zugetraut.
    Sie lachte leise. »Den Titel? Nein, das ist es nicht. Aber ich hätte dieses schreckliche Land verlassen können, Sachsen. Jetzt werde ich bis an mein Lebensende dort sitzen wie eine alte, vertrocknete Matrone und mich zu Tode langweilen.«
    »Aber eine schöne Frau wie Ihr doch nicht«, spöttelte der Ire. Sie aber schien nicht empfänglich für schmeichlerische Worte, sie überhörte es einfach. Statt dessen fragte sie, wo er ihren Mann kennengelernt habe. Er erzählte ihr von Alessandria und gab ihr damit das Stichwort, auf das sie lange gewartet hatte.
    »Die Wunde in der Hüfte«, fragte sie besorgt, »wird er eines Tages daran … sterben?«
    Er wußte es nicht. So etwas konnte sich über Jahre hinziehen oder ganz plötzlich ein jähes Ende nehmen. Und er wollte ihr die Wahrheit immer noch nicht sagen. Also sagte er, er wisse es nicht, aber er glaube, sein Herr habe gute Aussicht auf Heilung. Sie schien beruhigt. Dann sah sie Berthold, und die Zweifel begannen wieder zu nagen. Er hatte seine Schwägerin auf ihren Platz zurückgebracht und kam auf sie zu. Er schwankte und hatte ein verzerrtes Lächeln auf dem Gesicht. Sich auf einen Stuhl rettend, fuhr er sich mit der Hand an die Stirn.
    »Herr«, sagte Maria besorgt, »Ihr solltet zu Bett gehen.«
    »Ja«, stöhnte er leise, »bringt mich ins Bett, Cai, und gebt mir einen Eurer teuflischen Tränke, damit ich schlafen kann …« Seine glasigen Pupillen wanderten von dem Iren zu Maria.
    Maria konnte sein Flüstern kaum verstehen. Um sie herum tanzten die Gäste in ausgelassenem Vergnügen, und der Narr hatte sich auch wieder hereingeschlichen und nannte die Gräfin von Neuss nun eine edle Dame. Maria ergriff Bertholds Arm. Aber in seinem Kopf hämmerte nur noch dieser dumpfe, bohrende Schmerz, der das Denken blockierte. Der Narr sang jetzt ein lüsternes Lied über einen geilen Mönch, und die Gäste schlugen den Takt dazu mit den Füßen auf den Boden.
    Berthold faßte sich wieder an den Kopf. Dieser gottverdammte Krach! Es hämmerte in ihm wie in einer Schmiede. Er stand auf. »Keine Greuel in meinem Haus«, murmelte er, »das Mädchen bleibt am Leben, denn es kann nichts dafür, daß mein gottverdammter Bruder ein verfluchtes Schwein ist.«
    Dann ging er langsam die Treppe zu seiner Kammer herauf.
    Custodis stand noch immer vor einem Rätsel. Wer hatte Monreal umgebracht? Er war ein phlegmatischer Charakter, träge und bequem, doch wenn ihn einmal etwas gepackt hatte, dann biß er sich fest wie eine Ratte. Und Monreals Tod hatte ihn gepackt. Er resümierte den Fall wieder und wieder, während er im Obstgarten saß.
    Der Offizier war in jenem März vor dem heiligen Osterfest losgeritten, um das Stadthaus von Maesfeld auf dessen Ankunft vorzubereiten. Aber weit war er nicht gekommen. Sowohl Bertholds Arzt als auch Raupachs Quacksalber hatten angegeben, Monreal sei noch am Morgen umgebracht worden. Dafür sprach auch die kurze Entfernung zwischen der Burg und dem Tatort. Aber was für Bedingungen mußte der Täter erfüllen, fragte sich Custodis.
    Ad primo mußte er eine Armbrust besitzen.
    Ad secundo mußte er ein vortrefflicher Schütze sein.
    Ad tertio durfte er zu diesem Zeitpunkt kein Pferd bei sich gehabt haben, denn die Spuren sprachen eine deutliche Sprache: bevor der Ire gekommen war, hatte es nur die Spur von Monreals Pferd gegeben.
    Ad quarto, und das folgte aus

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