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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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ist?«
    »Er hat mich wieder keines Blickes gewürdigt«, heulte Wera und schlug mit ihrer rechten Hand zornig und verzweifelt zugleich auf ihr Kopfkissen. »Da sitzt er herum, als wäre nichts gewesen, isst eine Maultasche nach der anderen und glotzt dabei ständig auf seine Uhr. Wahrscheinlich konnte er es kaum erwarten, seine geliebte Etty aufzusuchen!« Weras Worte trieften nur so vor bitterer Ironie.
    Margitta, die sie aus der Wäscherei hatte rufen lassen, saß reglos auf dem Bettrand und schwieg.
    Im nächsten Moment brach Wera erneut in Tränen aus.
    »Was mache ich nur falsch? Warum verliebt sich Eugen nicht endlich in mich? Ich richte mich doch, so hübsch es geht, für ihn her! Ich höre ihm zu, wenn er von seinem Regiment erzählt, ich lache an den richtigen Stellen oder versuche es zumindest. Ich halte mich mit meiner Meinung zurück, wenn ich weiß, dass sie ihm nicht gefallen wird. Was soll ich denn noch tun, ich befolge doch schonalle Ratschläge, die Olly und du mir gegeben habt! Allmählich gebe ich die Hoffnung wirklich auf …«
    Margitta, die während Weras Tirade aufgestanden und an den kleinen Salontisch getreten war, kam mit zwei Gläsern Blaubeerlikör zurück.
    »Dass sich jemand in dich verliebt, kannst du nicht erzwingen, sieh das doch endlich ein. Und solange es diese Tänzerin gibt, stehen deine Karten nun einmal schlecht. Sie hat Eugen den Kopf verdreht, und zwar gewaltig! Diese Etty de Boer ist ein hartgesottenes Weib, die lässt deinen Herzog nicht so schnell aus ihren Klauen. Dumm wäre sie, wenn sie’s täte. Im Gegenteil, so wie ich sie einschätze, hat sie es sogar auf eine Hochzeit abgesehen. Dann wäre sie eine Frau Herzogin.« Margitta lachte.
    »Eine Hochzeit? Wie kannst du so etwas sagen!« Wera stöhnte entsetzt auf. Eugen würde doch nicht tatsächlich in Erwägung ziehen, solchermaßen unter seinem Stand zu heiraten?
    »Du wolltest doch die Wahrheit erfahren, also jammere nicht«, entgegnete Margitta und reichte Wera schulterzuckend eines der Gläser.
    Wera nickte betrübt. Die süße dickliche Flüssigkeit rann warm und beruhigend ihre Kehle hinab. Sie stellte das Glas ab und starrte aus dem Fenster, wo eine dünne Schneeschicht die Dächer der Stadt wie mit einem Feenschleier bedeckte.
    Märzwinter. Dabei sehnte sie sich so sehr danach, endlich einen Frühling erleben zu dürfen …
    Nachdem das ganze Jahr 1872 verstrichen war, ohne dass Eugen ihr gegenüber aufgetaut wäre, hatte sie Margitta zum Theater geschickt.
    »Wenn ich schon gegen eine so hartnäckige Widersacherin ankämpfen muss, dann will ich wenigstens alles über sie wissen«, hatte sie kämpferisch gesagt. »Wie sieht diese Etty aus? Ist sie alt oder jung? Wo lebt sie und mit wem? Wo kommt sie her?« Vielleicht würde es ihr gelingen, die Tänzerin dorthin zurückzuschicken, und wenn es sein musste, das ganze Ensemble mit dazu! In ihrer wachsenden Ungeduld erschien Wera bald jedes Mittel recht.
    Margitta, mit der man normalerweise Pferde stehlen konnte, hatte sich ungewöhnlich geziert.
    »Warum soll ausgerechnet ich die Schnüfflerin für dich spielen? Schicke doch einen von euren höfischen Lakaien zum Spionieren, euren attraktiven alten Rittmeister zum Beispiel. In dem bisschen freier Zeit, das mir zusteht, habe ich weiß Gott Besseres zu tun.« Während sie sprach, hatte sie sich spielerisch Weras Broschen an die Kittelschürze gesteckt.
    »Niemand stellt sich in solchen Dingen so geschickt an wie du«, hatte Wera der Freundin geschmeichelt. »Am besten fragst du beim Theater nach, ob sie Arbeit für dich haben. Oder du sagst, du hättest Blumen für Etty. So bekommst du Zugang zum Gebäude. Bist du erst einmal drinnen, schaust du dich um, wo die Garderoben der Tänzerinnen liegen. Gib dich recht interessiert und tue den Damen ein wenig schön, dann werden sie dir schon das eine oder andere erzählen.«
    »Du hast ja alles bestens geplant. Warum machst du’s nicht einfach selbst« war Margittas kratzbürstige Erwiderung gewesen. Erst, als Wera ihr einen stattlichen Geldbetrag für ihre Dienste versprach und ihr eine ihrer Lieblingsbroschen schenkte, machte sie sich auf den Weg. Tatsächlich brachte es Margitta fertig – einen Blumenstrauß in der Hand –, ins Theater zu kommen, doch wurde sie weder zu Etty noch zu den anderen Tänzerinnen vorgelassen. Dafür gelang es ihr jedoch, eine Putzfrau, die lustlos die langen Theatergänge wischte, auszuhorchen: Etelda – Etty – war allem Anschein

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