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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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der frischen Luft einfach genießen, statt seinen Verfolgungsängsten nachzuhängen?
    Die drei Damen hatten sich gerade zum Gebet in die Grabkapelle zurückgezogen, als die Burschen auftauchten. Es waren zwei. Bevor Eugen wusste, wie ihm geschah, bauten sie sich links und rechts von ihm auf. Einer nahm ihm die Zigarette, die er sich gerade angezündet hatte, aus der Hand und warf sie auf den Boden. Dann trat er aufdringlich nahe an Eugen heran.
    »Duweißt, was wir von dir wollen …«
    Der Mann hatte einen brutalen Zug um den Mund. Als er sprach, schlug Eugen eine Welle faulen Atems entgegen.
    »Unser Herr will sein Geld, und zwar schleunigst!«
    »Spielschulden sind Ehrenschulden, so etwas müsste einer wie du doch wissen«, sagte der andere und baute sich nun ebenfalls in einer bedrängenden Art neben Eugen auf. »Und die Wohnung für dein Liebchen hast du auch noch nicht bezahlt.«
    »Euer Herr bekommt sein Geld! Sagt ihm, ich –«
    »Gar nichts sagen wir ihm«, schnitt einer der Männer Eugen sogleich das Wort ab. »Entweder du zahlst bis morgen Abend, oder …« Er machte eine Handbewegung an seiner Kehle entlang.
    »Du willst doch bestimmt nicht, dass wir der hübschen Tänzerin einen Besuch abstatten …«
    Eugen stöhnte. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Er war doch kein Straßenjunge, der sich hin und her schubsen ließ. Oder dem gegenüber man solche infamen Drohungen ausstieß. Er straffte die Schultern.
    »Was fällt euch ein, so mit mir zu reden? Ich bin der Herzog von Württemberg, wisst ihr das nicht? Ich habe beste Verbindungen zum König …«
    Anstatt beeindruckt zu sein, lachten die Männer.
    »Wie schön für dich. Dann bitte doch den König um das Geld, das du unserem Herr schuldest. Oder sollen wir selbst zu ihm gehen? Bestimmt interessiert sich der König sehr für das, was wir ihm erzählen könnten …«
    »Das wagt ihr nicht.« Eugen schluckte hart. Sein guter Ruf war alles, was er noch besaß. Wenn am Hof bekannt wurde, dass er, der Herzog von Württemberg, sich in Spielerspelunken herumtrieb und Schulden machte für eine Tänzerin … Daran hättest du früher denken müssen, schoss es ihm ungnädig durch den Kopf.
    »Das Geld ist weg! Ich brauche Zeit, um Neues zu beschaffen. Nur ein, zwei gute Nächte mit den Karten, mehr benötige ich nicht. Ich bin einer der besten Spieler weit und breit, die Karten sind mir meistens hold, und in nächster Zeit sollen ein paar hochkarätigeSpiele stattfinden.« Woher er das Geld nehmen würde, um an diesen teilzuhaben, war ihm zwar schleierhaft, aber diesem Problem wollte er sich später widmen.
    »Das Geld ist weg, hast du das gehört?«, sagte einer der Männer in übertrieben fassungslosem Ton. Bevor Eugen wusste, wie ihm geschah, traf ihn ein Schlag in die Magengrube.
    »Der beste Spieler weit und breit? Du bist vielleicht der größte Aufschneider, aber mehr auch nicht.« Ein Kinnhaken folgte.
    Keiner der drei Männer merkte, wie sich das Portal der Grabkapelle öffnete. Evelyn von Massenbach war die Erste, die der Rangelei gewahr wurde. Sie schrie leise auf, dann drängte sie Wera und die andere Hofdame zurück in die Kapelle. Durch die eilig geschlossene Tür war dumpfes Protestgeschrei von Wera zu hören.
    Eugen atmete auf, als die Männer von ihm abließen. Schon halb abgewandt, packte einer der beiden ihn noch einmal beim Schlafittchen.
    »Wir warten morgen Abend am Tor des Schlossgartens auf dich. Und wehe, du bringst das Geld nicht mit! Die nächste Abreibung verläuft nicht mehr so glimpflich.« Er spuckte vor Eugen aus, dann machten sich die beiden davon.
    »Haut bloß ab, ihr elenden Ganoven!«, schrie Eugen ihnen nach. Wütend und verzagt zugleich rieb er sich seinen schmerzenden Bauch, der wie Feuer brannte.
    *
    »Mit zweien auf einmal hat Eugen es aufgenommen, ohne Rücksicht auf Verluste. Ach Olly, wenn du das gesehen hättest!« Weras Augen glühten vor Erregung. »Diese Manneskraft, dieser Mut …«
    Die Königin sah zu Tode erschrocken aus. Ihr Gesicht war bleich wie Bein, auch aus ihren Lippen schien jegliche Farbe gewichen zu sein. Dass aus einer irrealen Gefahr so schnell brutale Wirklichkeit werden würde, hätte sie nie, niemals geglaubt.
    »Attentäter in Württemberg, dass es eines Tages dazu kommt …« AuchKarl schien erschüttert. Unwillkürlich fuhr seine rechte Hand an seinen Hals, als schnürte der Gedanke ihm die Luft ab.
    »Ab heute verlasst ihr das Schloss so lange nicht mehr, bis die Verbrecher

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